Wann haben Sie zum letzten Mal die Autofrontscheibe von toten Insekten gereinigt? Blumenwiesen? Fehlanzeige, braucht es nicht! Die nahrhaften Fettwiesen sind ja so schön gelb von Löwenzahn und Hahnenfuss. Wann hörten sie noch eine Lerche jubilieren?
Wo sind meine Frühlingsgäste im Garten geblieben? Schwanzmeisen, Stieglitz, Kleiber, Dompfaff, Gimpel, Grünfink kamen bis vor drei/vier Jahren regelmässig für einige Tage vorbei. Rauchschwalben, Mauersegler, Mehlschwalben, Kiebitze, grosser Brachvogel usw. sind seltener zu sehen, den Schwalben und Seglern fehlen die Insekten, die sie im Fluge fangen. Bodenbrüter haben kaum Chancen zu überleben, weil zu früh und oft gemäht wird. Nester werden zerstört.
Etliche Arten sind in der Schweiz ausgestorben oder stark bedroht. Unter Führung von Bauernpräsident Markus Ritter mit seinem riesigen Netzwerk und mit Hilfe der Agrolobby wurde die Biodiversitäts-Initiative und der «zu gefährliche Gegenvorschlag» von National- und Ständerat versenkt. Der Gegenvorschlag sei «völlig unverhältnismässig» und wäre ein enormes Problem für die künftige Entwicklung von Landwirtschaft, Gewerbe, Energiewirtschaft und Tourismus. Hat Ex-Biobauer Markus Ritter (sein Hof wird seit Anfang des Jahres von seinen zwei Söhnen betrieben) sein Biogewissen bei Fenaco, Syngenta und Monsanto abgegeben?
Gewerbeverbandspräsident Fabio Regazzi hat immer mehr Mühe mit den Begriffen Biodiversität und Nachhaltigkeit. Man wolle damit in der Bevölkerung Angst und Panik streuen. Der Begriff Biodiversität werde für die Bürgerlichen immer mehr zum Schimpfwort. Die eingangs beschriebenen Fakten sind offenbar belanglos und kein Anlass, irgendwelche Massnahmen zur Erhaltung oder Verbesserung der Biodiversität zu beschliessen. Es wäre wohl zu teuer. Geld regiert die Welt, das habe ich schon als kleiner Junge gelernt.
Peter Beyer, Balgach