Unter dem Titel «Es soll nun sogar bei Trockenheit nützen» ist ausführlich über das Hochwasserschutzprojekt berichtet worden. Trotzdem bleiben viele Fragen offen.
Auch in frühen Publikationen ist nirgends eine lastenheftspezifische Vorgabe ersichtlich. Nach welchen Vorgaben hat der Zweckverband Rheintaler Binnenkanal das Projekt ausgearbeitet?
Das Drosselstauwerk bei Dreibrücken (Balgach) soll 50 Millionen Franken kosten. Warum hat man nicht bereits beim Projektstart Massnahmen gegen Trockenheit mitberücksichtigt? Vorzugsweise durch Anlegen von Rückhaltebecken in den Oberläufen ergäbe sich ein wesentlich höherer Nutzwert als lediglich mit dem geplanten Drosselbauwerk. Rückhaltebecken haben sich andernorts bereits mehrfach bewährt.
Im oben genannten Bericht ist erwähnt, mittels «smarter Drainagen» Wasser zurückzuhalten, das dann bei Trockenheit verfügbar sein soll. Wieviel Kubikmeter Wasser kann die «smarte Drainage» bei Trockenheit bereitstellen?
Am 19. August 2022 hat ein Starkregen etliche Untergeschosse in Widnau überflutet. Durch die Feuerwehr mussten mehrere Räume ausgepumpt werden. Das Drosselstauwerk hätte diese Überflutung nicht verhindert, weil der Wasserstand des Binnenkanals dannzumal noch 80 cm unter der Dammkrone lag. Warum wird die Kanalisation in Widnau nicht zuerst saniert und erst danach ein Hochwasserschutz am Binnenkanal gesamtheitlich und inklusive mit Massnahmen gegen Trockenheit angegangen?
Das vorgeschlagene Drosselstauwerk erfordert enorme Eingriffe in das Terrain. Insgesamt kilometerlange Dämme entlang der Rietstrasse Balgach–Diepoldsau und bei einigen Rietstrassen. Für die Landwirte sind diese Dämme und die vorgesehenen Überhöhungen von Strassen erschwerend betreffend Zufahrt zu den zu bearbeitenden Kulturflächen. Durch das Drosselstauwerk soll bei Hochwasser das Kulturland mit bis zu 700'000 m3 gezielt überschwemmt werden. Bekanntlich ist der Torfboden äusserst sensibel. Erträgt er derartige Torturen ? Was passiert betreffend Biodiversität? Was machen die Landwirte wenn es unglücklicherweise innert zehn Jahren dreimal zu Überschwemmungen kommen sollte und das Land dann entsprechend lange Jahre nicht mehr bearbeitet werden kann? Was machen die Landwirte, wenn das Kulturland gegen Hochwasser geschützt ist, sie jedoch bei Trockenheit kein Wasser zum Bewässern haben?
Ueli Müller, «Stamm zur Eintracht», Balgach