13.05.2021

Zweiweg-Spieler auf zweitem Bildungsweg

Der 20-jährige Rheintaler Dario Bartholet spielt seit einem Jahr als Profi beim EHC Kloten – obschon er früher dachte, dafür nicht gut genug zu sein.

Von ys
aktualisiert am 03.11.2022
Die erste Profisaison endete für den Widnauer Dario Bartholet mit einer Enttäuschung: Qualisieger und Favorit EHC Kloten scheiterte im Playoff-Final um den Aufstieg in die National League am HC Ajoie. Auch Dario Bartholet ist enttäuscht: «Es hat nicht viel gefehlt. Aber Ajoie erzielte in den entscheidenden Phasen die Tore, wir dagegen nicht.»Der Rheintaler, dessen erster Profivertrag bereits im letzten Herbst verlängert worden war, hätte gerne den Schritt in die höchste Schweizer Liga gewagt. «Für meine Entwicklung ist es aber wohl nicht schlecht, eine weitere Saison in der Swiss League zu spielen», sagt der Jungprofi. Was Bartholet mit Kloten (noch) verpasste, hat er mit dem SC Rheintal bereits geschafft: Vor drei Jahren gehörte der damals 17-Jährige zum Rheintaler Team, das alle Spiele der Saison gewann und überlegen in die 1. Liga aufstieg. Seite an Seite mit seinem Bruder Sandro Bar­tholet, der inzwischen Captain der ersten Mannschaft des SCR ist. «Ich habe auch sonst noch mit einigen Spielern des SC Rheintal Kontakt», sagt Dario Bartholet.Dass einer, der Eishockeyprofi wird, überhaupt einmal für eine Erwachsenen-Amateurmannschaft gespielt hat, kommt eigentlich nicht mehr vor: Fast alle Schweizer Spieler der zwei höchsten Ligen haben bereits ihre Juniorenzeit in der Organisation eines grossen Vereins verbracht. «Daran hatte ich als Kind gar nicht gedacht», sagt Dario Bartholet, «ich habe immer gedacht, ich sei nicht gut genug, um später mal als Profi Eishockey zu spielen.»Aufstieg mit dem SC Rheintal vor drei JahrenAls er sich aber mit erst 17 Jahren auf Anhieb im gestandenen Team des SC Rheintal zurechtfand, setzte bei Dario Bartholet ein Umdenken ein: Teamkollegen, die schon in höheren Ligen gespielt hatten, ermunterten ihn dazu. Auch Trainer und Eltern leisteten Überzeugungsarbeit. «Als ich dann die Möglichkeit zum Wechsel nach Kloten erhielt, musste ich nicht mehr lange nachdenken.»Damals war Dario Bartho­let noch Lehrling bei der Firma Lüchinger Metallbau in Kriessern. Im dritten Lehrjahr pendelte er fast täglich zwischen dem Rheintal und Zürich hin und her. «Der Lehrbetrieb kam mir damals sehr entgegen, sonst wäre es nicht gegangen. Es war dennoch eine strenge Zeit», sagt Dario Bartholet. Die Lehre zum Metallbauer schloss er ein Jahr später ab – allerdings hatte er fürs letzte Lehrjahr zu einer Firma in der Region Zürich gewechselt.Bei Kloten spielte Dario Bartholet in den ersten zwei Jahren bei den Elite-Junioren. Er fand sich in der grösseren Or­ganisation rasch zurecht und schaffte dank guter Leistungen den Sprung ins Profikader. Auch dort hat sich der Rheintaler sofort integriert: «Dabei war sicher hilfreich, dass drei Spieler im Kader sind, mit denen ich bereits bei den Junioren spielte», sagt der Widnauer. Von Anfang an hatte Bartholet einen Stammplatz in der Swiss League und gab diesen nicht mehr ab – im Gegenteil: Er bekam immer mehr Eiszeit und wurde gar in Unterzahl eingesetzt. Nur in Überzahl stand Bartholet noch kaum auf dem Eis, was für einen Rookie normal ist. In 44 Qualispielen realisierte er neun Skorerpunkte (zwei Tore), in 17 Playoff-Spielen blieb ihm ein Torerfolg aber verwehrt.Das Skore ist für einen Verteidiger nicht ganz so wichtig wie für einen Stürmer. Allerdings ist Bartholet nicht nur für die Defensive zuständig. Er sieht sich selbst als Zweiweg-Verteidiger. Das hat nichts damit zu tun, dass er den Beruf des Eishockeyprofis auf dem «zweiten Bildungsweg» erlernt hat: Ein Zweiweg-Spieler ist ein Verteidiger, der nebst der Erfüllung seiner defensiven Pflicht auch in der Offensive Akzente setzt.Nach der strengen ersten Profisaison geniesst Dario Bar­tholet zurzeit die Ferien. Bald geht die Vorbereitung auf die kommende Saison wieder los, der neue Trainer heisst Jeff Tomlinson. Dario Bartholet möchte sich dann bestätigen und möglichst aufsteigen. Vor allem möchte er erleben, was ihm wegen Corona noch versagt worden ist: Profi-Eishockey vor vielen Zuschauern.

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