07.09.2018

«Zweite Chance»

Der diesjährige Preisträger des Salzburger Stiers, der Berner Autor, Musiker und Kabarettist Christoph Simon, trat als Gast des Kulturvereins im «Metropol»-Saal auf.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Max PflügerGegen 100 Gäste nutzten die Gelegenheit, Christoph Simon, den 18. Preisträger des Salzburger Stiers, mit seinem neuen Programm zu erleben. Der Salzburger Stier ist einer der renom­miertesten Kleinkunstpreise im deutschsprachigen Raum. Dichte Sprache, gediegener HumorDas Programm brachte keine turbulente Schenkelklopf- und zwerchfellerschütternde Slapstick-Comedy. Christoph Simons Humor ist feiner, subtiler. Und doch ist seine Kunst tempogeladen und von dichtem Wortwitz. Seine Gedanken turnen in Purzelbäumen von Ast zu Ast durch die Baumkronen seines Erfahrungsdschungels. Und sie sind für den Besucher nicht immer ganz einfach zu verfolgen, schlagen Haken, greifen oft auf frühere Bilder zurück oder eilen den Gedanken der Besucher voraus. Dabei kommt Christoph Simon ohne Requisiten und ohne grosse Theatralik aus. Und er braucht keine plumpen Anzüglichkeiten und keine groben Kraftausdrücke, um sein Publikum zum Schmunzeln und zum Lachen anzuregen. Im Gegenteil, sein eher dezenter und oft auch rabenschwarzer Humor unterhält während rund zwei Stunden bestens. Grosse Kunst: Ein Mann auf einer leeren Bühne kann einen ganzen Saal einen ganzen Abend in seinen Bann ziehen. Seine Thematik ist dabei vordergründig nicht weltbewegend. Menschliche Szenen des alltäglichen WahnsinnsEr vergreift sich nicht an der hohen Politik, sondern malt, wenn auch durchaus überspitzt und karikaturistisch überzeichnet, den ganz alltäglichen Wahnsinn und hält den Zuschauern den Spiegel vor. Seine Themen sind die all­täglichen Konflikte zwischen Partnern und Generationen, die unerfüllbaren und unerfüllten Wunschvorstellungen an seine Mitmenschen, vor allem aber an sich selbst. Er irrt auf Abwegen durch seine Beziehungen ebenso wie er sich im Wald verirrt. Und er wünscht sich, die Zeit neu organisieren zu können, um eine zweite Chance zu haben. Könnte er und könnten wir es dann besser machen und bessere Menschen werden?Der Künstler überzeugte mit seiner sprachlichen Dichte und seiner enormen Bühnenpräsenz.

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