04.10.2022

«Zwei Ostschweizerinnen täten dem Bundesrat gut»

Mike Egger, Nationalrat und Strategiechef der St. Galler SVP, macht aus seiner Favoritin als Nachfolgerin von Ueli Maurer kein Geheimnis.

Von Regula Weik
aktualisiert am 02.11.2022
Mike Egger reagiert am Telefon so, wie er immer reagiert, wenn er und die Politik in Fahrt kommen. Seit Freitag, seit der Rücktrittsankündigung von Bundesrat Ueli Maurer, sind beide aufgewühlt – Egger und die nationale Politik. «Mein Herz schlägt höher», sagt er unumwunden. Die Aussicht, dass die Ostschweiz bei der Bundesratswahl mitspielen könnte, scheint bei ihm einen Adrenalinkick ausgelöst zu haben. Er wirkt munter, sprudelnd, nahezu euphorisch – Egger, wie nur Egger sein kann. Das kommt nicht von ungefähr. Landauf und landab fallen immer wieder zwei Namen aus dem Toggenburg, wenn es um die Maurer-Nachfolge im Bundesrat geht: Toni Brunner und Esther Friedli. Egger macht kein Geheimnis daraus, dass auch sein Auge auf das «Haus zur Freiheit» gerichtet ist. Er würde eine Kandidatur aus dem Toggenburg gerne unterstützen, sagt er mit ungewohnter Zurückhaltung. Doch bereits im nächsten Satz ist diese verflogen. Da sagt der Nationalrat und Strategiechef der St. Galler SVP klipp und klar: «Zwei Ostschweizerinnen täten dem Bundesrat gut.» Zwei Ostschweizerinnen? Sieht Egger neben der St. Galler Bundesrätin und Justizministerin Karin Keller-Sutter also Esther Friedli in der Landesregierung? «Ganz klar: Ja!»Brunner steht Friedli nicht im WegEgger weiss sehr wohl, dass eine Kandidatur der St. Gallerin kein Spaziergang wäre und schweizweit die parteiinterne Konkurrenz nicht schläft. Es seien auch andere «Spitzenleute» in den Startpflöcken, sagt er denn auch und nennt die Nationalratskollegen Albert Rösti und Gregor Rutz. Hausintern dürfte Friedli keine Konkurrenz erwachsen. Ihr von einigen Medien als Traumkandidat hochgejubelter Partner, Ex-Parteichef und Ex-Nationalrat Toni Brunner hat am Wochenende in der «NZZ am Sonntag» erklärt: «Ich wäre nicht 2018 aus dem Nationalrat zurückgetreten, wenn ich Bundesrat werden wollte.» Er habe mit der Politik abgeschlossen. «Auch wenn mir das niemand glaubt.» Egger glaubt Brunner.  «Die Überzeugungskünste der Bittsteller müssten extrem gut sein, dass er sich umstimmen liesse», so Egger. Ihn würde es natürlich freuen: «Aber dieses Szenario dürfte doch sehr unwahrscheinlich sein.»   Und so setzt der Strategiechef auf Friedli. Sie sei «jung, dynamisch, gut vernetzt in Bern und eine fokussierte Schafferin». Dass die Politologin, Teilzeitgastronomin und Programmchefin der Partei erst seit drei Jahren dem Nationalrat angehört, sei kein Makel. Die Auffassung, ein Bundesrat müsse zuvor jahrelang in Bern politisiert haben, hält er für «überholt und antiquiert». Alter und politische Dienstjahre seien nicht per se Faktoren, die hoch gewichtet werden müssten. Friedli wirke integrativ und geniesse über die Parteigrenze hinaus Anerkennung – «Fähigkeiten, die sie auch für andere Parteien zu einer sehr valablen Bundesratskandidatin machen».Rechtzeitig die Hand hochhaltenNun, Friedli hat sich noch nicht zu einer allfälligen Kandidatur geäussert. Weshalb legt sich Egger bereits jetzt derart ins Zeug? «Wir wollen rechtzeitig die Hand hochhalten, selbstbewusst auftreten und uns nicht in typisch Ostschweizer Manier vornehm zurückhalten.» Und dann fügt er an: «Wir wollen und können mitmachen in diesem Rennen um den freien Bundesratssitz.» Davon würde die ganze Region profitieren, ist der Rheintaler überzeugt. Die Ostschweiz müsse stärker in Bern vertreten sein. Das würde ihren Anliegen zum Erfolg verhelfen – und dies «ohne Zusatzschlaufe», wie es in den vergangenen Jahren gerade bei Investitionen in die Infrastruktur (Bahn, Autobahnen) öfter nötig gewesen sei.Brunner und die Frau auf dem Ticket Noch bleibt den Kantonalparteien Zeit, um ihre Kandidatinnen oder Kandidaten nach Bern zu melden. Ob in der St. Galler Post der Name Esther Friedli stecken wird, wird sich weisen. «Obwohl das Geschlecht für die SVP nicht im Vordergrund steht, wäre es aus meiner Sicht angebracht, eine Frau auf dem Ticket zu haben», sagte Brunner in der «NZZ am Sonntag». Ob er dabei an seine Lebenspartnerin gedacht hat? Sollte Friedli kandidieren, dürfte der Toggenburger Bauer allerdings bald nicht mehr mitdiskutieren. Brunner ist Mitglied der Findungskommission – «er wird wohl in den Ausstand gehen müssen», sagt Egger. 

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