30.05.2018

Zwei lebenswichtige Altstätter Organe

Meinung Betrifft Altstätter Volksabstimmung vom 10. Juni

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Braucht Altstätten ein Museum? Braucht die Stadt ein Theater? Na ja, beides gehört nicht zu den Grundnahrungsmitteln.Trotzdem stillt es Hunger. Bildungs- und Erlebnishunger.Das Altstätter Museum und das Altstätter Diogenes-Theater sind Institutionen, die zur Stadt gehören wie die Röllelibutzen zur Fasnacht.Oder die Schollenmühle zum Riet.Oder – wie eine Volksabstimmung gezeigt hat – die Autos zur Marktgasse.Institutionen können sich mit dem bescheiden, was sie haben, oder Lust auf mehr entwickeln. Entscheidend ist, ob sie alleine vorwärtsschreiten oder die Menschen mit dem, was sie tun, mitreissen.Ob sie ein Feuer entfachen.Das Museum hat den Staub der Selbstgenügsamkeit sehr gründlich weggewischt. Es leuchtet frisch und fasziniert geradezu mit seiner neuen Art des bildlichen und süffigen Erzählens. Da ist überhaupt nichts Elitäres, sondern pures alltagstaugliches Vergnügen.Das Diogenes-Theater ist so quietschfidel, dass heute nur der Rücken der Besucher ächzt und bloss die schlechte Lüftung einen Mief verschuldet. Was das Publikum erleben kann, ist häufig witzig, manchmal bitterböse, ab und zu besinnlich – oder einfallsreich zu einem bunten Mix verquirlt.Der Wunsch, das Kleintheater von der peripheren Kugelgasse in die Stadt zu holen und das jüngst belebtere Museum auszubauen und als eigentlichen Treffpunkt zu gestalten, überzeugt nicht nur; die Absicht ist bestechend. Das gilt ebenso für das Projekt. Moderne Architektur wird respektvoll, zweckmässig und originell in eine altehrwürdige Hülle gepackt.Die Vorteile, die sich ergeben, wenn Museums- und Theaterbesucher das gleiche Haus bevölkern, sind zahlreich und unbestritten. Mit der Unterbringung des Diogenes-Theaters im Gebäude des Museums entsteht eine ideale Verbindung.Je ein schreckliches Wort bringt auf den Punkt, was Altstätten und seine Umgebung von diesem Zusammenschluss haben und was er den zwei Institutionen nützt.Das eine Wort heisst Stand-ortattraktivität. Die kulturell begeisterungsfähige Bevölkerung wird sich bei einem Ja am 10. Juni eines markant aufgewerteten Stadtzentrums erfreuen und bald ein Museums- und Theaterprogramm an einem Ort geniessen können, der dieses Programms würdig ist.Das zweite Wort heisst Synergien. Museumsgesellschaft und Diogenes-Theater sind wie geschaffen füreinander. Man stellt sie sich gern als zwei treue Gefährten vor, die Interessen, Perspektiven, Räume teilen und mitunter Hand in Hand verblüffen.Natürlich geht es wie immer bei solchen Projekten auch um Geld. Das «Zentrum für Geschichte und Kultur» kostet die Stadt einmalig 2,5 Millionen Franken sowie, jährlich, einen Zehntel dieser Summe für den laufenden Betrieb.Wer in der Suppe nach dem Haar sucht, findet es bestimmt.(Zum Beispiel: Das heutige Tor bei der Prestegg muss verschwinden. Und der Vorstand des Diogenes-Theaters lässt sich für sein Wirken teilent­schädigen – oh Schreck, ist das nicht skan­dalös?)Entscheidend ist die Frage, ob die beiden Institutionen das Vertrauen auch auf lange Sicht verdienen. Ob sie Hervorragendes leisten und Schloss Prestegg hinlänglich strahlen lassen, um Köpfe und Seelen zum Leuchten zu bringen.Kurze, klare Antwort: Ja!Diogenes-Theater und Museum sind zwei lebenswichtige Organe einer kleinen Stadt. Dank ihnen ist der kulturelle Leuchtturm möglich, den sich der Kanton für eine ganze Region erhofft.Gert Bruderer

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