07.09.2022

Zwei Kandidaten, ein Ziel

Die Gemeindepräsident-Kandidaten René Ammann und Alex Arnold stellten sich den Fragen der Bevölkerung.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Am 25. September wählt die Oberrheintaler Gemeinde einen Nachfolger für den zurücktretenden Gemeindepräsidenten Andreas Eggenberger. Die überparteiliche Findungskommission schlug mit dem 41-jährigenAlex Arnold, zurzeit Gemeindepräsident von Eichberg, nur einen einzigen Kandidaten vor – ein zweiter Interessent, der für geeignet befunden worden war, sagte wieder ab. Kurz vor Ablauf der Frist für die Ersatzwahl stellte sich mit dem 50-jährigen seit 2021 in Rebstein wohnhaften Personalberater René Ammann ein zweiter Kandidat zur Verfügung. An dem vom Einwohnerverein organisierten Podium hatten die Rebsteinerinnen und Rebsteiner Gelegenheit, die Kandidaten kennenzulernen. Die beiden hatten keine grundsätzlich unterschiedlichen Meinungen zu den gestellten Fragen,  und so kam es zu keiner Diskussion, geschweige denn zu einem verbalen Schlagabtausch. Alex Arnold konnte bei der Befragung auf seine Berufserfahrung zurückgreifen, während René Ammann seine Vorstellung zur Führung der Gemeinde auf seinen wirtschaftlichen Hintergrund stützt.Der Infrastruktur Sorge tragenModeratorin Serina Rohner fragte die Kandidaten, was sie im wirtschaftlichen Bereich unternehmen würden. «Der Wirtschaft gilt es Sorge zu tragen, etwa indem man in der Ortsplanung darauf Rücksicht nimmt und den Kontakt zu den Exponenten pflegt», sagte Alex Arnold. Man müsse gute Rahmenbedingungen schaffen, was den Ausbau von Strassen und den öffentlichen Verkehr be­treffe. Wenn beispielsweise wieder mehr Züge in Rebstein halten würden, wäre dies gut. René Ammann sagte, er würde den Wirtschaftsstandort Rebstein aktiv zu fördern versuchen, indem man offenlege, was man bieten könne und direkt auf grosse Firmen zugehe, die auf der Suche nach Standorten seien.  Zur Infrastruktur fragte Peter Lüchinger, was die Kandidaten von der Dezentralisierung halten, sprich, dass ein Teil der Verwaltung an einem angemieteten Standort untergebracht sei. «Diesbezüglich sehe ich auf jeden Fall noch Handlungspotenzial. Das ist eine Herausforderung, die angegangen werden muss», sagte Arnold, und gab zu: «Hier eine sinnvolle und zeitgemässe Lösung zu finden, ist gar nicht so einfach.» Da habe er in Eichberg mit der geplanten Renovation des Gemeindehauses bereits Erfahrungen gemacht, und zwar nicht nur gute. Die Investition wurde vom Volk abgelehnt. Für René Ammann ist klar, die In­frastruktur für die Verwaltung muss auf aktuellem technischen Stand sein und sonst angepasst werden: «Unabhängig davon, ob dies die Informationstechnik oder den Bau selber betrifft, der behinderten­gerecht und energetisch zukunftsgerichteten Standards entsprechen muss.» Stimmungsmache gebremstIm Zuge dieser Frage kam es zu kritischen Einwürfen gegenüber dem heutigen Führungsgremium. Bevor diese negative Stimmung sich auswachsen konnte, übernahm Kurt Ulmann das Mikrofon; der ehemalige Dirigent hatte beim Musikverein Rebstein auch sonst Führungsfunktionen inne. Er sagte, dass man von Seiten der politischen Gemeinde immer wieder Wertschätzung erfahren habe und unterstützt worden sei. Die Zusammenarbeit mit anderen Kooperationen habe dank guter Vernetzung stets funktioniert. Ulmann wollte wissen, wie vernetzt die Kandidaten denn übergeordnet, speziell beim Kanton, seien? Der parteilose René Ammann verwies darauf, dass er vor allem in der Wirtschaft vernetzt sei, aber dass er als Gemeindepräsident für den Kantonsrat kandidieren würde und gegenüber der Politik grundsätzlich offen sei. [caption_left:Der auf eine Stunde ausgelegte Anlass wurde aufgrund vieler Fragen überzogen. ]Arnold, der 2013 als Mitglied der Piratenpartei das Amt als Gemeindepräsident von Eichberg antrat, sagte: «Ich merkte schnell, dass es wichtig ist, eine Parteibasis zu haben, die breit verankert ist. So könne man sich unkompliziert austauschen und beispielsweise in­formell rasch etwas auf Regierungsebene nachfragen.» Heutzutage ist Alex Arnold in der Partei Die Mitte und strebt einen Platz als Kantonsrat an: «Zurzeit bin ich zweiter Ersatz, und da wir die Regel haben, dass Parteimitglieder nach 16 Jahren aus dem Rat zurücktreten sollten, habe ich gute Chancen.» Peter Lüchinger wollte von Arnold wissen, wieso er sich karrieretechnisch nicht für die grössere und somit interessantere Gemeinde Widnau entschieden habe, zumal man dort angesichts der Dreierkandidatur keine Probleme gehabt habe, Interessenten zu finden. Alex Arnold sagte, rein karrieretechnisch wäre die Agglomeration-Gemeinde sicher interessant. Aber er sei diesen Sommer Vater geworden und habe festgestellt, dass ihm der persönliche­re Rahmen einer kleineren Gemeinde besser tauge. «Schliesslich le­be ich, nebst kurzen Unterbrüchen, selber seit der dritten Primarklasse in Eichberg. Ein Schritt nach vorn ist es trotzdem, denn mein Amt ist nur eine 60-Prozent-Stelle und 40 Prozent arbeite ich als Programmierer.» Mit Altersheim, Kinderbetreuung, Verkehrsproblematik etc. gebe es in Rebstein durchaus neue und spannende Herausforderungen für ihn. Das Dorfleben ist für beide zentralMarcel Stricker fragte, ob er denn überhaupt in die Gemeinde ziehen würde? «Ich habe zwar vor kurzem ein Haus in Eichberg gekauft, bin mich aber bereits in Rebstein am Umschauen», sagte Alex Arnold. Es wäre für ihn nicht glaubwürdig, gegen aussen Werbung für die Gemeinde zu machen und sich für Wirtschaft und Gewerbe einzusetzen und selber nicht dort zu wohnen. Abgesehen davon schreibe auch das Gesetz vor, dass der Wohnsitz des Präsidenten in der Gemeinde sein müsse. Der in Flawil aufgewachsene René Ammann lebt seit März 2021 in Rebstein. Als Eigentümer des «Sternens» unterstützt er seine Lebenspartnerin als Hobbywirt, hauptberuflich ist er Filialleiter einer Personalberatung. Als Mitglied des Vereins Arm Wrestling und des Männerchors ist er bereits im Dorfleben integriert. Natürlich interessierte der Umgang mit den Finanzen respektive dem nach Ansicht vieler Rebsteinerinnen und Rebsteiner hohen Steuersatz. René Ammann erklärte, dass er vom jetzigen Standpunkt aus nicht sagen könne, ob Einsparungen und damit eine Senkung des Steuersatzes möglich wäre. «Mein Bestreben wäre aber, etwas dafür zu tun, dass mehr Geld in die Kasse fliesst.» Alex Arnold fand, man müsse aufpassen, dass die Schraube nicht am falschen Ort angezogen werde: «Das Dorfleben zu unterstützen, bringt Lebensqualität und darf auch etwas kosten.» Insofern passte es dann ganz gut, dass Kandidaten und Fra­gesteller nach dem Anlass mit einem Ständchen des Musikvereins empfangen wurden.

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