Kobelwald 03.11.2022

Zwei Einheimische wollen den Kern ihres Dorfes aufwerten

Zwei Einheimische erneuern das traditionsreiche «Schäfli» im Zentrum von Kobelwald. Die darüber hinaus gehende Bautätigkeit am Felsen wird für den Dorfkern prägenden Charakter haben.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022

Im Jahr 2019 überschlugen sich die Ereignisse. In der Nacht auf Montag, 25. März, brach im «Schäfli» ein Brand aus. Der damalige Wirt und Hauseigen­tümer Emil Manser wurde von aufmerksamen Nachbarn gerettet.

Schon einige Monate vorher hatten Jürg Hengartner und Daniel Kobler mit Emil Manser aussichtsreiche Kaufverhandlungen geführt.

Nach dem Brand ging es darum, das Restaurant möglichst rasch instand zu stellen und den Betrieb wieder aufzunehmen. Doch zwei Monate nach dem Brand wurde der 77-jährige Wirt tot aufgefunden. Die Instandstellungsarbeiten wurden eingestellt, der Kauf der Liegenschaft durch Jürg Hengartner (52) und Daniel Kobler (56) besiegelt und die Gesamterneuerung angestrebt.

«Schäfli» wird in seinen Originalzustand versetzt

Die neuen Liegenschaftsbesitzer gründeten die Emils Schöfli AG und beauftragten Architekt Daniel Eggenberger, unter Einbezug der Denkmalpflege ein Bauprojekt zu erarbeiten. Die beiden im Berggebiet aufgewachsenen Eigentümer, die einst in Kobelwald ihre Betriebe Kobler Holzbau und Hengartner Schreinerei gegründet haben, verfolgten den Anspruch, den Dorfkern mit ihrem Projekt erheblich aufzuwerten und dem «Schäfli» seinen Originalzustand zurückzugeben.

Schon vor zweieinhalb Jahren wurden zu diesem Zweck im Wald der Ortsgemeinde 150 Kubikmeter Weisstannen-Mondholz gefällt.

Jürg Hengartner und Daniel Kobler sind in Kobelwald verwurzelt und ihrem Dorf tief ver­bunden, was sich auch in ehrenamtlicher Tätigkeit für die Allgemeinheit geäussert hat oder äussert. Kobler war Schulrat und Kirchenpräsident, Hengartner ist als Kirchenverwaltungsrat für die Gebäude zuständig. Am Erhalt historischer Bausubstanz haben die beiden ebenso Freude wie an einem Dorfkern, der ästhetisch hervorsticht.

«Eines der schönsten Gebäude im Rheintal»

Daniel Kobler nennt das «Schäfli» eines der schönsten Gebäude im St. Galler Rheintal, Jürg Hengartner schwärmt sogleich von der Fassade. Das «Schäfli»-Projekt ist aber auch Teil einer Zentrumserneuerung, die sich auf drei Gebäude in der Häuserzeile am Felsen erstreckt. Die Emils Schöfli AG erstellt ausser dem Restaurant ein Gebäude mit zwei Wohnungen, und drittens errichtet ein Neffe Hengartners, begleitet von der Denkmalpflege, ebenfalls ein Wohnhaus.

Eine Visualisierung des neuen "Schäflis"
Eine Visualisierung des neuen "Schäflis"
Bild: pd

Apropos Denkmalpflege: Die beiden «Schäfli»-Bauherren sprechen von einer sehr guten Zusammenarbeit und freuen sich über viele ermunternde Stimmen im Dorf. Ihr Bauprojekt, sagen Hengartner und Kobler, erfreue sich einer Welle der Sympathie.

Kachelofen und antikes «Schäfli»-Wirtshausschild

Ihren Originalzustand verloren die Fassade und der Innenraum des Restaurants in den Sieb­zigerjahren. Die untere Fensterreihe wurde erneuert und gleichzeitig entfremdet. Sprechen die neuen Eigentümer vom neuen «Schäfli», verwenden sie gern das Wort Bijou.

Sie sind voller Tatendrang und freuen sich, dass der Kachelofen aus dem von Daniel Kobler erneuerten Rosahus in Kobelwald im Restaurant seinen neuen Platz finden und hier in Betrieb sein kann. Genauso zeugt ein bereits vor dem Hauskauf erworbenes Wirtshausschild von der Leidenschaft des Duos. Das Schild hat einen alten Träger und konnte vom Altstätter Kunstschmied Geri Aigner übernommen werden, der das schöne Objekt vor der Übernahme durch die Kobelwalder fachmännisch aufgefrischt hat.

Der einst mit dem «Schäfli» verbundene Laden wird nicht fortbestehen. Seit bald einem halben Jahrhundert ist er schon geschlossen; Kuno Bont diente das Lokal für seinen Film «Das Deckelbad» als Schauplatz. Das verbindende Element zwischen dem «Schäfli» und seinem künftigen Nachbarhaus wird eine Terrasse sein, die auf der Höhe des Restaurants liegt.

Über dem Restaurant mit seinen 35 Sitzplätzen entstehen eine Wohnung und ein Büro.

Unter der Terrasse befindet sich eine Tiefgarage mit 13 Parkplätzen. Alle Arbeiten mit Holz führen die beiden Firmen der «Schäfli»-Eigentümer aus, die einen rundum geschindelten Neubau in Aussicht stellen.

Hinweis

Die beiden «Schäfli»-Eigentümer werden ihr Projekt an der diesjährigen GIVO Weihnachtsausstellung vom 2. bis 4. Dezember in der Oberrieter Bildstöckli-Halle vorstellen.

Sie waren «Schäfli»-Gäste und wollen die Beiz erhalten

Gb Hengartner Jürg Kobler Daniel (1)

Jürg Hengartner (links im Bild) und Daniel Kobler (rechts im Bild), die neuen Eigentümer des Restaurants Schäfli in Kobelwald, sind eigentliche «Schäfli»-Fans. Sie haben auch ein passendes Wirtshausschild gefunden, das an der Fassade angebracht werden soll. Daniel Kobler lebt seit bald drei Jahrzehnten in Kobelwald. Aufgewachsen (und geboren) ist der Eigentümer der Kobelwieser Firma Kobler Holzbau in Hard. Als Daniel Kobler vor vier Jahren eine Weiterbildung über nachhaltiges Bauen genoss, war der Kobelwalder Ortskern das Thema einer seiner Arbeiten. In Kobelwald hat er zwei markante Häuser mit grossem Respekt vor der Tradition dieser Gebäude ersetzt – das Rosahus und den Torkel. Sowohl Daniel Kobler als auch sein Kollege Jürg Hengartner waren Gäste im «Schäfli» und interessierten sich schon vor einigen Jahren für die Frage, wie es mit dem Restaurant einst weitergehen könnte. Jürg Hengartner betreibt zwar eine Schrei­nerei (die heute in Oberriet ansässig ist), hat aber auch eine Beziehung zur Gastronomie. Seine Mutter Elsa Hengartner war bis vor vier Jahrzehnten Wirtin des einstigen Restaurants Bad Kobelwies, in dem Jürg Hengartner zur Welt kam und aufwuchs. Zusätzlich zu seiner Lehre als Möbelschreiner studierte er Innenarchitektur. Die beiden Kollegen taten sich schliesslich zusammen, um das «Schäfli» zu erwerben, zu erneuern und als Restaurant zu erhalten. Seine einst beachtliche «Beizendichte» (ein Restaurant pro 50 Einwohnerinnen und Einwohner) hat Kobelwald zwar verloren. Doch mit dem Fort­bestand des «Schäfli» und der «Traube» verfügt das Dorf auch künftig über zwei Gastronomiebetriebe im Zentrum. Über das Event-Restaurant «Traube» nur zwei Häuser weiter sagt Jürg Hengartner anerkennend: «Es ist für das Dorf sehr bereichernd.»


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