Als die beiden Brüder ihren Kollegen im Altstätter Modelleisenbahnclub (Meca) vor einem Dreivierteljahr von ihrem Plan erzählten, aus dem Nichts eine grosse Fünf-Zoll-Gartenbahn zu erschaffen, wurde die Idee nicht allzu ernst genommen. Dario und Fabian Rutishauser dachten damals an das grosse Meca-Jubiläum 2025; dann wird der Club das 50-jährige Bestehen feiern. Die Brüder gehören als Bauchefs dem OK an.
Was seit der Ankündigung geleistet wurde, ist kaum zu glauben:
Dario und Fabian Rutishauser haben ihr ehrgeiziges Ziel schon erreicht.
So kann die Bahn bereits an den bevorstehenden Tagen der offenen Meca-Tür ihre weitläufigen Runden drehen.
Weit über 100 Meter Gleis und zwei Züge
Auf dem roten Platz beim Altstätter Schöntal-Schulhaus, wo die Modellbahner im Untergeschoss ihre Anlagen betreiben, errichten Dario und Fabian Rutishauser ihre 40 Meter lange und 19 Meter breite 24-Volt-Anlage mit überdecktem Bahnhof, Ausweichspur und Abstellgleis. Wo ein Gleis den Fussweg kreuzt, wird beidseitig eine Signaltafel aufgestellt.
Die Brüder haben praktisch alles selbst gemacht: den grössten Teil der Schienen, zwei Personenwagen, einen Bedienwagen und beide Loks – eine rote Rangierlokomotive V100 sowie eine grüne Ae 3/5. Die rote, mit einem Zweiklanghorn ausgestattete Lok, die Fabian gehört, ist ganz und gar ein Eigenbau.
Die grüne Universallok hat Dario in Köln erstanden, doch das Innenleben wurde ebenfalls komplett erneuert. Am Anfang sei die Ae 3/5 mit einem «Riesengump» davongezogen, nun beschleunigt sie wie ihre rote Schwester dank vieler Fahrstufen beeindruckend sanft.
Für das Debüt wird Rutishausers Gartenbahn mit zwei weiteren Personenwagen und einem zweiten Bedienwagen aus Montlingen ergänzt. Ihr Eigentümer Werner Zäch leiht den Altstättern das Rollmaterial, damit sich schon jetzt zwei ganze Züge zusammenstellen lassen.
Von ihm erhielten die jungen Anlagenbauer zudem gute Tipps. Auch Meca-Mitglied Beni Sieber unterstützte das Anlagenprojekt, indem er Dario und Fabian als Stromer fachmännisch zur Seite stand.
Vieles wurde erst vor Kurzem geliefert
Erst in den letzten zwei Wochen wurden mehrere wichtige Elemente für die neue Anlage geliefert – für die Steuerung, fürs Elektrische, für die Beleuchtung. Die Beschriftung für die rote Lok war erst vor acht Tagen bereit.
Einen Teil der Schienen konnten Dario und Fabian als Occasionsartikel übernehmen, die anderen haben sie von Grund auf selbst gemacht. Sie besichtigten viele bestehende Anlagen, prüften die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Gleis-Bauarten und gestalteten die Schienen so, dass auf dem roten Platz keine Kanten, sondern Flächen aufliegen.
Zu diesem Zweck (zur Vermeidung von Schäden) haben sie unter den Schienen kleine Vierkantrohre (statt U-Profile) angebracht. Zum Schluss wurde alles verzinkt, damit die Schienen nicht rosten und sie mit Hochdruck leicht zu waschen sind.
Vor einigen Wochen haben Dario und Fabian Rutishauser die ganze Anlage zum ersten Mal aufgestellt – für einen Probelauf. Peter Hutter und Wisi Widmer halfen eifrig mit. Bei dieser Gelegenheit wurden alle Gleisstücke gemäss einem Bauplan nummeriert, sodass sich die Anlage in Zukunft rasch aufbauen lässt.
Auch Oldtimer-Traktoren faszinieren die Brüder
Für spannende Projekte wie die Gartenbahn ergänzen sich die Brüder ideal. Dario ist Schreiner, Fabian Mechaniker. Bei den Eltern, wo sie noch zu Hause sind, steht ihnen sowohl eine Schreinerwerkstatt als auch eine Metallbauwerkstatt zur Verfügung.
Nicht nur die Bahn hat es den beiden angetan, sondern auch Oldtimer-Traktoren faszinieren sie. Die sechs Fahrzeuge, die sie zum Teil in einem ehemaligen Stall in der Nähe untergebracht haben, halten sie selbst in Schwung, gemeinsam haben sie die schönen Stücke restauriert.
Dario hat sich eine Waldparzelle gekauft
Dario Rutishauser hatte schon früh Freude am Wald, weshalb er sich in Kobelwald eine 3000 m2 grosse Parzelle kaufte. Er besuchte Forstwartkurse und sägt nun im eigenen Wald mit dem mobilen Sägewerk gern jenes Holz zurecht, das er für sich selbst benötigt. Auch dieses Hobby teilen die Brüder. Für den Modellbahnclub führen sie gern Holzarbeiten aus.
Zum Modellbahnhobby kamen sie durch ihren verstorbenen Grossvater Josef Stieger.
Dessen zimmergrosse analoge H0-Anlage konnten sie übernehmen, digitalisieren und im Haus der Oma auf die doppelte Grösse erweitern. Die Anlage besteht zwar nicht mehr, das Material ist aber noch vorhanden. Auch eine Modulanlage in Spur 1 haben die Brüder einmal gebaut.
Dem Verein der Modellbahner gehören sie seit rund zehn Jahren an. Sie sind hier sehr aktiv. Die Donnerstagabende verbringen sie praktisch immer im Clublokal.
Nur in der Fasnacht fehlen sie. Denn ausser den genannten Leidenschaften haben sie noch eine weitere: Dario und Fabian sind auch im Röllelibutzen-Verein.
Hinweis
An den Tagen der offenen Meca-Tür von Samstag, 5., und Sonntag, 6. November, ist die Gartenbahn von Dario und Fabian Rutishauser in Betrieb; sollte es regnen, pausiert sie jeweils, bis es wieder trocken ist.