18.11.2019

Zusammenarbeit könnte leiden

Mautbefreiung könnte für «Agglo» Rheintal zum Problem werden, «Jobtickets» sollen den ÖV attraktiver machen.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerDer Entscheid des österreichischen Nationalrates, den A14-Abschnitt Hörbranz – Hohenems «pickerlfrei» zu machen, schlägt zurzeit auf beiden Seiten des Rheins grosse Wellen. Während sich andere Orte, mit der Stadt Bregenz an der Spitze, von der Lösung eine Verkehrsentlastung versprechen, befürchten andere Gemeinden eine Mehrbelastung.Wie stellt sich der Verein Agglomeration Rheintal dem Thema, dessen Ziel es ist, die Abstimmung der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im gemeinsamen, grenzüberschreitenden Lebensraum aufeinander abzustimmen? «Agglo Rheintal» wartet Gesprächsergebnisse ab«Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz mit Massnahmen im Langsamverkehr, im öffentlichen Verkehr und im motorisierten Verkehr. Eine einzelne, isolierte Massnahme, wie die Mautbefreiung, wird diesem Anspruch nicht gerecht. Sie verlagert das Problem von einem Ort zum anderen. Dies erschwert die konstruktive und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit im Rheintal», sagt Reto Friedauer, Präsident des Ver-eins Agglomeration Rheintal und Gemeindepräsident von St. Margrethen. Plant «Agglo Rheintal» im Zusammenhang mit der Maut eine Stellungnahme zuhanden der Vorarlberger Landesregierung? «Wir prüfen, ob wir diesbezüglich aktiv werden, und stehen dazu auch in Kontakt mit Vereinsmitgliedern», sagt Friedauer, «wird warten die Ergebnisse der Gespräche ab zwischen den betroffenen Gemeinden und dem Land. Dann entscheiden wir über die weiteren Schritte.» Könnte eine Mautbefreiung im A14-Abschnitt Hörbranz bis Hohenems die Gemeinde Höchst und damit auch St. Margrethen etwas entlasten? «Aufgrund der Daten lässt sich dies nicht so einfach beantworten. Dies hängt vom Verhalten der Verkehrsteilnehmer ab. Genau solche Fragen müssten vorab sorgfältig geklärt werden – und dies für den ganzen Grenzraum», sagt Reto Friedauer.Harmonisierung der ÖV-Tarife kaum realisierbarUm die Strassen entlang der Grenze hüben und drüben zu entlasten, soll der öffentliche Verkehr gefördert werden. Wie weit ist «Agglo Rheintal» bei der Angleichung der Tarife? «Das Amt für öffentlichen Verkehr hat zusammen mit dem Verein Agglomeration Rheintal eine Studie zur grenzüberschreitenden Tarifsituation in Auftrag gegeben. Diese zeigt, dass es grenzüberschreitend mit sehr unterschiedlichen Tarifniveaus und mehreren Verbundpartnern schwierig ist, eine einheitliche und attraktive Lösung zu finden», sagt der «Agglo»-Präsident. In der Schweiz werde von ÖV-Verbindungen ein Mass an Wirtschaftlichkeit verlangt, während in Vorarlberg die Fahrpreise stark subventioniert würden. Das mache eine Harmonisierung schwierig.Sind gleiche ÖV-Fahrpreise in der Grenzregion überhaupt realistisch oder bleibt dies ein Wunschdenken von «Agglo Rheintal»? «Das ist leider tatsächlich aufgrund der unterschiedlichen Planungsphilosophien unrealistisch und wurde mittels Studie bestätigt», sagt Reto Friedauer. Die Problematik sei in anderen Grenzregionen der Schweiz ebenfalls nicht gelöst. «Allerdings ist unsere Region die einzige, die seit Sommer mit der grenzüberschreitenden «Fairtiq»-App eine digitale Lösung für den Erwerb von grenzüberschreitenden Streckentickets anbietet», sagt Friedauer. Dieses Angebot sei leider noch zu wenig bekannt.«Jobticket grenzenlos» kommt ab 2021 Eine Tarifanpassung wäre nach Ansicht des «Agglo»-Präsidenten nur mit Rabatten Dritter möglich. «Die beiden Länder werden dies jedoch nicht übernehmen. Folglich müssten andere in die Bresche springen, was schwierig ist», sagt Friedauer. Der Verein Agglomeration verfolge einen anderen Ansatz. Mit dem «Jobticket grenzenlos» stehe ab 2021 ein attraktives Angebot für Berufspendler zur Verfügung. «Agglo» konzentriere sich zuerst auf die Bekanntmachung und Verbreitung von «Fairtiq» und «Jobticket». Die grösseren Unternehmen und Mitgliedsgemeinden wolle man ermutigen, sich beim «Jobticket» zu beteiligen und dies zu bewerben, sobald das Angebot zur Verfügung stehe. «Dies ist für die Schweiz ab Mitte 2020 der Fall und für den grenzüberschreitenden Raum ab 2021», sagt Reto Friedauer. Zusätzlich kläre man ab, ob «Agglo Rheintal» für kleinere Unternehmen und Gemeinden als Poolingpartner funktionieren könnte, damit diese ebenfalls vom Jobticket profitieren könnten. Bei der Netzplanung seien ebenfalls attraktivere Verbindungen und Begleitmassnahmen in Planung. Um was es sich dabei genau handelt, will der Verein 2020 mitteilen.Eine Verbesserung für den Langsamverkehr und damit eine Verkehrsentlastung können auch die geplanten Velobrücken bringen. Sind die Projekte nach wie vor im nächsten oder erst im übernächsten Aggloprogramm vorgesehen? «Die grenzüberschreitenden Veloverbindungen und die Attraktivierung der Velonetze sind Kernthemen im laufenden Agglomerationsprogramm. Entsprechende Massnahmen werden derzeit erarbeitet und ins Programm integriert», sagt Reto Friedauer.

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