19.11.2020

Zurückhaltung bei schnellen Tests

Das Interesse an Corona-Schnelltests ist vorhanden. Im Rheintal breitet sich das Angebot aber nur langsam aus.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelMehrmals täglich erhält das Personal der Rogenmoser Apotheke und Drogerie in St. Margrethen Anrufe mit der Frage, ob Antigen-Schnelltests möglich seien. Seit gestern lautet die Antwort «Ja». Die Apotheke im Dorf führt die Tests in einem eigens dafür aufgebauten Zelt durch. «Es war nicht einfach, die Schnelltests und das dazugehörende Schutzmaterial zu erhalten», sagt Geschäftsführer Christian Rogenmoser.Der Auslieferung geht ein Bewilligungsverfahren voraus. Es musste ein Kurs besucht werden, um den Abstrich zu üben, Schutzvorkehrungen anzuwenden und die Patienten über das Resultat und das weitere Vorgehen zu informieren. Vier Angestellte sind geschult und dürfen die Schnelltests durchführen. Christian Rogenmoser begrüsst die Zulassung der Schnelltests in Apotheken. Auch die Sternen-Apotheke in Altstätten befindet sich in Abklärung, die Schnelltests anzubieten. Demnächst soll mit Testen begonnen werden. Bisher nicht vorgesehen ist das Angebot in den Amavita-Apotheken in Altstätten und im Rhyland, Widnau, auch die Zentral-Apotheke in Heerbrugg führt vorerst keine Schnelltests durch. Zu aufwendig und nur für bestimmte FälleDies entspricht der Prognose von Fachleuten, dass sich trotz Ausbreitung des Angebots nicht annähernd alle Arztpraxen und Apotheken dafür entscheiden werden, Schnelltests anzubieten. Die Tests kämen hauptsächlich in den grösseren Testzentren zum Einsatz.Mehrere angefragte Rheintaler Arztpraxen bestätigen, auf Schnelltests zu verzichten. Der zusätzliche Aufwand gegenüber PCR-Tests, die ins Labor eingeschickt und innert 24 bis 48 Stunden ein Resultat liefern, sei nicht zu unterschätzen. Abstrich, Analyse, Beratungsgespräch: Diese Arbeitsschritte müssen sofort in der Praxis umgesetzt werden. Zudem ist der Schnelltest gemäss Bundesamt für Gesundheit nur bei bestimmten Zielgruppen empfohlen: bei Personen, die nicht besonders gefährdet sind und bei denen die Symptome vor weniger als vier Tagen begonnen haben, sowie bei Personen ohne Symptome, wenn sie eine Nachricht von der Swiss-Covid-App bekommen haben, dass sie Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatten.Auf den Husten folgte Schwindel Auf Jan Miaras Zustand traf der erste Fall zu. Der Husten war unauffällig. Für den 67-Jährigen kein offensichtliches Symptom, das auf Corona deutete. Er fühlte sich gut, spürte keine Schmerzen, bis einige Tage später Schwindel und Schweissausbrüche auftraten. Er meldete sich bei seinem Hausarzt Roman Würth in Widnau und erhielt einen Termin, um mit einem Corona-Schnelltest Gewissheit zu erhalten. Nach dem Nasen-Rachen-Abstrich liefert der Antigen-Schnelltest innert 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis. Bei Jan Miara war es positiv. Seit der Isolation zu Hause erlebt er einen eher milden Verlauf der Krankheit. Mit Magen-Darm- Beschwerden und wenig Appetit, doch der Geschmackssinn ist vorhanden. Zur Kontrolle ist ein weiterer Termin beim Hausarzt festgelegt.Schnelles Resultat bleibt eine MomentaufnahmeFrühzeitig um die Corona- Schnelltests bemühte sich Bernd Lackner, Arzt mit Praxis in Altstätten. Die Tests seien ein gutes Diagnosemittel bei Patienten mit Symptomen. Die Zuverlässigkeit zweifelt er nicht an. «Wir benutzen auch schon seit vielen Jahren Schnelltests beispielsweise bei Influenza, Schwangerschaft oder Drogenscreening, auf die wir uns im Praxisalltag genauso verlassen.» Momentan führt er täglich etwa fünf bis zehn Coronatests durch, je zur Hälfte Schnelltests und PCR-Tests. Ein ehemaliges Infusionszimmer wurde zum Abstrichzimmer umfunktioniert. Nach jedem Patienten wird gelüftet und grossflächig desinfiziert. Die Patienten schätzten, wie schnell das Resultat vorliege, sagt Bernd Lackner. «Sie werden aber auch klar darauf hingewiesen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt.» Solange sie Symptome hätten, sollten sie auf jeden Fall in Isolation bleiben.

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