Der Vorwurf, rückständig zu sein, liess die Spinne unruhig werden. Als sie nach Hause kam, sah sie sich ihr Netz an. Kein Faden war überflüssig. Jeder schien dringend nötig zu sein. Sie entdeckte kein Loch im Netz. Alles schien perfekt zu sein. Schliesslich aber fand sie einen Faden, der gerade nach oben lief.
In diesem Faden hatte sich noch nie eine Fliege gefangen. Er war also nicht nötig und unrationell. Weg damit! Die Spinne biss den scheinbar unnützen Faden durch – und das Netz fiel in sich zusammen. Es war der Faden, an dem das ganze Netz aufgehängt war.
Haben Menschen uns nicht auch schon erzählt:
Ohne Gott geht alles besser, wir brauchen Gott nicht!
Aber von diesem Faden nach oben hängt doch alles ab. Er hält unser Leben vom ersten bis zum letzten Augenblick. Vernetzt sein in der Liebe zu Gott und ein grosses Netz der Liebe zu anderen Menschen zu haben, das ist es, was uns trägt und hält.
Eine Frau hatte einmal einen schlimmen Todesfall in ihrer Familie zu verkraften. Sie sagte mir, wenn ich nicht das Netz der vielen Freunde, der Familie und meinen Glauben an einen liebenden Gott gehabt hätte, ich wäre in die Tiefe gefallen.
Ein schönes Osterevangelium ist für mich die Stelle, als Jesus in der Morgendämmerung am Ufer des Sees Genezareth steht und auf die Jünger wartet (Joh. 21,1-14).
Er spricht sie an und lädt sie ein zum Frühmahl. Aber sie haben weder Fisch noch Brot. Trotz ihrer Bemühungen sind ihre Netze und die Herzen leer. Ist das nicht auch eine Alltagserfahrung für uns Menschen heute? Wir bemühen uns am Arbeitsplatz, in der Familie, mit der Erziehung der Kinder und oft höre ich das Wort:
Es war alles vergeblich, es ist alles ganz anders gekommen.
Jesus fragt Petrus nach seiner Liebe und er schickt ihn vom Boot weg hinaus in die Welt, um für die Menschen da zu sein, um ein Netz der Liebe auszubreiten. In diesem Netz sind alle aufgehoben, Menschen mit Krankheit und Sorgen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit traurigen und schmerzhaften Erfahrungen.
Für sie alle wollte Jesus da sein, sie heilen und stärken. Dieses Netz der Liebe müssen wir aber auch heute füreinander spannen, sodass keiner im Sog der Verletzungen und des Egoismus untergeht. Wenn wir an Gott und der Liebe zum Nächsten festhalten, kann unser Leben gut gelingen.
Aus uns selbst heraus schaffen wir es oft nicht – vielleicht müssten auch wir einmal den Blickwinkel ändern und uns wieder vermehrt auf Gott als Helfer und Wegbegleiter einlassen.