14.01.2019

Zugluft in der eigenen Stube

Am Finalturnier des Champions Cups in der Kirchenfeld-Halle, seinem «Wohnzimmer», musste der SVD Diepoldsau-Schmitter erkennen, dass international ein stärkerer Wind weht. Die Rheininsler mussten sich mit dem vierten und letzten Platz begnügen.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerDer Final des EFA Champions Cups in Diepoldsau war eine rein deutsche Angelegenheit: Der TSV Pfungstadt besiegte VfK Berlin mit 4:0.Die Diepoldsauer, die den Finaleinzug anvisiert hatten, waren im Halbfinal an den Berlinern gescheitert. Beim 1:4 (7:11, 3:11, 14:12, 14:15, 2:11) verschliefen die Rheininsler den Start. Als sie sich gesammelt hatten, lagen die Gastgeber schon 0:2 nach Sätzen hinten.In den nächsten zwei Durchgängen zeigten sie, dass sie den Berlinern Paroli bieten können. Den dritten Satz gewann der SVD 14:12 und im vierten war er nahe am Ausgleich. Dass schliesslich doch eine 14:15-Niederlage resultierte, war der Knackpunkt in diesem Final. Im letzten Satz verbuchten die Rheininsler gerade noch zwei Pünktchen.Ersatzgeschwächt gegen die Besten EuropasDer SVD Diepoldsau-Schmitter war letzten Herbst schleppend in die Nationalliga A gestartet, hat sich inzwischen aber gesteigert. Im Champions Cup – dem Pendant zur Champions League im Fussball – mussten Trainer Joachim Bork und seine Spieler erkennen, dass auf internationaler Ebene die Trauben höher hängen als in der Schweiz.Erschwerend kam dazu, dass mit Lukas Lässer der etatmässige Schlagmann verletzt fehlte. Und sein Bruder Christian, der ihn ersetzte, war grippegeschwächt.So schaffte es der SVD nicht, mit dem Service genug Druck zu erzeugen. Und ausserdem monierte Bork die vielen kleinen Unsauberkeiten wie schlechte Zuspiele, «die in der Summe auf diesem Niveau zu viel gewesen sind».In der Schweiz dagegen gibt es mit Wigoltingen nur einen Gegner, der solche Konzentrationsschwächen ausnutzen kann. Gerade die deutschen Spitzenvereine werden in ihrer Liga viel härter gefordert.Neue Funktion: Kommentator-SpielerAuch im Spiel um den 3./4. Platz gegen Vöcklabruck fing Die­poldsau schlecht an. Im ersten Satz fanden die Gastgeber überhaupt nicht ins Spiel und mussten fast alle Punkte den Österreichern überlassen.Im zweiten Durchgang gab der frühere Diepoldsauer Trainer Manuel Sieber sein Comeback in der ersten Mannschaft. Dabei schuf er eine neue Funktion, die des Kommentator-Spielers. Sie­ber kommentierte nämlich mit Juliano Fontoura von Faustball Widnau das Spielgeschehen im Youtube-Livestream des SVD. Im ersten Satz war Sieber noch am Mikrofon gesessen. Ab dem zweiten Durchgang versuchte er, den Diepoldsauern in der Halle zu helfen.Die Absicht, die Bork mit Siebers Einwechslung verfolgte, war nicht schwer zu verraten: Der Routinier sollte seinen offensichtlich nervösen Teamkollegen etwas Ruhe vermitteln.Das gelang ziemlich gut, jedenfalls war Diepoldsau ab dem zweiten Durchgang besser im Spiel als zuvor. Allerdings schafften es die Rheininsler immer noch nicht, das hohe Niveau konstant zu halten. Vöcklabruck bedankte sich mit sechs Punkten in Serie und somit auch dem Teilerfolg im zweiten Abschnitt.Im dritten Satz war der SVD noch näher an den Österreichern dran. Diese nutzten aber eine weitere Punkteserie zum knappen Gewinn des Durchgangs.Mit 0:3 im Rückstand liegend hatte Diepoldsau eigentlich keine Chance mehr, um ins Spiel zurückzukehren. Es mag auch an nachlassender Konzentration der Österreicher gelegen haben, aber plötzlich klappte das Diepolds­auer Angriffsspiel. Die Rheintaler liessen Vöcklabruck im vierten Abschnitt keine Chance. Bahnte sich doch eine Wende an?Steigerung nach schwachem Beginn Die Österreicher agierten wieder fokussierter. Diepoldsau leistete sich nun weniger Fehler als zu Beginn der Partie. Aber Vöcklabruck lag meistens knapp voraus. Beim Stand von 10:8 kamen die Gäste zum ersten Matchball. Diesen konnten die Gastgeber noch abwehren, aber der nächste Punkt bedeutete gleichwohl die Entscheidung für die Gäste: Der TSV Vöcklabruck besiegte den SVD Diepoldsau-Schmitter mit 4:1 (11:3, 11:7, 11:9, 4:11, 11:9) und sicherte sich damit die Bronzemedaille hinter den zwei deutschen Teams.Die Diepoldsauer Spieler waren enttäuscht – aber man spürte den Spielern auch an, dass sich dieser undankbare vierte Rang nach dem Ausfall von Lukas Lässer angedeutet hatte. Denn nur in Topform hätte Diepoldsau eine Medaille oder gar den Champions-Cup-Titel gewinnen können, und von einer solchen Verfassung war Diepoldsau weit entfernt.Nun geht es für die Rheininsler darum, sich auch für den Champions Cup des nächsten Jahres zu qualifizieren. Dafür müssen sie den Schweizer Meistertitel in der Halle verteidigen. Die Diepoldsauer Teilnahme am Final-4-Turnier steht bereits fest. Die Entscheidung fällt am 9./10. Februar.Den Diepoldsauern bleibt also vier Wochen Zeit, um das enttäuschend verlaufene Europacup-Turnier hinter sich zu lassen. Und wenigstens seinen Gegnern in der Schweiz das Fürchten zu lehren.Diepoldsau: Kenneth Schoch, Stefan Eggert, Christian Lässer, Fabian Marthy, Malik Müller (Captain), Manuel Sieber, Roman Lässer.

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