28.07.2020

Züchter befürchten nach Absagen Konsequenzen

Nach der Absage der diesjährigen Viehschauen scheint die Zukunft einiger Appenzeller Schauen ungewiss.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 03.11.2022
Mit der Absage bricht eine Tradition. Nach der Spanischen Grippe 1918 und der Maul- und Klauenseuche 1920 ist es das dritte Mal, dass der Anlass nicht stattfindet. Die Bauern trifft dies hart, dennoch zeigen sie Verständnis. «Wir müssen der Realität ins Auge sehen», sagt Ueli Zellweger, Präsident der Viehschaukommission Speicher.Die Viehzuchtgemeinschaft Trogen-Speicher hätte das 125-jährige Bestehen gefeiert. Das Festzelt war gemietet, 15 Schaufahrer dabei. Die Absage kam für Zellweger nicht überraschend. «Obwohl wir nach der Lockerung im Juni mit der Planung weitergemacht haben, war uns bewusst, dass der definitive Entscheid noch nicht fiel», so der Landwirt. Ob die Feier 2020 nachgeholt wird, sei offen.Beat Brunner, Präsident des Ausserrhoder Bauernverbands, bestätigt das Verständnis: «Negative Reaktionen wurden nicht an mich herangetragen.»Bauern messen sich an den Schauen im Zuchterfolg und leisten einen Beitrag zur Imagepflege. «Es ist für viele ein wichtiger Tag, auf den man sich das ganze Jahr über freut», so Brunner. Die Absage schmerze, doch die Gesundheit sei wichtiger.Appenzell Ausserrhoden gehört zu den ersten Kantonen, die das Aus beschlossen haben. St. Gallen und Innerrhoden warten noch ab. In Herisau fiel der Entscheid an einer Sitzung Anfang Juli. Das Amt für Landwirtschaft hatte alle Viehschauverantwortlichen der Gemeinden eingeladen. Die frühe Absage sei nötig gewesen, da im Ausserrhodischen die Viehschausaison im September beginnt. Trotzdem: Leicht fiel die Absage nicht, so Hans Schmid, Präsident der Ausserrhoder Tierzuchtkommission. «Die Bauern sind mit den Viehschauen stark verbunden. Sie gehören zum Jahresablauf in der Landwirtschaft und sind darum kaum wegzudenken», sagt Schmid. Die Absage sei aber unausweichlich gewesen. Das Schutzkonzept sei nicht umsetzbar. 1,5 Meter Abstand zwischen den Zuschauern müssen gewährleistet sein, ebenso eine Sektoreinteilung von maximal 300 Personen. Die Ausserrhoder Schauen zählen aber wie etwa in Schwellbrunn oder Urnäsch bis zu 2000 Schaulustige. «In den Festwirtschaften könnten wir das Konzept einhalten, am Ring und am Strassenrand während des Einzugs der Tiere ist dies nicht möglich», sagt Schmid.Die einmalige Absage wiegt für Hans Schmid nicht schwer. Viele Anlässe konnten heuer nicht stattfinden, dass es nun auch die Landwirte trifft, sei fair. Doch nächstes Jahr sehe es anders aus. «Wir werden ein nicht umsetzbares Schutzkonzept nicht wieder einfach so hinnehmen», sagt er.Eine Konsequenz der Absage befürchtet der Präsident der Tierzuchtkommission: Von den Landwirten fordern die Schauen einen grossen Effort. Fällt dieser für einmal weg, bestehe die Gefahr, dass nächsten Sommer manche nicht mehr teilnehmen, so stark könnte der Minderaufwand ins Gewicht fallen. Sollten einige Schauen nun nicht mehr durchgeführt werden, erachtet er dies als grössten Verlust, der durch die Absage entstanden ist.«An den Viehschauen erfahren Bauern und Landwirtschaft die grösste Goutierung durch die Bevölkerung. Das bewegt uns emotional sehr. Darauf längerfristig verzichten zu müssen, wäre wirklich sehr schade.»Astrid Zysset

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