08.02.2019

Zu viel Verkehr, zu wenige Begegnungsorte

Die Gemeinde lud am Donnerstagabend zu einem Workshop zum räumlichen Entwicklungskonzept. So spürte sie den Puls der Bevölkerung. Und dieser schlägt hoch – besonders beim Dauerthema Verkehr.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
«Das sieht ja nach Arbeit aus!», sagte ein Balgacher, als er die Halle betrat. In der Tat: Der Teil «work» des Wortes «Workshop» stand für arbeiten. Doch die vielen Anwesenden machten die Arbeit gern. Nach der Einführung von Gemeindepräsidentin Sil­- via Troxler und den Erläuterungen von Raumplanerin Marilene Holzhauser nahmen sie in Gruppen an mehreren Tischen Platz, um die Inhalte der Ortsplanungsrevision zu besprechen. Es war kein trockener Anlass, das war spürbar: Die Teilnehmer diskutierten engagiert, und trotzdem war die Stimmung besser als in einem grossen Plenum.Am meisten Gesprächsbedarf gab es an den Tischen mit dem Thema Verkehr. Das überrascht nicht, gibt es auf Balgachs Hauptachsen doch tatsächlich viel Verkehr, besonders zu Stosszeiten. Erstaunlich war eher, dass das längst begrabene Projekt «Strasse 2000» noch längst nicht aus den Köpfen verschwunden ist. Viele Bürger sagten, eine Umfahrungsstrasse im Riet, von Altstätten bis Widnau, helfe, Balgachs Zentrum vom Verkehr zu entlasten. Eine Lösung fanden die Teilnehmer nicht, das war auch nicht ihre Aufgabe. Doch der Workshop zeigte, dass das Thema Umfahrungsstrasse immer noch sehr aktuell ist.Mehrfach schlugen Bürger überdies eine Anbindung des Gebiets Sportanlagen/Industrie Wegen an den öffentlichen Verkehr vor. Eine Bushaltestelle oder sogar ein Bahnhof Balgach schwebt ihnen vor.Am Ende des dreistündigen Workshops war zu spüren, was die Gemeinde mit dem Anlass richtig gemacht hat: Der einzige Votant im Plenum mahnte, es seien auch die Nachbargemeinden zur Vorwärtsbewegung eingeladen, unterstrich aber mehrfach, er begrüsse diese Art von Information und Austausch sehr.Eine Ideensammlung mit einer Fülle an IdeenSo war der Abend mehr eine Ideensammlung – und an Ideen mangelte es nicht – als eine Infoveranstaltung. Schliesslich ist das Revisionsprojekt noch jung. Nötig ist es, weil neue Gesetze wie das Planungs- und Baugesetz des Kantons oder der kantonale Richtplan Teil Siedlung in Kraft getreten sind.Die Gemeinden müssen deshalb die Ortsplanungsinstrumente wie Richtplan, Zonenplan, Baureglement und Schutzverordnung an die neue Gesetzgebung anpassen. Balgach hat dafür eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die einen Entwurf des räumlichen Entwicklungskonzepts erarbeitet hat. Dieses stand nun am Donnerstag zur Diskussion.Sie war nicht nur beim Thema Verkehr lebhaft. Auch die innere Verdichtung, ein Kernpunkt der neuen Gesetze, führte zu vielen Gesprächen. Eine Bürgerin sagte: «Vielleicht müssen wir uns bewusst werden, dass die Zeit der Einfamilienhäuser vorbei ist und man in Zukunft anders wohnen wird.» Fraglich ist aber, welche Gebiete für die innere Verdichtung genutzt werden sollen. Denn niemand möchte hohe neue Blöcke vor der Haustür – und eine Hochhausschlucht entlang der Hauptstrasse wird auch nicht gewünscht.An mehreren Tischen äusserten Bürger zudem den Wunsch, die Rössliwiese zu nutzen. Sie gehört der Gemeinde, hier kann sie Einfluss nehmen – und etwa eine Tiefgarage oder eine Begegnungszone mit Park schaffen, wie es bei den Vorschlägen hiess. Denn, so ist die Meinung vieler Balgacherinnen und Balgacher, dem Dorf fehlt zurzeit ein belebtes Zentrum, wo man sich trifft.Remo Zollinger

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