12.06.2018

Zu geringes Interesse an der Chilbi

In St.Margrethen warteten die Kinder am vergangenen Sonntag vergeblich auf die Kilbi. Sie wurde in diesem Jahr abgesagt. Die Schausteller zeigten zu wenig Interesse. Die Gemeinde will ein neues Format erarbeiten.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Vor nicht allzu langer Zeit war die Chilbi der Anlass im Dorf, an dem alle teilgenommen haben. Zwischen Autoscooter, Kinderkarussellen und Schiessbuden traf sich die Bevölkerung, tauschte sich aus und genoss die Atmosphäre. Um den Boxautomaten versammelten sich Jugendliche, Mütter mit Kinderwagen schlenderten durch die Gassen der Marktstände und von allen Seiten hörte man die Kinder jauchzen und schreien. Die Chilbi war Jagdgebiet für Singles, Abenteuerpark für Kinder und bot darüber hinaus allerlei kulinarische Leckerbissen. Doch das Gesicht der Chilbi hat sich gewandelt. Während sich in grösseren Dörfern und Städten der Besucherrückgang in Grenzen hält, kämpfen kleinere Chilbis zusehends ums Überleben. Stetiger  Besucherrückgang In St. Margrethen hat man die Konsequenzen aus dem ständigen Besucherrückgang der letzten Jahre gezogen und beschlossen, die Chilbi in diesem Jahr nicht mehr durchzuführen. «Das Interesse bei den Schaustellern und den Besuchern war zu klein», sagt Reto Friedauer, Gemeindepräsident von St. Margrethen. Nachdem die Zentrumsgestaltung weit fortgeschritten ist, wolle man die Chilbi neu im Zentrum ausrichten. Aufgrund des nachlassenden Interessens bringe es nichts, das alte Konzept zu übernehmen. Die Gemeinde sei daran, ein neues Format zu erstellen: «Diskutiert werden verschiedene Belebungsstrategien», sagt Friedauer und ergänzt: «Wir sind aber offen für Vorstösse aus der Bevölkerung, schliesslich wollen wir die Einwohnerinnen und Einwohner in den Prozess einbeziehen.»  Die Fakten waren eindeutig – der Entschluss nur eine logische Folge daraus: «Manchmal braucht es Mut, ein Ende zu setzen», sagt der Gemeindepräsident. Man wolle sich Zeit lassen, etwas Nachhaltiges aufzubauen. Das Zentrum im Park bietet eine gute Infrastruktur und somit einen idealen Rahmen für nachgefragte Formate.  In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren war Niklaus Harder, Geschäftsführer der Zambon & Harder AG, verantwortlich für die Bahnen an der Chilbi. Er hat den schleichenden, aber steten Besucherrückgang auch bemerkt. «Als Schausteller ist man sehr vom Wetter abhängig. Zu schönes Wetter lockt die Besucher ans Wasser, bei Regenwetter bleiben sie zu Hause.» Im Gegensatz zu den Marktständen haben sie mit hohen Kosten zu rechnen und seien deshalb auf viele Besucher angewiesen. «Die Chilbi St. Margrethen hat sich je länger je weniger ausbezahlt», sagt der Geschäftsführer. Auch andere Märkte betroffen Nicht nur für Chilbis und Jahrmärkte ist das Interesse in der Bevölkerung gesunken, auch für Monatsmärkte, wie sie in Heerbrugg stattfinden. «Während Frühlings- und Herbstmärkte recht viele Besucher anlocken, werden die Monatsmärkte immer schlechter besucht», sagt Werner Pfister, Marktchef Monatsmärkte Heerbrugg. Waren es früher deutlich mehr Marktfahrer, hat sich ihre Zahl in den letzten Jahren halbiert. Wer auf einen treuen Kundenstamm zurückgreifen kann, für den rechne sich der Markt immer noch, ist Pfister überzeugt. «Der Markt ist nicht überholt, aber zwingend auf Veränderungen angewiesen», sagt der Marktchef. Neben günstigen Einkaufsmöglichkeiten im grenznahen Ausland und digitalen Einkaufsplattformen im World Wide Web haben es die Marktfahrer schwer. Umso wichtiger seien Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit der Produkte, sagt Pfister. «Ein Markt funktioniert nur so gut, wie sein Angebot ist.»  

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