Der Kritiker ist Peter Dietsche, ehemaliger Gemeinderat aus Berneck. Zwei Bankenvertreter erklärten sich bereit, im Beisein eines Journalisten über die geplante Fusion der Raiffeisenbanken Berneck-Au und Unteres Rheintal zu diskutieren. So trafen sich im Gewölbekeller – bei stets gebührendem Abstand – Markus Hitz, Reto Zellweger, Peter Dietsche und der Schreibende. Hitz ist Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Berneck-Au, Zellweger Vorsitzender der Bankleitung.Peter Dietsche sähe lieber ein Zusammengehen der Raiffeisenbank Berneck-Au mit den Widnauern (also der Raiffeisenbank Mittelrheintal). Dazu hat er sich schon bei verschiedener Gelegenheit teils eingehend geäussert. Nun, da es zur Abstimmung kommt, hätte er dies abermals tun wollen, aber Corona hat Dietsches Plan durchkreuzt.Nicht nur über die ordentlichen Traktanden und über Statutenänderungen stimmen die Genossenschafter von Raiffeisen Berneck-Au und Raiffeisen Unteres Rheintal brieflich ab, sondern auch über die Fusion. Am 7. Mai, 19 Uhr, ist Einsendeschluss, wobei der Poststempel massgebend ist. Die Stimmen werden am 11. Mai in der Rhein-auhalle in St. Margrethen unter notarieller Aufsicht gezählt – je separat tun dies (in der gleichen Halle und hier räumlich getrennt) die Raiffeisenbank Berneck-Au und die Raiffeisenbank Unteres Rheintal. Bei einem Ja zur Fusion soll noch am gleichen Tag die konstituierende Verwaltungsratssitzung stattfinden. Damit es zum Zusammenschluss kommt, ist eine Zweidrittelsmehrheit nötig.Dietsche hat zu Widnau einen stärkeren BezugPeter Dietsche räumte ein, dass Emotionen im Spiel sind. Er habe einen stärkeren Bezug zu Widnau als zum nördlich gelegenen Gebiet. Über ein so wichtiges Geschäft wie eine Fusion müsste seiner Auffassung nach an einer GV diskutiert werden können. Ginge es nach ihm, wäre die Abstimmung über den Zusammenschluss deshalb auf später, schlimmstenfalls halt auf das nächste Jahr, verschoben worden.Aus Sicht der beiden fusionswilligen Partner drängt jedoch die Zeit. Viel sei schon gemeinsam vorgespurt, sagt Reto Zellweger, längst werde intensiv zusammen- und auf die Fusion hingearbeitet. Sollte sie abgelehnt werden, hätte dies auch eine unmittelbare finanzielle Folge: Die beiden Raiffeisenbanken hätten für Informatikkosten eine Nachzahlung von je einer halben Million Franken zu leisten.Am liebsten hätte Dietsche es gesehen, über die Wahl des Fusionspartners wäre innerhalb der Genossenschaft eine breite Diskussion geführt worden. Markus Hitz hielt dagegen, es liege klar in der Verantwortung des Verwaltungsrates, einen Fusionspartner zu finden und für die seines Erachtens beste Lösung einen Antrag zu stellen, wobei eine Fusion natürlich in beide Richtungen geprüft worden sei.«Mit Unterrheintalern auf Augenhöhe verhandelt»Während die Bilanzsumme der Raiffeisenbank Widnau fast 3,5 Mal so gross ist wie jene von Raiffeisen Berneck-Au, ist die Raiffeisenbank Unteres Rheintal «nur» 1,8 Mal so gross. Die Verwaltungsräte der Fusionspartner hätten denn auch «von Anfang an auf Augenhöhe» verhandelt, sagt Markus Hitz, und stets sei klar gewesen, dass bei einer Fusion niemand seinen Job verliere, dass die vier Geschäftsstellen bestehen bleiben und die Generalversammlungen auch künftig im bisherigen Rahmen stattfinden sollen. Auch werde nach der Fusion aus jedem Dorfteil jemand im Verwaltungsrat vertreten sein.Peter Dietsche wandte ein, niemand könne heute wissen, was in zehn Jahren sei, womit er den Wert der Zusicherung relativierte. Dietsche fügte hinzu: Würde mit Widnau fusioniert und wollte Widnau die Kundschaft und Mitglieder von Berneck und Au nicht verlieren, «wäre auch Widnau zwangsläufig daran interessiert, die heutigen Standorte zu erhalten».Prominente Industrie nördlich von BerneckAusserdem bezog sich Dietsche auf die frühere Aussage eines Zentralvorstandsmitglieds, der mit Blick in eine nahe Zukunft vor einigen Jahren eine Bilanzsumme von 1,4 Milliarden Franken als sinnvolle Grösse genannt hatte. Kommt es zur Fusion von Berneck-Au (Bilanzsumme, inkl. Depotvolumen: 377 Mio.) mit der Raiffeisenbank Unteres Rheintal (697 Mio.), ergibt sich eine neue Bank mit 1,074 Mia. Bilanzsumme. Damit rückt sie in die Nähe der Raiffeisenbank Mittelrheintal (1,315 Mia.).Während Raiffeisen Widnau zwar ein deutlich grösserer Partner wäre, ist der nördlich gelegene Wirtschaftsraum besonders aussichtsreich. Markus Hitz verwies auf St. Margrethen mit seiner prominenten Industrie und grossen neuen Chancen für die Bank. Gerade im Mittleren Rheintal sei der Wettbewerb bereits besonders gross.