21.04.2022

Zelten und lernen bei zügiger Bise

In einer Zeltstadt im Altstätter Riet führen Jungwacht und Blauring einen achttägigen J+S-Leitungskurs durch.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Wer bei der Rietaach von der Kriessernstrasse Richtung Lüchingen abbiegt, sieht die beachtliche Zeltstadt beim Färbertrinerhof von Weitem. Sie bietet von vergangenem bis morgen Samstag Unterkunft und Verpflegung für 55 Personen. Zum zweiten Mal wird im sogenannten Lehmloch ein Zeltkurs der kantonalen Jubla (Jungwacht Blauring) durchgeführt. 38 Teilnehmende zwischen 17 und 22 Jahren werden von zwölf Leiterinnen und Leitern zu Gruppenleitenden ausgebildet. Neue Chefinnen und Chefs für Lager und ScharstundenIn den acht Tagen lernen sie im anerkannten J+S-Leiterkurs,  Gruppenstunden zu organisieren, und werden danach in ihren heimischen Scharen als Leitende an den kommenden Sommerlagern teilnehmen.[caption_left: Die zukünftig Leitenden werden in ganz unterschiedlichen Richtungen ausgebildet.]«Sofern alle bestehen», sagt Ramona Thür aus Lüchingen, die mit dem Diepoldsauer David Weibel den Zeltkurs leitet.[caption_left: David Weibel (l.) und Ramona Thür leiten den Zeltkurs der kantonalen Jubla gemeinsam.]Sie erklärt: «Es ist wichtig, dass die Lernenden die Richtlinien einhalten.» Immerhin traue man den Teilnehmenden zu, nach dem Kurs Gruppen von bis zu zwölf Kindern zu leiten, die entweder im Alter von fünf bis zehn oder sogar zehn bis achtzehn Jahren sind.«Das Programm ist breit gefächert», sagt Thür. Von praktischen Aufgaben wie Erste Hilfe und Pioniertechniken lernen über Aktivitäten für die Scharen planen und durchführen bis zur Elternarbeit ist alles enthalten.[caption_left: Auch in Pioniertechniken lernt man so Einiges: Im Hintergrund wurde eine Hollywoodschaukel aufgestellt.]«Wir haben bereits mit allen Gespräche geführt und individuelle Ziele vereinbart, was es bis am Wochenende noch zu erreichen gilt», sagt Thür, die selbst die Expertenausbildung absolviert hat. Beim Augenschein am Donnerstagmorgen sehen die Teilnehmenden leicht mitgenommen aus, vertiefen sich aber in ihren Gruppen schon wieder in die Arbeiten. Eine kalte Bise zieht durch die Zeltstadt. In der Nacht lagen die Temperaturen gerade mal knapp über dem Gefrierpunkt. Kein Wunder, trägt fast jeder Kappe und zwei, drei Schichten Kleider. «Ohne den kalten Luft den ganzen Tag wäre es ganz angenehm», sagt Ramona Thür.[caption_left: Mit Militärdecken und Stroh wurden kälteabweisende Matratzen gefertigt. Da ist unter dem Schlafsack keine eigene Matte mehr nötig.]Für die Nacht habe man Strohmatratzen als Unterlage für die Schlafsäcke gefertigt – und wer wolle, könne zusätzlich eine heisse Bettflasche haben. Die werden jeweils vom fünfköpfigen Küchenteam vorbereitet. «Sie sind beliebt», sagt Manuel Frei, der als Ex-Diepoldsauer Jungwächter schon seit Jahren für diesen Zeltkurs kocht, der früher in Bangs und Feldkirch stattfand. «Dass es in dieser Jahreszeit etwas frisch ist, gehört mit zur Ausbildung. Schliesslich finden die Sommerlager oft in Bergregionen statt, da können die Temperaturen auch fallen», sagt er und lacht. Ein Traum für jeden GrillfanDie Küche, auch sie unter Zeltblachen, ist ein Traum für je­den Grillfan. Verschiedenste Konstruktionen aus selbst geschweissten Maxi-Grillkästen und Fässern, die als Halter für Riesenpfannen dienen oder in denen man backen kann, sind am Rauchen.[caption_left: Die unterschiedlichsten Speisen werden mit Holzfeuer zubereitet, wie hier Manuel Frei zeigt.]Restlos alles wird auf dem Feuer zubereitet. «Es ist für uns eine Herausforderung, auch jedes Jahr Neues zu probieren», sagt Jeannette Sieber, die über den Widnauer Blauring in die Kochcrew fand.[caption_left: Die Küche ist praktisch eingerichtet und hat dank der Nähe zum Hof auch fliessend Wasser, mit dem Jeannette Sieber gerade arbeitet.) Und der Speiseplan kann sich sehen lassen: Jeder Tag hat ein Motto mit zugehörigen Menüs. Von der Asienpfanne über Sushi bis zu Falafel-Bällchen, von Chäschnöpfli zu Gnocchi und veganem Tartar erleben die Lagerteilnehmenden eine kulinarische Reise um die Welt. «Man merkt, dass hier alle den ganzen Tag an der frischen Luft sind, wir brauchen riesige Mengen an Nahrung», sagt Frei. Auch von daher sei es «gäbig», dass das Lager hier neben dem Färber­trinerhof Gastrecht bekommen habe. «So können wir Frischwaren gleich direkt beziehen oder bekommen Hilfe, wenn sonst etwas fehlt.» Zelte und Material für Küche und andere Konstruktionen wurden von der Jungwacht und Sarasani Diepoldsau-Schmitter sowie Sarasani Herisau zur Verfügung gestellt.[caption_left: Eine praktische Küchenbox: Schnell aufgestellt, schnell weggeräumt.Schon am Frei­tag wird mit dem Abbau begonnen, sodass es am Samstagabend wieder aussieht, als wäre die Wiese vor dem Färbertrinerhof niemals zur Ausbildung von angehenden Jubla-Leitenden genutzt worden.

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