Hildegard BickelWer nichts mit der Kesb zu tun hat, ist grundsätzlich froh darüber. «Doch für Menschen, die alleine nicht mehr zurechtkommen, ist ihre Arbeit wahnsinnig wichtig», sagte ein Besucher nach dem Rundgang bei der Kesb Rheintal in Altstätten.Vor fünf Jahren löste die Kesb die Vormundschaftsbehörde ab und musste seither viel Kritik einstecken. Am Samstagvormittag bot sich die Möglichkeit, ohne Hemmschwelle mit den Mitarbeitern persönlich in Kontakt zu treten und Fragen zu stellen. Für die Präsidentin Judith Schneider war es schwierig abzuschätzen, wie viele Leute in die Büros am Rathausplatz kommen würden. Umso mehr freute sie sich, dass über 150 Besucher das Angebot nutzten.«Wir suchen Lösungen nach Mass»Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern vermittelte sie, wie eine Gefährdungsmeldung in mehreren Schritten abläuft. Die Kesb greift erst ein, wenn jemand schutzbedürftig und hilfsbedürftig ist. Trotzdem hört Judith Schneider oft den Vorwurf, dass viele Kinder fremdplatziert werden. Seit es die Kesb gibt, sind die Zahlen jedoch rückläufig, wie eine Studie des Kantons St. Gallen zeigt. «Dass in der Öffentlichkeit ein anderes Bild wahrgenommen wird, damit müssen wir umgehen können.» Lob für ihre Arbeit erhalten die Kesb-Angestellten nur spärlich, sich abgrenzen ist nicht immer einfach. Falls ein Fall bedrückt, reden sie untereinander. Sonst gilt, dass in der Büropause keine Fälle besprochen werden. Zu Hause gelingt es nicht immer. Wenn Judith Schneider Erleb- tes verarbeiten möchte, hört ihr Partner Hansruedi Luck zu. Als Aussenstehender habe er Respekt vor der Aufgabe der Kesb, sagte er, der ebenfalls einen Blick hinter die Kulissen warf. Unter den Besuchern waren zudem zahlreiche Vertreter von Schulen und der Pro Senectute oder Personen, die wissen wollten, wann eine Gefährdungsmeldung angebracht ist. Grosses Interesse löste der Vortrag zum Thema «Vorsorgeauftrag» aus, wo Fachpersonen Details zu Patientenverfügungen erklärten. Insgesamt gab es kaum Kritik in den direkten Begegnungen. Obwohl Judith Schneider auch auf hinterfragende und herausfordernde Gespräche hoffte. «Es wäre Gelegenheit dazu gewesen.»