01.07.2021

Wundersame Verwandlung

Nun ist erkennbar, wie sich Urs Felbers Containerhaus in die Umgebung beim Altstätter Waldpark einfügt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Das Interesse am Haus mit den zwei Wohnungen ist gross. Als die ersten Schiffscontainer im März geliefert und in den Hang eingefügt wurden, teilten sich die Beobachter in drei Gruppen. Die einen waren überzeugt vom Projekt und fanden es gut. Andere konnten der Bauweise nichts abgewinnen oder schwankten zwischen Skepsis und Ablehnung.[caption_left: So sieht das Haus aus der Nähe aus. Spätestens gegen Ende September wird es fertig sein.]Inzwischen dürften sich die Meinungen deutlich zugunsten des Containerhauses verschoben haben. Denn anders als am Anfang ist nun zu sehen, dass das neue Gebäude keinesfalls wie ein störender «Rosthaufen», sondern tatsächlich mehr und mehr wie ein stattliches Wohnhaus aussieht, das sich gut in die Umgebung einfügt. Insofern hat eine wundersame Verwandlung stattgefunden.Bauherr führte viele Gwundrige durchs HausBauherr Urs Felber freut sich über «viele positive Rückmeldungen». Weil sich in unmittelbarer Nähe des neuen Gebäudes der Zugang zum Naherholungsgebiet Waldpark befindet, haben das Containerhaus viele gesehen. Immer wieder wandten sich Interessierte an Urs Felber, der beim Bauen selbst Hand anlegt.[caption_left: Der Altstätter Bauherr Urs Felber, 58-jähriger Werklehrer der Oberstufe, baut selbst fleissig mit.]«X Führungen» habe er bereits gemacht, denn sicher dreissig Leute hätten ihn gefragt, ob es möglich sei, einen Blick in die Container zu werfen. Urs Felber erklärt jeweils, worum es ihm bei dem Projekt geht, beantwortet Fragen und freut sich, wenn der Nachhaltigkeitsgedanke auf Begeisterung stösst. Auch Redaktionen meldeten sich. Radio FM1 berichtete ebenso über den Neubau aus gebrauchtem Material, und das Liechtensteiner Volksblatt widmete Urs Felbers Projekt in ihrer Wochenendzeitung «fritig» zwei Seiten.Manche fänden sein Containerhaus eine coole Idee, sagt Felber, andere hielten das Projekt für mutig. Zum Teil sei es das tatsächlich, denn für vieles sei eine besondere Lösung zu finden gewesen. Beispiele sind die Isolation, das (wegen der gewellten Fassade nicht ganz einfache) Abdichten der Fenster oder die Statik, die es nachzubessern galt. Um die Gefahr von Kondenswasser auszuschliessen, wurde die Dämmung vor Ort hergestellt; eine Spezialfirma aus Holland (weil in der Schweiz keine besteht) hat die Isolation aus Schaum gemacht.[caption_left: Der Innenausbau der Container zu Wohnungen mit Loftcharakter ist in vollem Gange, zurzeit sind die Schreiner am Werk.]Gutes Beispiel für nachhaltiges BauenZu einem grossen Teil besteht das Gebäude aus wiederverwertetem Material. Die Container, alle Geländer, der statische Aufbau, die zu den Wohnungen führenden Stege, ein Teil des Dachgebälks, die Türen des Lagerraums und manches mehr findet so einen neuen Verwendungszweck. Die Fenster und Türen der Wohnungen stammen vor allem aus Ausstellungen.Es wird nicht gemalt, nichts verkleidet und das Dach bleibt unterlüftet, so dass es drin an heissen Tagen nicht zu warm wird. Von Wespen sei der Raum zwischen Containern und Dach schon als Lebensraum entdeckt worden, sagt Urs Felber.Dem 58-jährigen Werklehrer der Oberstufe geht es darum, mit seinem Bauprojekt ein gutes Beispiel für ebenso einfaches wie nachhaltiges Bauen zu geben. Auch der Eingriff ins Gelände ist sehr klein, der Aushub minimal, so dass praktisch keine Transporte angefallen sind und kaum Deponieraum beansprucht wird. Nur um bei starkem Regen den Abfluss des Wassers im Sinne der Bauvorschriften zu verlangsamen, war ein Teil der Erde durch Kies zu ersetzen.[caption_left: Zu jeder der beiden 80-Quadratmeter-Wohnungen gehört eine rund 30 Quadratmeter grosse Terrasse. Innen wie aussen ist viel wiederverwertetes Material verwendet worden.]Mieter haben sich leicht finden lassenMit Blick auf künftige Bauten in der Region könnte Urs Felber eine gewisse Vorreiterrolle gespielt haben. Zumindest wird durch jemand anderen bereits ein ähnliches Projekt erwogen. Dass ein Containerhaus sich nicht nur für die Umwelt lohnt, zeigt ein Blick auf die Kosten. Das Budget von insgesamt einer halben Million Franken für zwei rund 80 Quadratmeter grosse Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen mit Loftcharakter und je einer ungefähr 30 Quadratmeter grossen Terrasse werde sich aller Voraussicht nach einhalten lassen, sagt Urs Felber. Allerdings sei zu bedenken, dass er selbst eine grosse Eigenleistung erbringe, indem er viel selbst gemacht habe.Mieter für die Containerwohnungen zu finden, erwies sich als leicht. Schon jetzt steht fest, wer per 1. Oktober ins Containerhaus einzieht. Einige weitere konkrete Anfragen konnten nicht mehr berücksichtigt werden.Urs Felber ist direkt hinter dem Containerhaus am neuen Tobelwachweg 3 zu Hause.Das Containergebäude, als erstes seiner Art im Rheintal, trägt zufällig die (ihm durchaus gebührende)  Nummer 1.[caption_left: Am neuen Tobelbachweg hat das Containerhaus die Nr. 1.][caption_left: Eine Containertür bleibt dran und kann als Windschutz dienen.][caption_left: So oder so ist die Türe ein Hingucker.] 

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