Die Saat begann in St.Gallen aufzugehen. Am Stadttheater. Dort wirkte Peter Lenzin drei Jahre lang in verschiedenen Produktionen mit, als Bühnenmusiker bei «Gräfin Mariza», als Orchestermusiker bei «Flashdance».Lenzin lernte neue Instrumente spielen – Querflöte und Klarinette, erweiterte den Horizont und stellte fest: Sein Herz schlägt für die Bühne, nicht für den Orchestergraben.Vierzig Mal, wann immer er für «Flashdance» spielte, fieberte er während zweieinhalb Stunden den letzten dreissig Sekunden entgegen, bis er endlich mit dem Solo an der Reihe war, er «so richtig abdrücken und alles geben konnte».Eine Idee, die Lenzin schockierteSo entwickelte der in Altstätten aufgewachsene und in Marbach lebende Saxophonist, der schon in vielen Bands gespielt hat, ein Soloprogramm. Doch irgendetwas fehlte, ohne dass Lenzin gewusst hätte, was genau es war.Nachdem der 45-Jährige einen Auftritt des Komikers Michel Gammenthaler erlebt hatte, erzählte er dem mehrfach ausgezeichneten Comedy-Star vom eigenen Projekt und von der Schwierigkeit, die Melodien überzeugend mit Text zu verbinden, eine Mischung hinzukriegen, die als Einheit wahrgenommen wird.Gammenthaler - progressiv, wie es sich für einen Komiker gehört - schlug dem Rheintaler Musiker kurzerhand vor, die Sache auf den Kopf zu stellen, Worte als Schwerpunkt zu setzen und den Anteil der Musik auf ein Drittel zurückzufahren.Auf ein Drittel!Lenzins Reaktion lässt sich leicht erraten. Eine derart radikale Neuausrichtung war kein Thema. Zu sehr liebt es der sensible, ja «hypersensible» Saxophonist, die Augen zu schliessen und den Emotionen musikalisch freien Lauf zu lassen, indem er in seine Tute bläst.Aber Gammenthalers Idee liess ihn nicht mehr los, so dass nun, ein Jahr später, «Von Tuten und Blasen» die Rede ist, Lenzins Soloprogramm, das tatsächlich das Wort in den Vordergrund rückt. Sechzig von neunzig Minuten sind frei von Saxophon- oder anderen Klängen.Weil der Vorschlag, etwas völlig Neues zu versuchen, in ihm gärte, gab er sich irgendwann einen Ruck. In Zusammenarbeit mit Gammenthaler entstand ein fünfminütiges Stück.Ein Müsterli.Es folgte die Ausdehnung auf zwanzig Minuten.Der von Gammenthaler zu Papier gebrachte Text für Lenzins humoristisches Soloprogramm «Von Tuten und Blasen» erstreckt sich über fünfzig A4-Seiten. Es handelt sich um Geschichten und Anekdoten aus Lenzins Leben, zugespitzte Texte mit Pointen.Für die Gattin war die Zeit nicht lustigEin halbes Jahr hatte der Saxophonist ziemlich gelitten. Unsicher sei er gewesen, und Andrea, seine Gattin, habe die Zeit als «nicht lustig» erfahren.Jetzt aber ist Lenzin Feuer und Flamme fürs anfänglich zaghaft betretene Neuland. Er sagt: «Es macht mega Spass, i hett’s nia tenkt.»Letzten September wagte sich der Musiker mit seinem Zwanzig-Minuten-Versuch auf die Bühne von Marbachs Kleintheater, was viel gebracht habe.Denn die Leute meinten: «Tönt nach Schulbub. Wirkt noch nicht natürlich.» Lenzin brauchte die Kritik, die Offenheit.Inzwischen hat er viel dazu gelernt, auch dank eines besonderen Engagements: Er bestreitet das 15-minütige Vorprogramm an Gammenthaler-Abenden, er übt, er lernt, er sagt, es müsse beim Publikum Klick machen, «Es mues chlepfe», er schnippt mit den Fingern, sein 90-minütiges Bühnenprogramm müsse voll überzeugen.Demnächst ist Lenzin im Rahmen der «Rampensau»-Reihe in Winterthurs Casino-Theater mit einem zehnminütigen Auftritt zu Gast, aus dem einstigen Reden-Müssen ist eine beachtliche Freude am Sprechen geworden.Die eigene Band, vor zwei Jahren gegründet, hat viel geholfen, als Bandleader kam Lenzin nicht länger ums Reden herum, und er erlebte es zunehmend als gute Chance, mit Worten die musikalische Kraft zu verstärken.«Vom totalen Anfänger zum hoffentlich Profi»Ein grosser Tag wird für Lenzin der 4. Mai sein. Sein humoristisches, auch musikalisch (mit Querflöte, Piccolo, Klarinette und Dudelsack) erweiterte Programm wird dann als Vorpremiere in Marbach zu sehen sein.Die eigentliche Premiere ist für den 18. Mai geplant, dann tritt der Musiker und Humorist in der St.Galler Kellerbühne auf.In seinem Neuland hat sich Peter Lenzin «vom totalen Anfänger zum hoffentlich Profi» entwickelt.Zu einem Profi, zu dessen Programm das Publikum möglichst sagen werde: «Das ist richtig gut».Doch «Luft nach oben», ergänzt der neuerdings wortstarke Saxophonist, wird es auch nach dem Debüt sicher noch geben.»