Der «bandXost» ist der wohl wichtigste Wettbewerb für junge Musikschaffende in der Ostschweiz. Dem Erstplatzierten winken Auftritte am Openair Lumnezia oder Quellrock sowie Studiozeit und wichtige Kontakte. Das Final findet am Samstag, 25. November, in der Grabenhalle in St. Gallen statt. Wir haben im Vorfeld mit den beiden Finalisten aus der Region gesprochen: Kronov aus Rheineck und Paul Palud aus Heiden.
Paul Palud: «Ich war vom Kummer gesteuert»
Paul Marschke alias Paul Palud aus Heiden ist 19 Jahre alt und angehender Student für Komposition, er will die Jury als Singer-Songwriter überzeugen.
Wie fühlt es sich für dich an, kurz vor dem grossen Finale zu stehen?
Paul Palud: Es war eine Riesenüberraschung! Ich hätte beinahe nicht mitgemacht am Contest, weil ich schon einmal dabei war. Aber ich denke, genau an dieser absichtslosen Herangehensweise hat es gelegen, dass ich jetzt im Finale stehe. Ich bin so dankbar, dass ich mich ein zweites Mal zeigen, mein Ding durchzuziehen und Spass haben kann.
Bei einem Singer-Songwriter liegt der Fokus oft auf persönlichen Geschichten und Emotionen. Welche Themen inspirieren dich besonders?
Ich hatte eine Phase, in der ich ziemlich Kummer-gesteuert war. Aber nicht nur Herzschmerz und Gefühlsduseleien inspirieren mich. Auch die Kaffeebohne in der Rossmaschine, der Blauregen in Mamas Garten, ein grummeliges «Hallo» oder eine warme Umarmung.
Und wie bringst du so etwas in deinen Songs zum Ausdruck?
Mit meiner Musik geht es mir gleich: Ich kann stundenlang still vor dem Klavier sitzen und an «Impros» feilen oder im Bus nach Hause sitzen und Gedichte schreiben. Irgendwann treffen sich Wort und Melodie vielleicht, und dann bin ich meistens ganz aus dem Häuschen! Es entsteht alles sehr intuitiv.
Wie sieht dein kreativer Prozess beim Songwriting aus?
Kaffee, meine Finken und ein Tohuwabohu an Gefühlen: Das sind meine Geheimzutaten. Ich probiere, mich auch täglich musikalisch weiterzubilden und Neues zu entdecken oder schon Bekanntes zu vertiefen. Ich muss mich einfach täglich ans Klavier oder an die Gitarre setzen und vor mich hin klimpern und zupfen.
Singer-Songwriter-Musik ist oft sehr persönlich. Wie sind die Reaktionen des Publikums?
Da gibt es alles. Vom beachtungslosen Grölen der Stammgäste bis hin zu Zuhörern und Zuhörerinnen, die mich nach meinem Auftritt mit Tränen in den Augen umarmen.
Was war ein besonderes Feedback?
Jemand meinte mal zu mir: Ich hätte in ihm Emotionen ausgelöst, von denen er nicht gewusst habe, dass sie existieren. Dann gab es aber auch wieder jemanden, der meinte: «Boa, immer dieses sentimentale Zeugs. Kannst du nicht auch mal etwas Beschwingtes spielen?!» Ich denke, dazwischen liegt die Norm.
Wie prägt deine Herkunft oder persönliche Lebenserfahrung deine Musik?
Ich bin in Heiden geboren und aufgewachsen, aber meine Wurzeln sind in Berlin. Das hört man vielleicht auch im einen oder anderen Wortspiel. Ausserdem war die Kanti-Zeit in Trogen matchentscheidend, mit dem Sprung vom Leistungssport bei der Jugendförderung des TSV Otmar und der Sportschule Appenzellerland hin zum Wechsel in die Talentförderung Musik. In meinen Songs spiegle ich meine Emotionen, meine Eindrücke und Geschichten: Mein Leben, das hier im Appenzellerland stattgefunden hat.
Der «bandXost»-Contest bietet attraktive Förderpreise im Gesamtwert von etwa 20 000 Franken. Wie würdest du diese Unterstützung nutzen?
Momentan stehen so viele angefangene Projekte und Ideen an. Ich müsste mich kurz sammeln und ernsthaft über die Gewichtung in meiner To-do-Liste nachdenken; aber das wäre vielleicht auch gar nicht so schlecht.
Du stehst im Finale mit sieben weiteren Künstlern. Wie willst du punkten?
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber wenn alles funktioniert, so wie ich es mir vorstelle, dann wird es richtig schön! Das wird es aber so oder so, und das ist ja das Faszinierende an «bandXost»: Im Finale geben alle ordentlich Gas.
Hast du bereits Pläne für neue Aufnahmen?
Natürlich. Meine Songliste ist lang und wächst von Woche zu Woche. Einige Sachen sind schon unter Dach und Fach und werden in naher Zeit released. Andere sind in Planung oder angeschnitten, wieder andere warten auf ein «schönes Sümmchen», damit sie in die Realität umgesetzt werden können.
Wie hat der Contest bisher deine Entwicklung als Künstler beeinflusst?
Seit meiner letztjährigen Teilnahme ging es aufwärts. Es ergaben sich Kontakte und Konzerte bis hin zu Stiftungsgeldern für die Produktion von drei Singles. Als Künstler hat mich «bandXost extrem reifen lassen und hat mir Türen geöffnet, die mich nun hierher, ins Finale gebracht haben.
Was können deine Fans und Unterstützer von dir künftig erwarten, unabhängig vom Ausgang des «bandXost»- Contests?
Ganz viel «Mukke» und den Paul Palud, den sie kennen.
Kronov: «Mein Ziel ist es, eine super Show abzuliefern»
Kronov, im Alltag als Julian Konsulov bekannt, ist 24 Jahre alt, ist als selbstständiger Producer tätig und gibt Rap-Workshops an Schulen. Mit seiner speziellen Verschmelzung von Rap und Oper will er gewinnen.
Wie fühlst du dich kurz vor dem Finale?
Kronov: Super. Ich freue mich schon, bald wieder auf die Bühne zu gehen und zu performen, das ist genau mein Ding.
Opera-Rap ist eine faszinierende Kombination aus Genres. Wie kamst du auf die Idee, sie zu vereinen?
Es ist viel mehr als Opera-Rap. Im Vordergrund ist natürlich immer noch der Rap, aber da meine Eltern beide Opernsänger sind, habe ich wohl das Gesangliche von ihnen geerbt. Ich wende es sehr gerne in meinen Songs an für einzigartige Hintergrundstimmen, verbunden mit Piano, E-Gitarre und Drums. Einfach eine geile Kombination.
Wie reagieren die Menschen auf deine unkonventionelle Musik?
Sie gefällt den Hörern und Hörerinnen und ich versuche, sie mit meiner Art, so wie ich bin, zu überzeugen. Ehrlich und authentisch. Vor allem ist es mein Ziel, die Menschen mit meiner Musik zu motivieren.
Kannst du uns einen Einblick in deine kreativen Prozesse geben?
Ich sitze im Studio und höre mir je nach Stimmung Samples an, mit denen ich dann nachher den Beat produziere. Währenddessen fallen mir meistens Wörter ein, die zu dieser Stimmung passen. Ich versuche dann, mich so gut wie möglich in die Situation hinein zu vertiefen, so bilde ich dann meinen Text direkt zum Beat dazu. Das Wichtigste ist, dass man Spass daran hat.
Wie gehst du mit einer kreativen Blockade um?
Ich mache Sport oder ich gehe raus in die Natur, und dann kommen die Ideen meist ganz von allein.
Was würde es für dich bedeuten, einen der Preise zu gewinnen?
Ich freue mich riesig auf die Liveshow. Schliesslich geht’s mir darum, mit meinen Jungs zusammen das Beste herauszuholen und einfach Spass zu haben! Mein Ziel ist es, nächstes Jahr an so vielen Festivals wie möglich zu spielen und eine mega Show abzuliefern.
Hast du eine besondere Herangehensweise, um dich im Finale von der Konkurrenz abzuheben?
Alle, die es bis hierher geschafft haben, haben meinen vollen Respekt verdient. Ich bin einfach ich, und mehr möchte ich euch noch gar nicht verraten. Kommt vorbei und geniesst die Show.
Gibt es bereits Projekte oder neue Songs, an denen du arbeiten möchtest?
Ich lebe die Musik, darum kann ich ganz klar sagen: Ja. Da kommt noch einiges, Anfang Januar release ich mein erstes Album «Funken der Quelle» –und sonst wie gewohnt einen Song pro Monat mit oder ohne Musikvideo.
Welche Rolle spielt Rheineck in deiner Musik und deinem kreativen Ausdruck?
Ich wohne seit drei Monaten in Rheineck, vorher wohnte ich in St. Gallen. Aufgewachsen bin ich in Arbon. Rheineck ist für mich ein schöner Ort, wo ich vor allem zur Ruhe komme, denn so kann ich am besten musizieren.
Wie hat deine Reise im «bandXost»-Contest bisher deine Entwicklung als Künstler beeinflusst?
Ich kann jedem «bandXost» empfehlen! Grossartiges Event, wo jeder Künstler eine Chance hat, seine Leidenschaft vor Publikum zu präsentieren. Für mich ist das auch der grösste Höhepunkt, ich liebe es, live zu performen, vor allem mit Band
Das Final findet am Samstag, 25. November, um 20 Uhr in der Grabenhalle in St. Gallen statt.