11.05.2020

«Wollen Gäste glücklich machen»

Es gibt wieder Schnitzel/Pommes frites und frischen Spargel. Restaurants empfingen die ersten Besucher.

Von Susi Miara / Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Susi Miara / Hildegard BickelNach dem Entscheid des Bundesrats durften gestern Restaurants ihren Betrieb wieder aufnehmen. Dabei müssen sie sich an strenge Regeln halten: An einem Tisch dürfen maximal vier Personen Platz nehmen, die Tische müssen zwei Meter voneinander entfernt stehen und Gäste dürfen nur bedient werden, wenn sie sitzen. Nach jedem Gast müssen der Tisch, die Stühle und die Speisekarte desinfiziert werden.Die Leute wollen wieder aus dem HausKurz nachdem das Restaurant Habsburg in Widnau geöffnet hatte, kamen die ersten Gäste. Am Mittag sassen 28 Personen im Restaurant, für den Abend haben 69 Personen einen Tisch reserviert. «Es ist ein Novum, dass so viele Gäste Tische reservieren», sagt «Habsburg»-Wirt Peter Sieber. Da die Platzzahl aber um die Hälfte reduziert werden musste, möchte man sicher sein, einen Tisch zu haben. Bereits seien für den Freitag 100 Reservationen eingetroffen. «Um möglichst viele Gäste glücklich zu machen, sind die Tische zu Stosszeiten nur für zwei Stunden verfügbar», sagt Sieber. Er ist überzeugt, dass nach dieser langen Durststrecke die Leute einfach wieder raus wollen.Die Gäste sind sehr gewissenhaftVolles Haus hatte am Mittag auch das Restaurant Rathaus in Altstätten. Dort wurde sogar die Bar aktiviert. Statt Barstühle stehen dort jetzt Tische. «So haben wir trotz der vorgeschriebenen Abstandsregeln gleich viel Platz», sagt Michael Batt. Auch im «Frauenhof», der übrigens jetzt auch am Montag offen hat, wurden die Tische auf das Restaurant und den Saal verteilt. Michael Batt stellt ebenfalls fest, dass viele Leute umdenken und ihre Tische im Voraus reservieren. Die Gäste seien ausserdem sehr gewissenhaft. Die im Eingangsbereich stehenden Desinfektionsmittel werden ohne Aufforderung benutzt. Kein Frühstücks- und SalatbuffetAuch das Restaurant Forum durfte gleich nach der Öffnung um 8 Uhr den ersten Gast zum Kaffee empfangen. Etwas verhalten waren hingegen die Reservationen im Restaurant. Auf den Tischen liegen Zettel, wo die Gäste freiwillig ihre Personalien notieren können. Zwischen einzelnen Tischen, wo der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann, wurden Plexiglasscheiben montiert. Das Frühstücksbuffet am Morgen und das Salatbuffet am Mittag dürfen nur mit Bedienung geführt werden. «Wir haben uns entschlossen, das Frühstück und den Salat direkt am Tisch zu servieren», sagt Irene Neubauer.Auch im Hotel treffen wieder mehr Reservationen ein. Vor allem unter der Woche sind die Buchungen wieder besser. Letzte Woche waren 17 Zimmer besetzt, diese Woche sind es zehn Zimmer. Den sehr erfolgreich geführten Take-away-Service während des Lockdown möchte das «Forum» weiterführen. «Dies ist für jene Gäste, die sich noch nicht ins Restaurant trauen», sagt Irene Neubauer.Statt in der Baubaracke im Restaurant«Endlich können wir wieder in einem Restaurant warm essen», freuten sich die Bauarbeiter, die sich im Landgasthof Hölzlisberg in Eichberg bedienen liessen. Sie sind auf einer Baustelle in der Nähe beschäftigt und schätzen es, nicht mehr in der Baubaracke ihre Mittagspause zu verbringen. Die Wirtin und Inhaberin Karoline Motzer war positiv überrascht, zehn Mittagsmenüs, zubereiten zu dürfen. Es sei schwierig abzuschätzen, wie viele Gäste trotz Sicherheits- und Hygienemassnahmen kämen. Die Abstandsregeln hielten die Gäste vorbildlich ein. Die meisten gaben zudem freiwillig ihre Kontaktdaten mit Namen und Telefonnummer an, um eine allfällige Infektionskette nachverfolgen zu können. Tischreservationen seien vorerst keine eingegangen, sagt Karoline Motzer. Auch Reservationen der Hotelzimmer bleiben aus oder wurden abgesagt. Zufrieden ist sie hingegen mit der Corona-Erwerbsersatzentschädigung, die ihr rasch zugesprochen wurde und die ihr hilft, die Ausfälle zu überbrücken.Verhaltener Start, weil Geschäftsleute fehlen«Schön, können wir wieder arbeiten», sagt Peter Kast, Inhaber Restaurant Ochsen, Berneck. Überrannt worden sei das Personal zum Start zwar noch nicht. «Viele Menschen sind verunsichert», sagt er. «Es braucht etwas Zeit, bis es wieder mehr Reservationen gibt.» Zur Wiedereröffnung waren vor allem Familien und Ehepaare zu Gast. Peter Kast hofft, bald wieder Geschäftsleute begrüssen zu dürfen – eine Zielgruppe, die oft sowohl mittags wie auch abends zu den Gästen zählt. Fehlen würden auch Stammgäste aus Österreich, die extra der Spargelspezialitäten wegen das Speiserestaurant besuchten. Weil vorläufig nur rund die Hälfte der Tische zur Verfügung stehen, ist entsprechend weniger Personal im Einsatz, für das Peter Kast Kurzarbeit beantragt hat. Zuversichtlich stimmen ihn die Aussichten auf den Sommer mit bevorstehenden weiteren Lockerungen. Der «Ochsen» soll offen bleiben. Auf Betriebsferien wird verzichtet. «Wir hatten genug freie Tage. Jetzt wollen wir für die Gäste da sein.» Selber bedienen ohne AndrangKeine Warteschlange an der Kasse und genügend freie Tische: Im Migros-Restaurant im Rheinpark, St. Margrethen, herrschte am Montagmittag noch kein Andrang. Es waren vor allem Stammgäste, die sich freuten, wieder im Selbstbedienungsrestaurant Platz zu nehmen. Insgesamt sei der Betrieb gut gestartet und das komplette Angebot erhältlich, sagt Andreas Bühler, Leiter Kommunikation Genossenschaft Migros Ostschweiz. Um die Sicherheitsmassnahmen umzusetzen, ist der zeitliche Aufwand des Personals beträchtlich gestiegen. Das Schöpfgeschirr muss beispielsweise regelmässig gewechselt werden. Der Kinderbereich bleibt vorläufig geschlossen. Es werde möglichst rasch ein Konzept angestrebt, das den Sicherheitsbestimmungen genüge und die Kinder nach dem Essen wieder spielen können.

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