29.06.2022

Wissen digital bewahren

Der Museumsverein Wolfhalden möchte 100'000 Franken in die Digitalisierung investieren und das historische Wissen sichern.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 02.11.2022
An der in diesen Tagen im Restaurant Ochsen durchgeführten ausserordentlichen Versammlung des Museumsvereins Wolfhalden wurde die Sicherung des immensen historischen Wissens von Ernst Züst beschlossen. Züst ist Museumsgründer und -leiter. Dank ihm weiss man unter anderem von den wilden Leidenschaften in den 1860er-Jahren, die rund um den miss­liebigen Pfarrer Johannes Glinz wogten.Der 1863 nach Wolfhalden gewählte Glinz machte sich durch heftige Predigten unbeliebt, zumal er Gemeinderäte von der Kanzel herab als fehlerhaft und schwach bezeichnete. Seine Amtsvorgänger titulierte er zudem als gottlos. Die Gemeinde teilte sich in die Partei der «Süssen» als Pfarrerbefürworter und die «Sauren» als dessen Gegner. Bei einer Abstimmung votierten 223 Kirchgemeindemitglieder für die Absetzung des Pfarrers und 229 Stimmberechtigte waren für des-sen Verbleib. Glinz wurde trotzdem zum Rücktritt gedrängt, dem er 1668 nachkam.Farbige Geschichten dieser Art kennt nur der 90-jährige Ernst Züst, dessen Wissen es nun möglichst rasch digital zu sichern gilt. Das den Mitgliedern unterbreitete Konzept orientierte über das geplante Vorgehen. Mit Ernst Züst werden eine Historikerin und nötigenfalls wei­tere Helfer die vielen Objekte digital erfassen. Diese Inventarisierung ermöglicht künftig auch Museumsführungen durch weitere Personen.Gleichzeitig wird zudem die Grundlage für Internetauftritte und Zugriffsmöglichkeiten durch Interessierte und andere Museen geschaffen. Das vorgesehene Budget beträgt knapp 110'000 Franken, wobei der Museumsverein 42000 Franken der Kosten übernimmt. Weitere Beiträge leisten die Gemeinde, Stiftungen und andere Institutionen. Nach längerer, von Eugen Schläpfer, Vizepräsident des Museumsvereins und Gemeinderatsmitglied, geführter Diskussion rund um Finanzierung, Ausrichtung des Museums, personelle Aufstockung des Vereins und des Vorstands sowie weitere Belange wurde das Vorhaben einstimmig gutgeheissen. Auch Ernst Züst zeigte sich über den wichtigen Beschluss erleichtert, der die Zukunft des sehenswerten Museums im Haus «Alte Krone» und auch das Lebenswerk des Präsidenten sichert.

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