06.08.2021

«Wir wollen zum Denken animieren»

Petra Fluri und Dominic Breu sind zwei neue Seelsorger in Berneck. Sie haben auch ein ausserkirchliches Standbein.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Petra Fluri und Dominic Breu richten sich an ihrem neuen Lebensmittelpunkt ein. Nachdem das Ehepaar im Sarganserland seine Zelte abgebrochen hat, hat es im Juli eine Wohnung in Heerbrugg bezogen. Nun ist der neue Arbeitsplatz in Berneck an der Reihe. Das Büro im Obergeschoss des Hauses Bünt ist hell und freundlich. Die katholische Kirchgemeinde hat es renoviert, aus zwei kleinen Räumen einen gemacht und darin zwei Arbeitsplätze eingerichtet. Hier werden die Religionspädagogin und der -pädagoge die Kinder- und Jugendarbeit in der Pfarrei weiterentwickeln.Petra Fluris Schwerpunkt liegt darauf, Religionsunterricht auf der Primarstufe zu erteilen. Im neuen Schuljahr bereitet sie die Drittklässer auf deren Erstkommunion vor und unterrichtet Auer Erstklässler in Religion. Weiter arbeitet sie in der etablierten Sternsingeraktion mit. Dort legt sie ihr Augenmerk darauf, Freiwillige zu stärken. Petra Fluri ist neben der Katechese an der Gestaltung der Liturgie beteiligt. «Als Lektorin und Kommunionhelferin können mich alle Gottesdienstbesucher wahrnehmen», sagt sie.Dominic Breu unterrichtet Religion an der Oberstufe Mittelrheintal (OMR). Er, Reinhard, Paulzen (Heerbrugg), Stefan Kiesewetter (Au) und Kaplan Gregor Syska (Balgach) bilden das Team, das das neue Konzept der Projekttage (siehe Ausgabe vom 1. Mai) umsetzt. Auf allen drei Stufen haben sich 60 Jugendliche angemeldet. «Ich bin erstaunt, dass sich so viele freiwillig angemeldet haben», sagt Dominic Breu. Das zeige ihm, es bestehe ein Grundinteresse am Glauben. «Die Kirchenrelevanz nimmt in der Tendenz ab, ist aber nicht ganz verschwunden.»Abwägen zwischen demVerändern und BewahrenBeginnen in einer Pfarrei neue Seelsorger, sind Erwartungen und Wünsche bei jedem Beteiligten präsent. «Wir werden im Auge behalten, welche Ideen mit der Realität in Einklang zu bringen sind», sagt Petra Fluri. Es sei nicht das Ziel, alles zu verändern und das Alte abzulösen. «Dann stünde das Fundament nicht mehr.»Was die Grundlage ist, präzisiert Dominic Breu: «Mir stellen sich drei Fragen: Was gehört zu unserer Identität? Was muss sich verändern? Der dritte und schwierigste Punkt ist: Wie kann ich unterscheiden, was ich wo einordnen soll?» Die Kirche solle den Menschen helfen, zu unterscheiden. «Wir wollen zum Denken animieren und nicht das Ergebnis vorgeben», sagt Petra Fluri. Das heisse nicht, dass sich jeder seine eigene Kirche basteln könne. «Verantwortung zu übernehmen, bedeutet nicht: Ich handle und wenn es nicht gut kommt, ist jemand anders oder Gott Schuld», sagt Dominic Breu.Gleichberechtigt im PastoralteamDie Geisteswissenschaft der katholischen Theologie erachten Petra Fluri und Dominic Breu als zu theoretisch, als dass sie diese hätten studieren wollen. Die Religionspädagogik habe mehr Bezug zur Praxis, sagen sie. «Diese Ausbildung ist vielfältiger, umfasst ein Spektrum von der Kinderarbeit bis zur Erwachsenenbildung – und ich bin Mittlerin zwischen ihnen», sagt Petra Fluri. Sie sei froh, dass sie nicht predigen müsse. «Nicht, weil ich eine Frau bin. Ich bin nicht dazu ausgebildet.»Die Rolle der einzelnen Seelsorger im Pastoralteam der Seelsorgeeinheit Berneck-Au-Heerbrugg (Pfarrer Josef Benz, Dominic Breu und Petra Fluri in Berneck; Pastoralassistent Reinhard Paulzen in Heerbrugg und Pastoralassistent Stefan Kiesewetter in Au) definiert nicht etwa die Ausbildung oder Weihe. Es ist die Kompetenz, die jeder in seiner spezifischen Aufgabe hat. Breu und Fluri werden eher eine Nebenrolle einnehmen, da sie beide eine Teilzeitstelle ausfüllen. «Ich hoffe, dass wir dennoch gleich behandelt werden und gleichberechtigt sind», sagt Dominic Breu.Die zweite Hälfte ihres Arbeitsalltags verbringen bei-de ausserhalb des kirchlichen Dienstes. Dominic Breu beginnt im September ein vierjähriges Studium der Sozialarbeit an der Fachhochschule Ost in St. Gallen. «Ich baue mir mit der Weiterbildung ein zweites Standbein in der schnelllebigen, dynamischen Gesellschaft auf», sagt er.Dieses Standbein hatte Petra Fluri bereits, bevor sie den kirchlichen Beruf erlernte. Sie arbeitet jeweils donnerstags und freitags als medizinische Masseurin in der Praxis am Bach in Kriessern. In der Pfarreiarbeit mit Kindern und Jugendlichen bewirkt sie etwas Geistiges, in der Praxis etwas Körperliches. «Es ist schön, zu sehen, wie zum Beispiel bei einem Patienten das Kopfweh weggeht», sagt sie.Dominic Breu und Petra Fluri wollen am Dorfleben Bernecks teilnehmen, obwohl sie in Heerbrugg wohnen. Sie leben und arbeiten schliesslich in derselben Seelsorgeeinheit.

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