19.08.2019

«Wir wollen immer gewinnen»

Die Frauen von SG-Staad erreichen im ersten Spiel nach dem Aufstieg gegen den Favoriten Lugano ein 0:0. «Verdient», sagt Valeria Iseli.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Lugano ist ein Spitzenteam. Es spielt in der Champions League und trifft nächstens auf Manchester City. Für den Aufsteiger St. Gallen-Staad ist dieser Gegner eigentlich eine Nummer zu gross. Doch einmal mehr zeigt sich: Ein Team, das zusammenhält, eine klare Strategie (und ein bisschen Glück) hat, kann viel erreichen. Der eine Punkt macht Mut.Weil Lugano gegen Schluss immer stärker wird, ist im Strafraum des Heimteams viel los. Mittendrin: Valeria Iseli, 24-jährige Verteidigerin. Sie wirkt ruhig, aufmerksam, optimistisch. Kurz vor dem Abpfiff erlebt sie Schrecksekunden: In der 81. Minute prallt der Ball von der Latte zurück. In der 90. Minute lenkt Simea Hefti eine Hereingabe ins eigene Tor ab, doch der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits.St. Gallen-Staad zeigte Willen und Kampfgeist«Es war ein hart umkämpftes Spiel», sagt Valeria Iseli, «wir haben uns den Punkt dank unserem Willen und Kampfgeist verdient. Es ist ein Erfolg der Mannschaft.» Sie erzählt, dass sie sich vorgenommen haben, mutig zu spielen, und ergänzt dann: «Wir wollten gewinnen. Anders kann man doch gar nicht in ein Spiel gehen.» Der nächste Gegner heisst FC Zürich, das ist die beste Mannschaft der Schweiz. Sie bleibt konsequent: «Auch gegen dieses Team wollen wir gewinnen.»Valeria Iseli lernt das Fussballspielen in Deutschland. Der Beruf des Vaters bringt die Familie nach Bayern, an den Starnberger See. Zuerst spielt sie mit den Buben beim TSV Berg, dann mit den Mädchen von Höhenrain. «Seit dieser Zeit bin ich Bayern-Fan, genau wie Lena.» Als Valeria Iseli zwölf Jahre alt ist, kehrt die Familie in die Schweiz zurück. Nun spielt sie zuerst in Frauenfeld, dann beim FC St. Gallen, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Kirchberg. «Angefangen habe ich als Goalie. Nachher spielte ich im Sturm. Aber als es dann ernsthaft wurde, so ab der U18, fand ich meine Position. Die ist in der Abwehr.»Iseli kommt ohne ein einziges Foul ausLena? Lena Göppel ist die andere Innenverteidigerin, ihre Partnerin auf dem Feld. «Wir verstehen uns, wir ergänzen uns, wir sind eingespielt.» Das spürt man auch in diesem Spiel. Valeria Iseli ist nur 1.65 Meter gross. Dennoch gehört der Kopfball zu ihren Stärken.Bei allen Eckbällen für Lugano kommt Danielle Pantuso, die grosse Verteidigerin, in den Strafraum. Sofort stellt Iseli sich neben sie, verfolgt sie auf Schritt und Tritt und kann sie so erfolgreich stören. Sie gewinnt nicht nur diesen Zweikampf, sondern praktisch jeden im Spiel, ohne ein einziges Foulspiel zu begehen. Auffallend ist, wie oft sie angespielt wird. Wenn sie den Ball hat, geschieht nichts Sensationelles. Sie spielt kurze, sichere Pässe. Jeder kommt an. «Ich weiss, was ich kann», sagt sie.An erster Stellesteht der BerufDie Sekundarschule besucht Valeria Iseli in der Sportschule in Teufen. Nachher macht sie eine Lehre als Tiefbauzeichnerin. Jetzt arbeitet sie bei «sjb kempter und fitze» in St. Gallen als Zeichnerin Ingenieurbau. Für sie ist klar: «Zuerst kommt der Beruf, dann der Fussball – und an dritter Stelle die Kolleginnen und der Ausgang.»Nun wohnt sie («ich bin Single») mit ihrer Mutter in Staad, ganz in der Nähe des Fussballplatzes. Ihre Mutter Kathrin ist natürlich auch beim Spiel. «Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat sie mich jeweils auf den Fussballplatz begleitet. Und dort hat sie nicht nur zugeschaut, sondern hat sich grad als Hilfstrainerin nützlich gemacht.»Nach diesem geglückten Start wäre wohl der Gang ans St. Galler Fest eine Variante für den Ausgang. Nicht für Iseli. «Wir gehen vermutlich ins Kino und schauen uns einen Horrorfilm an.» Die Fussball-Schlussminuten waren, so scheint es, noch zu wenig aufregend …

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.