Mehrlust-Inhaber Heinz Sieber sagt: Als der Bundesrat vor drei Wochen Veranstaltungen mit über tausend Besuchern verboten habe, seien viele Aufträge von einer «ersten Verunsicherungswelle» fortgespült worden. Auch Anlässe mit weit weniger Teilnehmern seien gestrichen worden. «Es hät richtig gräbblet», sagt Heinz Sieber. In der letzten Woche kam die zweite Welle. Nun stornierten auch viele Private die Aufträge.Wie es weitergeht, ist völlig offen. Heinz Sieber befürchtet, dass bis zu den Sommerferien nicht mehr viel läuft. Was von den Vorarbeiten und Offerten später noch von Nutzen ist, kann er nicht abschätzen.Der Food-Truck ist nun täglich im EinsatzAls Unternehmer mit elf Vollzeit-Mitarbeitern und etwa fünfzig Teilzeitlerinnen ist Heinz Sieber sich einer hohen Verantwortung bewusst. Seit der Gründung vor einem Jahrzehnt habe sich auch dank sehr guter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel aufbauen lassen, weshalb auch in der Krise versucht werden soll, die Konstanz zu wahren. «Wir versuchen, mit Kurzarbeit über die Runden zu kommen», sagt Heinz Sieber, «und wollen aus den gegenwärtigen Umständen das Beste machen.»Der bisher nur mittwochs eingesetzte Food-Truck ist nun ausser sonntags täglich in Betrieb: An der Gewerbestrasse 1 in Diepoldsau verkauft das Mehrlust-Team über Mittag warme und kalte Menüs zum Mitnehmen. Am Mittwoch sei es «wirklich gut gelaufen», sagt Sieber, aber der Mittwoch sei bereits als Food-Truck-Tag in den Köpfen. Sollte die Nachfrage auch an den anderen Tagen vorhanden sein, ziehe man die Sache durch, aber «drauflegen» mag Sieber natürlich nicht.Auch andere Betriebe orientieren sich neu. Der «Badhof» in Lüchingen macht ebenfalls Menüs zum Mitnehmen und wie Blueme Judith in Altstätten, wo Selbstbedienung schon länger möglich ist, hat nun auch die Blumeria in Marbach auf Selbstbedienung umgestellt; Karin Baumgartner hat viele Pflanzen zu Selbstkosten Altersheimen und anderen Institutionen überlassen, denn eine Freude zu machen sei besser als Pflanzen kaputt gehen zu lassen. Judith Schmidheiny will an der Krise ebenso wenig verdienen und gibt alles zum halben Preis ab.Ebenfalls mit Blick nach vorn äussert sich Petra Böing, die Inhaberin von Beauty Style (Coiffeur und Nagelstudio) an der Altstätter Obergasse. «Wir sitzen alle im gleichen Boot», sagt sie und hofft wie viele andere auf die versprochene Unterstützung durch die Politik. Weil auch der Gatte selbstständig ist, sieht die Familie sich von der Corona-Krise wirtschaftlich gleich doppelt betroffen. Kommt hinzu, dass vor Ostern der Umsatz wie vor Weihnachten besonders hoch wäre. Falls sie den Laden ab 20. April wieder offen haben könne, seien die Einbussen tragbar, sagt Petra Böing. Sie nimmt aber auch das Wort «verheerend» in den Mund; dieses gilt für den Fall, dass der Notstand noch fortdauert. Trotz geschlossenen Geschäfts hat Petra Böing viel zu tun. Jede Kundin, die einen Termin hat(te), wird telefonisch kontaktiert, ausserdem bemüht sich die Geschäftsinhaberin darum, Haarfarbe «über die Gasse» verkaufen zu dürfen. Ein Problem haben vor allem Kundinnen mit künstlichen Nägeln, die ein Drittel zum Umsatz beisteuern. Nägel wachsen nach.Keine Messen heisst weniger KundenkontakteIm Gewerbe- und Industrieverein Altstätten geben die (nicht absehbaren) Folgen der Corona-Krise (noch?) nicht intensiv zu diskutieren. Die Mitglieder seien aber via Newsletter mit Infos des Kantonalverbandes versorgt worden, sagt Präsident Marc Lüchinger. Im Hinterforster Unternehmen Clément Rollladen, das Lüchinger führt, ist feststellbar, dass Kunden mit Reparaturen zuwarten. Der Umsatz sei bisher zwar nicht stark gesunken, aber die Auswirkungen werde man sicher noch spüren. Der Ausfall von Messen werde sich ebenso negativ auswirken wie die Showroom-Schliessung, die weniger Beratungstermine zur Folge habe.Prekär sei die Lage im Moment noch nicht, meint Marc Lüchinger. Ähnlich äussert sich Markus Wüst, der Geschäftsführer der Soluma Swiss AG in Widnau. Für das Präzisionsmechanik-Unternehmen mit seinen acht Mitarbeitern, das für den Maschinenbau und den Medizinalbereich tätig ist, lief noch am Mittwoch «alles wie gehabt». Zwar habe nun einer von mehreren Grosskunden seinen Betrieb eingestellt, doch Markus Wüst bleibt optimistisch. Seiner Einschätzung nach fällt der Umsatz nicht weg, sondern er komme wohl später. «Andere», sagt Wüst, «haben deutlich grössere Probleme als wir.»Von diesen anderen haben sicher Läden mit einem Online- Shop die Chance zu einem gewissen Ausgleich. Beispielsweise Hongler Kerzen in Altstätten konnte deshalb im Newsletter vermelden: «Wir sind weiterhin für Sie da.» Neu ist – auch bei elektronischer Post anderer Firmen – die abschliessende Grussformel. Passend zum veränderten Alltag lautet sie bei Hongler so: «Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund.»