10.04.2019

«Wir sind heute weiter als auch schon»

Müssten wir nicht versuchen, den Verkehr zu reduzieren? Sind neue Strassen wirklich der richtige Weg? Für eine FDP-Veranstaltung waren es eher ungewöhnliche Fragen, die Regierungsrat Marc Mächler am Dienstag gestellt bekam.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererOder diese: «Was nützen Umfahrungen, wenn am Ende alle Autos im Heerbrugger Zentrum, bei der Entenbadkreuzung landen?» Diesen «Hot-Spot müsste man dringend mal ansehen».Kritisch wurde in diesem Zusammenhang auf die grosszügigen Parkplätze grösserer Gewerbe- und Industrieareale sowie den durch sie geförderten Individualverkehr hingewiesen, aber auch auf den knapp gewordenen Platz in den als sinnvoll gewerteten Park-and-Ride-Anlagen.Verkehr verteilen, bevor er entstehtDie FDP Balgach hatte den Anlass im Optikhus organisiert. Es ging um Rheintaler Strassenprojekte, die S18 zum Beispiel, vor allem jedoch um die Neugestaltung der Staatsstrasse zwischen Altstätten und Heerbrugg.Regierungsrat Marc Mächler war daher in Begleitung von Sascha Bundi nach Balgach gekommen. Der Leiter Mobilität und Planung sagte, der Kanton sei sehr bestrebt, zusammen mit Investoren Mobilitätskonzepte zu entwickeln und «den Verkehr, schon bevor er entsteht, auf verschiedene Verkehrsträger zu verteilen».«Zwei überfällige Korridore»Der teils kritischen Haltung gegenüber neuen Strassen begegnete Mächler mit der Meinung der Regierung, punktuell neue Strassen für die Umfahrung von Dörfern seien durchaus sinnvoll und «bringen der Bevölkerung extrem viel».Allerdings erachte es auch der Kanton als nötig, den Anteil des öffentlichen Verkehrs zu erhöhen. Gerade «im Rheintal gibt es Potenzial nach oben, definitiv», sagte Mächler.Das Thema ist bekanntlich ein Schwerpunkt im derzeit entstehenden Rheintaler Agglomerationsprogramm, das dem Bund bis Ende des nächsten Jahres eingereicht werden und wichtige Gelder hierher bringen soll.Mit der S18, also der Autobahnverbindung bei St. Margrethen zwischen Österreich und der Schweiz, sowie einer zweiten Autobahnverbindung auf Höhe Diepoldsau sind «zwei überfällige Korridore» im Programm enthalten, wie Mächler sagte. Vor allem mit dieser zusätzlichen Verbindung ist die am Dienstag einmal mehr geäusserte Hoffnung auf eine unterirdische Lösung verbunden.Bezogen aufs jahrzehntelange Dauerthema S18, sagte Mächler: «Wir sind heute weiter als auch schon.» Die Vorarlberger Regierung sei heute klar dafür, und die Asfinag (Österreichs Autobahnen- und Schnellstrassen-Finanzierungs-AG) arbeite derzeit am Vorprojekt: Im nächsten Jahr soll über die endgültige Trassenführung entschieden werden.13 Mio. für den Balgacher AbschnittIn den Dörfern von Altstätten bis Heerbrugg wird in naher und mittlerer Zukunft das vom Kanton geplante Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Staatsstrasse beschäftigen.Am weitesten ist das Projekt in Marbach und Rebstein gediehen, dort haben bereits erste Informationsveranstaltungen stattgefunden.Am Dienstag äusserte sich Sascha Bundi zum Balgacher Abschnitt. Es geht darum, den Strassenraum – angepasst an die jeweiligen Verhältnisse – völlig neu zu gestalten – mit dem Ziel, dass Verkehrsteilnehmer zuverlässig vorankommen und die Sicherheit für Velofahrer und Fussgänger ebenso steigt wie insgesamt die Lebensqualität in jedem Dorf.Für den Balgacher Abschnitt der Staatsstrasse wird mit Gesamtkosten von 13 Mio. Franken gerechnet, wobei es sich um einen Richtpreis handelt und die Kosten für die Gestaltungselemente noch nicht enthalten sind. Für Massnahmen zugunsten der Fussgänger und Velofahrer hat die Gemeinde sich mit 35 Prozent zu beteiligen.Zugfahren teuer – «ja, aber...»Sascha Bundi sagte, die künftige bauliche Entwicklung auf dem Leica-Areal sei in die Planung einbezogen. In den nächsten vier Jahren werde das Projekt vorangetrieben.Öffentliche Auflagen dürfte es zuerst in Marbach und Rebstein geben, wo Widerstand gegen das Projekt allerdings absehbar ist. Unter anderem wird die Verengung der Fahrbahn für den motorisierten Verkehr beanstandet.Den (auch sonst oft zu hörenden) Hinweis aus dem Publikum, für Zugfahrten seien «Horrorpreise» zu bezahlen, konterte Marc Mächler so: «Es stimmt, der ÖV ist nicht günstig, aber ich bin nicht sicher, ob jeder Autofahrer richtig rechnet.» Ausserdem gebe es auch besonders günstige SBB-Angebote, etwa für Reisen ausserhalb der Stosszeiten.Was die Fahrpreise im Rheintal betrifft: Weil die Schweizer Billette viel teurer sind als jene im Vorarlberg, ist die Einigung auf ein grenzüberschreitendes Tarifsystem eine besondere Knacknuss.

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