12.05.2018

Wir sind betroffen

«Windpark Honegg-Oberfeld, Betreiber ‹Appenzellerwind›»

Von Enza Welz-Sonderegger
aktualisiert am 03.11.2022
Es macht den Anschein, als sei «Appenzellerwind» kurz vor dem Ziel. Jedoch haben die Betreiber etwas elementar Wichtiges unterlassen. Wir Anwohner (Wald AR) des geplanten Windparks Honegg wurden bis heute nie persönlich von den Betreibern, also «Appenzellerwind», informiert. Obwohl sich die zwei 200 Meter hohen Windräder direkt vor unseren Wohnhäusern auftürmen sollen, finden es die Betreiber nicht nötig, uns zu informieren. Oder reicht ihr Weitblick nur bis zur Kantonsgrenze? Einige wenige aus unserer Nachbarschaft erhielten ein Schreiben von Herrn Hospentahl und Co., sie haben es aber unterlassen, mindestens dreissig weitere direkt betroffene Haushalte anzuschreiben. Das heisst, wir mussten die Informationen der Presse entnehmen. Einige direkt betroffene Anwohner wissen bis heute nicht genau, was auf sie zukommen würde, wenn die Windräder in ihrer vollen Grösse gebaut würden. Auch dass man partizipieren könnte, wurde uns nie mitgeteilt. Dass es in Oberegg sehr viele Sympathisanten gibt, ist verständlich. Der grösste Teil der Obereggerinnen und Oberegger spürt in keiner Weise einen Nachteil, sprich Schattenwurf, Sichtbarkeit, Beschallung, Eiswurf usw. Im Gegenteil, die Bodenbesitzer erhalten pro Jahr 30000 Franken und wir Hausbesitzer müssen mit einer Wertverminderung unserer Häuser rechnen (wie in Deutschland). Mit dem Bau der Windräder wird uns unser Naherholungsgebiet weggenommen – und ein riesiges Stück Lebensqualität. Wir sind empört über die Informationspolitik der Betreiber «Appenzellerwind» und fühlen uns an den Rand gestellt. Wir bitten die Herren von «Appenzellerwind» um eine öffentliche Stellungnahme, warum wir direkt betroffenen Anwohner bis heute nie von ihnen informiert wurden.Enza Welz-Sonderegger Falkenhorst 164, Wald ARWindkraft auch im Kanton AIDas Schweizer Stimmvolk – und übrigens auch eine Mehrheit der Stimmenden in AI – haben letztes Jahr den langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie und der Förderung der neuen Energien zugestimmt. Dies geschieht seit Jahren über eine Förderabgabe, die von allen Stromkonsumenten in der Schweiz erhoben wird. Ohne diese Fördermittel rechnen sich neu gebaute Anlagen – wegen des tiefen Strompreises – tatsächlich nicht. Unsere Bundesregierung hat längst erkannt, dass nur durch eine gezielte Förderung neue Anlagen gebaut werden können; das machen auch andere Länder in Europa so. Die Energiestrategie 2050 des Bundes kann nur umgesetzt werden, wenn neben dem Ausbau von Wasser-Pump-Speicherkraftwerken auch der Neubau von PV- und Windkraftanlagen konsequent umgesetzt wird. Dabei ergänzen sich PV und Windkraft perfekt, denn die Windmessungen haben ergeben, dass der Wind bei uns vor allem in den Wintermonaten stärker bläst, wenn die Sonne weniger scheint. Und im Sommer ist es oft genau dann windstill, wenn die Sonne wolkenlos vom Himmel scheint. Ich wünsche mir, dass die ökonomische Wertschöpfung der Stromproduktion möglichst in der Region bleibt und nicht Grosskonzerne – im schlimmsten Fall ausländische Investoren – hohe Gewinne einfahren. Die Initianten der Oberegger Windkraftanlage als renditesuchende Profiteure darzustellen, wird der Sache nicht gerecht. Ausserdem birgt es grosse Vorteile, wenn die Übertragungswege möglichst klein gehalten werden, also der Strom dort produziert wird, wo er auch gebraucht wird. Zudem soll die Stromproduktion besser als heute im ganzen Land gleichmässig verteilt sein. Auch der Kanton AI muss sich meiner Meinung nach der Verantwortung stellen und seinen Beitrag zur nachhaltigen Stromproduktion leisten. Windkraftanlagen werden nicht für die Ewigkeit gebaut. Sie können mit relativ geringem Aufwand in 25 Jahren zurückgebaut werden. Bis heute hat mir noch kein Gegner erklären können, wie er 20 TWh Atomstrom pro Jahr ohne Windkraftanlagen in der Schweiz erzeugen will. «Dreckiger» Kohlestrom aus dem Ausland importieren kann keine Lösung sein. Ja, die Betroffenheit von Anwohnern ist gross, aber der Standort Honegg-Oberfeld erfüllt sämtliche gesetzlichen und technischen Anforderungen. Wir können es uns schlicht nicht leisten, allen Einsprachen nachzugeben. Dies zeigen auch die letzten Bundesgerichts­urteile in dieser Sache. Schnell werden sich unsere Augen an die neuen Windräder ge­wöhnen.Tim Haas, Oberegg

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