25.03.2022

«Wir lösen ein Problem, das keins ist»

Der Gemeinderat plant die beiden unter dem Ortsteil Dorf eingedolten Bäche zu öffnen und ins selbe Bachbett zu legen. Es soll hinten an den Häusern vorbei gegraben werden. Die Anwohner sind skeptisch.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Auf Höhe der Häuser an der Schulhausstrasse verschwindet der Plattenwäldlibach in eine Eindolung. In dieser fliesst bereits Wasser vom Bächli beim Büchelweg. Dann verläuft die Leitung mehr oder weniger unter der Hölzlisbergstrasse und unter der Kreuzung beim Holzofenbeck hindurch zum Werkhof, wo das Gewässer beim Spielplatz wieder zum offenen Bach wird. Auch das Strassenregenwasser wird über die Schächte in diese Röhre abgeleitet. Auf einigen Metern parallel verläuft in einer zweiten Leitung das eingedolte Bächli, das von der Halde herabkommt. Diese Röhre mündet wenige Meter vor dem Spielplatz in jene des Plattenwäldlibachs.[caption_left:Der Situationsplan zeigt den geplanten Verlauf des neuen Bachbetts hinten an den Häusern vorbei. (Bild: pd)]«Weil wir müssen, nicht weil wir es schön finden»Der Gemeinderat plant nun, die Eindolung ab Höhe Einleitung Plattenwäldlibach offenzulegen. Das geht natürlich nicht in der Strasse selbst. Vorgesehen ist, den Bach erst der Strasse entlang zu führen, dann links an den Häusern vorbei, wo er mit dem Haldenbächli vereinigt und hinterm Mehrfamilienhaus (vis-à-vis Werkhof) entlang geführt werden soll. Nach dem Mehrfamilienhaus soll das Wasser in einer neuen Röhre unter der Strasse hindurch und in jenes Bächli hinterm Werkhof geleitet werden. Der heutige Abschnitt des Bachs dem Werkhof entlang fiele so trocken. Allenfalls werde man ihn aufschütten – der Spielplatz bleibe aber bestehen, versicherte Gemeindepräsident Alex Arnold kürzlich an einer Information zum noch bis 17. April laufenden Mitwirkungsverfahren.«Wir machen das nicht, weil der Gemeinderat es schön findet, sondern weil es gemacht werden muss», stellte Arnold klar. Die Notwendigkeit ergebe sich aus dem Massnahmenkonzept zur Eindämmung von Naturgefahren. Die Analyse habe für den Plattenwäldli- und den Haldenbach ein gewisses Defizit ergeben. Die Gemeinde komme nicht darum herum, es zu beheben.Ein weiterer Grund für das Projekt ist die vorgesehene Sanierung und Neugestaltung der Strasse im Bereich der Kreuzung. Spätestens dann werde man die Bäche ohnehin freilegen müssen, erklärte Arnold. Eine erneute Eindolung werde der Kanton nicht akzeptieren.Das erwähnte Naturgefahren-Massnahmenkonzept ist schon vor zehn Jahren erarbeitet worden. Dass das vorliegende Projekt erst jetzt an die Hand genommen wird, liegt daran, dass andere Hochwasserschutzprojekte dringlicher sind. Bei jenen kommt die Gemeinde wegen hängiger Einsprachen aber nicht weiter. Die Offenlegung des Plattenwäldli- und Haldenbachs wird deshalb vorgezogen.Zuletzt kam der Bach im Jahr 2004 die Strasse herabManche der Anwohnerinnen und Anwohner, die den Informationsabend besuchten, sind allerdings skeptisch. Das Risiko sei heute moderat. Die beiden Bäche hätten kaum je Probleme bereitet, und wenn, dann nur, weil während eines Unwetters Holz und Geschiebe auf die Einlaufrechen zu liegen kam und das Wasser überlief.Das letzte Mal geschah dies am 4. August 2004. Damals trat während eines Unwetters der obere der beiden Bäche über die Ufer und setzte die Strasse bis zum Werkhof an der Hinterforsterstrasse unter Wasser. Weitaus mehr betroffen war allerdings der untere Dorfteil, wo der Auerbach über die Ufer getreten war: Zwischen «Falken» und der damals noch bestehenden Eichberger Post standen etliche Keller und Garagen unter Wasser. Ein Auto wurde von der Flut angehoben und gegen ein Garagentor gedrückt.[caption_left:Beim Unwetter vom August 2004 trat der Plattenwäldlibach über die Ufer. Eine halbe Stunde vor der Aufnahme dieses Fotos soll das Wasser noch einiges höher gestanden haben. (Archivbild: Max Tinner)]Oben im Ortsteil Dorf seien höchstens ein paar Gärten geflutet worden, meinten damals selbst betroffene Anwohner. Sie befürchten, dass eine Offenlegung der beiden Bäche das Problem, das kaum eines sei, allenfalls verlagern würde, nämlich hinter den Werkhof, wo dann das Wasser zweier Bäche unter der Strasse durchzuleiten wäre.Alex Arnold und Projektverfasser Patrick Hasler vom Ingenieurbüro Egeter und Partner beschwichtigen: Die Röhre werde auf ein Jahrhunderthochwasser ausgelegt und sei wesentlich grösser als die heutige Eindolung.Das Projekt wird in Details aber noch angepasst. Anwohner wiesen am Informationsabend auf Schwachpunkte hin – wie zum Beispiel zu enge Zufahrten für landwirtschaftliche Maschinen auf die Wiesen. Oder auf Brunnenleitungen, die über die eingedolten Bäche hinweg verlaufen. Solche Hinweise werden im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens aufgenommen und bei der Überarbeitung berücksichtigt.Hinweis: Die Unterlagen zum Projekt kann man sich von der Website der Gemeinde herunterladen.

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