22.07.2021

«Wir lassen uns nicht unterkriegen»

Auch in diesem Jahr soll die Flagge am 1. August den Säntis schmücken.

Von Gabriela Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Der Anblick gehört mittlerweile zum Nationalfeiertag: Seit 2015 wird der Nordhang des Säntis pünktlich zur Bundesfeier rot-weiss gekleidet. Dass die grösste Schweizer Fahne der Welt dabei selten unversehrt bleibt, ist inzwischen ebenso Tradition. Gerade Unwetter sorgten in Vorjahren für Schäden – ein Problem, das in den vergangenen Wochen die gesamte Schweiz betraf. Doch auch 2021 soll die Nationalflagge gehisst werden, bestätigt Bruno Vattioni, Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn AG, auf Anfrage.Wie auch in den Jahren zuvor, wird die Flagge am 31. Juli anlässlich des Jubiläums der Säntis-Schwebebahn an der Flanke des Hausbergs entrollt. Am 1. August kann die Schweizer Fahne schliesslich in voller Grösse bewundert werden, ehe sie in den darauffolgenden Tagen abmontiert wird.Die Vorbereitungen laufen gemäss Vattioni bereits auf Hochtouren. Am Mittwochabend wurden die ersten Materialien, welche die Höhenarbeiter zum Erklimmen der Felswand und Entrollen der Fahne benötigen, geliefert. Anfang nächster Woche erfolgt der Transport sowie die Befestigung der zu einer langen Wurst komprimierten Flagge.Machen Unwetter einen Strich durch die Rechnung?Ob alles nach Plan verläuft, wird sich allerdings zeigen – denn die sonnige Verschnaufpause ist bereits am Wochenende vorbei. Erneut kündigt das Bundes-amt für Meteorologie verbreitet Schauer und Gewitter an. Kann die 80 mal 80 Meter grosse und über 700 Kilogramm schwere Fahne dem stürmischen Wet-ter diesmal standhalten? Bru-no Vattioni zeigt sich optimistisch: «Wir sind sehr zuversichtlich!»Schon zum siebten Mal werde dieselbe Fahne aufgehängt. Trotz einiger Risse in der Vergangenheit, sei diese immer noch intakt. Für das Flicken ist die Heimgartner Fahnen AG in Wil zuständig, von deren ehemaligem Geschäftsführer, Hein Höhener, die ursprüngliche Idee für die Flagge stammt.Im Coronajahr 2020 wurde die Schweizer Fahne durch das schroffe Gestein nur gering beschädigt. Die Flickarbeiten seien deswegen leichter gefallen, so der Säntisbahnen-Chef. Ein weiterer Vorteil sei gewesen, dass eine Vereinbarung mit den Olma-Messen getroffen werden konnte. Die Riesenflagge wurde in der leeren Halle ausgebreitet und wieder zusammengenäht. Vattioni fügt hinzu: «Die Fahne war wohl noch nie so schön geflickt wie dieses Jahr.»Erfreulich war auch das steigende Interesse der Bevölkerung. Seit der Entstehung des Projekts ist es möglich, ein Teilstück der Flagge zu erwerben oder zu verschenken. «Im letzten Jahr konnten wir viele neue Patinnen und Paten begrüssen», sagt Vattioni. Unterdessen wurden rund 3500 Quadratmeter – etwas mehr als die Hälfte der Fahnenfläche – verkauft. Der Platz auf der anfänglich grauen Modellfahne auf dem Säntis schwindet: «Wir hoffen, dass die Tafel bald gänzlich in rot-weiss erstrahlt.»Die Veranstaltung ist wichtiger denn jeDie Geschichte der Säntisfahne geht inzwischen einige Jahre zurück. Hein Höhener entwickelte den 120 mal 120 Meter grossen Prototyp mit dem Ziel, in das Guinnessbuch der Rekorde einzugehen. Allerdings wurde die israelische Fahne schliesslich zur weltgrössten Nationalflagge gekürt.Bruno Vattioni konnte den Heimgartner-Chef überreden, die Riesenfahne nicht zu entsorgen, sondern 2009 am Säntis anzubringen. Die Aktion überstand jene Flagge nicht. Sechs Jahre später wurde das Projekt jedoch neu lanciert und die heutige, verbesserte Version entwickelt.Doch warum wird in Anbetracht der regelmässigen Beschädigung an der Tradition festgehalten? Zum einen habe man stets positive Rückmeldungen erhalten: «Wir haben uns entschlossen, die Aktion weiterzuführen, solange die Fahne ‹verhebet›», sagt Vattioni. Vor allem im vergangenen Jahr sei es den Organisatoren angesichts der Pandemie wichtig gewesen, die Schweizer Flagge am Nationalfeiertag zu hissen. Und auch 2021 wolle man damit ein Zeichen setzen. «Ganz nach dem Motto: ‹Wir, die Schweizer, lassen uns nicht unterkriegen.›» 

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