Wenn die Strasse zur Bühne wird, der Rhythmus der Schritte mit dem Takt zu einer mitreissenden Melodie verschmilzt, dann handelt es sich keineswegs um eine gewöhnliche Parade. Das ist eine Marching Band – also eine Parademusikformation nach amerikanischem und kanadischem Vorbild – in voller Action. Hier vermischen sich Musik und Bewegung zu einer atemberaubenden Symbiose, bei der jeder Schritt eine Geschichte erzählt und jeder Takt das Publikum zum Staunen bringt.
Dass die Schweizer Formation Showband.ch dies beherrscht, haben sie kürzlich bewiesen: Die 50-köpfige Delegation mit Rheintaler Beteiligung von Lea Hämmerle (Querflöte) und Noemi Hutter (Querflöte) aus Widnau, Simon Schmitter (Klarinette) aus Diepoldsau sowie Beda Zünd (Saxofon und künstlerische Leitung) und Sina Schmid (künstlerische Leitung) aus Eichberg, durften sich in Amerika feiern lassen. Es ist ein Weltmeistertitel, der für die Schweizerinnen und Schweizer eine Überraschung war.
Mehr als nur eine Goldmedaille gewonnen
Nach drei intensiven Probenwochenenden reiste die Showband.ch Mitte Juli in die USA, wo vom 17. bis 26. Juli die Weltmeisterschaften der World Association of Marching Show Bands, kurz WASMB, in Buckhannon, West Virgina, stattfanden. Marching Bands aus 17 Ländern traten in fünf Kategorien an: «Drum Battle», «Concert Band», «Field Parade», «Street Parade» und in der Königsdisziplin «Field Show».
Die Showband.ch nahm an insgesamt drei Wettbewerben teil. «Eine gewisse Anspannung war da, vor allem beim Finalwettbewerb, der am Samstagabend stattfand und an dem nur die besten zehn Bands teilnehmen durften», sagt Sina Schmid. «Wir hatten aber nichts zu verlieren und konnten es sehr geniessen.»
Das hat sich ausgezahlt. In der Kategorie «Field Parade» erreichten sie den ersten Platz und dürfen sich somit Weltmeister nennen. Bei der «Field Parade» läuft man in Parademusikformation einen Weg auf dem Football-Feld, der von den Juroren vorgegeben wird. Das heisst Richtungswechsel mit Kurven und Ecken kommen oft vor. Ein neues Terrain für die Schweizer.
«Am Anfang waren wir uns nicht sicher, ob wir in dieser Kategorie antreten sollen. Aber jetzt hat es sich mehr als gelohnt», sagt die Eichbergerin. Ein zweiter Platz in der «Street Parade» und ein fünfter Platz in der «Field Show» komplettierten die gute Vorstellung.
Von den Schweizer Aussenseitern zu Insidern
Die Höhepunkte der Woche in den USA waren nicht nur die Wettbewerbe, sondern auch der Austausch und die geschlossenen Freundschaften mit anderen Marching Bands. Sina Schmid sagt dazu:
In der Schweiz sind wir mit unserer Art zu musizieren und eine Show zu zeigen oft Aussenseiter. Aber jetzt waren wir mit fast 30 anderen Formationen zusammen unter Gleichgesinnten, das war unglaublich.
Schon in wenigen Wochen werden die Weltmeister am Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen vom 15. bis 17. September ihren nächsten Grossanlass bestreiten – und vielleicht einen neuen Titel mit nach Hause nehmen.