proLitteris
Rheintaler Sportpreis 31.01.2024

«Wir haben uns köstlich amüsiert – dabei weiss ich bis heute nicht, in welcher Sprache wir geredet haben»

Ehrengast Betim Fazliji vom FC St. Gallen sprach an der Sportpreis-Verleihung mit Moderatorin Annina Dietsche über Emotionen, die Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen, sein Gefühlschaos als kosovarischer Nationalspieler und seine Anfänge als Kicker am CS-Cup.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 01.02.2024

Vor einem Jahr war Matthias Hüppi, Präsident des FC St. Gallen, Ehrengast an der Verleihung des Rheintaler Sportpreises in Berneck. Er sagte damals sehr überzeugt, dass der aus Rebstein stammende Betim Fazliji bestimmt einmal zum FC St. Gallen zurückkehren werde.

Bereits im kommenden Sommer war’s so weit: Der 24-jährige Fazliji verliess Hamburg nach nur einem Jahr beim FC St. Pauli wieder. Er gab zu, schon sehr früh mit St. Gallens damaligem Sportchef Alain Sutter – «eine der wichtigsten Personen in meiner Fussballkarriere» – geflirtet zu haben. Die Rückkehr sei auch schon drei Monate vor Saisonende festgestanden: «Obschon ich auch andere Angebote hatte.»

Die laufende Saison ist für den zentralen Mittelfeldspieler bereits beendet, im November erlitt Betim Fazliji einen Kreuzbandriss. Aber in den zwölf Spielen, die er bestritt, wurde er im Kybunpark sofort zum Publikumsliebling. Dazu sagt er:

Bei unseren Fans ist doch jeder Spieler ein Publikumsliebling – sie haben noch nie jemanden von uns ausgepfiffen.

Aber im Gegensatz zu seinen Mitspielern habe er eine FCSG-DNA; weil er aus der Region stammt und die Juniorenstufen in St. Gallen durchlaufen habe, «stehe ich den Fans näher als ein anderer Spieler.»

Trotz der Verletzung wirkt Betim Fazliji immer sehr positiv, er hat sich nie öffentlich über sein Schicksal beklagt: «Es gibt schon Tage, an denen mich die Verletzung nervt, aber ich mag es nicht, wenn Menschen launisch sind.» Überhaupt habe er seine Emotionen recht gut im Griff – aber nur neben dem Platz: «Auf dem Rasen kritisiere ich oft Mitspieler und manchmal auch den Schiedsrichter, in den Emotionen habe ich auch schon zu Peter Zeidler hinausgerufen, weil ich hässig war auf ihn.»

Moderatorin Annina Dietsche stellte fest, dass ihm der Trainer das wohl nicht verübelt habe: «Sonst würde er dich nicht so oft loben.» Vor allem Fazlijis Fähigkeit im Umgang mit Menschen hebt der FCSG-Trainer oft hervor. Er sagt dazu:

Mit mir kann jeder reden, der mich auf der Strasse trifft.

Auch in der Mannschaft helfe er gerne mit, eine gute Stimmung zu schaffen: «Wir hatten mal einen Brasilianer, der nicht wie viele seiner Landsleute Englisch sprach.» Weil niemand mit ihm redete, sei er mit dem neuen Spieler in den Ausgang gegangen: «Wir amüsierten uns zwei Stunden lang köstlich, aber ich weiss bis heute nicht, in welcher Sprache wir uns unterhalten haben.»

Betim Fazliji mit Kickern des Schulfussballteams Diepoldsau-Marbach (von links): Sam Tenisch, Noël  Hasler und Nico Reis.
Betim Fazliji mit Kickern des Schulfussballteams Diepoldsau-Marbach (von links): Sam Tenisch, Noël Hasler und Nico Reis.
Bild: Hansueli Steiger

Ein Spracherlebnis der anderen Art hat er bei seinen Auftritten als Nationalspieler von Kosovo: «Dort reden wir meist Deutsch, mit vielen Spielern sogar Schweizerdeutsch.» Er spüre immer so etwas wie ein Gefühlschaos, wenn er für Kosovo spiele:

Ich bin Schweizer, nicht nur Kosovare. Ich bin in der Schweiz aufgewachsen, werde wohl bis an mein Lebensende hier wohnen.

Gerade das EM-Quali-Spiel gegen die Schweiz sei sehr speziell gewesen: «Aber natürlich habe ich mich über das für Kosovo sehr gute 2:2-Unentschieden gefreut.» An der Europameisterschaft in Deutschland, an der Kosovo nicht dabei ist, sei er dagegen für die Schweiz.

Für den Rheintaler Sportpreis wurden Markus Stark und das Schulfussballteam Diepoldsau-Marbach nominiert – beide für ihre Leistung im CS-Cup. «Den CS-Cup habe ich auch zweimal gewonnen», sagt Fazliji, «allerdings nur im Kanton, im Schweizer Final haben wir verloren.»

An seine Anfänge beim FC Rebstein erinnert er sich, dass er an einem freien Nachmittag immer schon um 12.30 Uhr auf dem Fussballplatz war, wenn um 17 Uhr das Training begann. In den Spielen sei der FC Rheineck mit dem gleichaltrigen Patrick Sutter ein harter Gegner gewesen:

Dass mit Pädi und mir zwei Rheintaler beim FC St. Gallen spielen, macht mich stolz.
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