Weihnachten. Allein der Begriff oder die Aussicht auf die bevorstehenden Festtage lösen bei jedem Menschen andere Gefühle aus. Viele freuen sich darauf, im Kreis der Familie aufgehoben zu sein. Häufig ist diese Vorstellung aber ein Wunsch, von dem man nicht glaubt, dass er sich erfüllen könnte. Unschöne Erfahrungen, ein Schicksalsschlag oder auseinanderdriftende Vorstellungen können die Vorfreude überschatten.Martin Nägele hat im August als Diakon bei den reformierten Gläubigen von Widnau, Diepoldsau und Kriessern zu wirken begonnen. In seine Arbeit lässt der Seelsorger persönliche wie berufliche Erfahrungen mit dem Geburtstagsfest Jesu Christi einfliessen. Als Kind und Jugendlicher verband er Weihnachten eher mit Spannungen als mit Harmonie.In der Familie, die Martin Nägele mit Gattin Ursula gründete, verknüpfte er Weihnachten mit neuen Erfahrungen. «Meine Frau schmückte an Heiligabend den Christbaum. In der Zeit unternahm ich mit unseren fünf Kindern einen Ausflug in den Wald», sagt er. Später am Tag sang die Familie, beschenkte sich, genoss ein Festessen und besuchte den Gottesdienst.Weihnachtsfeier als Plattform für Begegnung«Die positiven Erlebnisse übertrage ich auf die Kirchgemeinde», sagt Martin Nägele. Am 25. Dezember lädt er zur Weihnachtsfeier ins Kirchgemeindehaus Diepoldsau ein. «Ich schaffe eine Plattform für Begegnung.» In jenen Stunden, in denen das Alleinsein besonders schwer zu ertragen sein kann, führt der Diakon Menschen aus den Kirchgemeinden der Region Mittelrheintal zusammen. Es spielt keine Rolle, woher man kommt, ob man allein oder als Ehepaar lebt und wie alt man ist. Niemand wird ausgeschlossen.Nach dem Festgottesdienst in der Kirche treffen sich die Gläubigen zum Apéro im Kirchgemeindehaus. In dem Augenblick, zu dem die meisten Gottesdienstbesucherinnen und -besucher zur Familienfeier aufbrechen, bleiben jene beisammen, die Weihnachten in einer für sie neuen Form miteinander begehen möchten.Mit Christbaum, Festmenü und WeihnachtsgeschichteEin Team aus Helferinnen und Helfern wird den Saal festlich herrichten, einen Christbaum schmücken, ein feines Mahl servieren, Tischmusik erklingen lassen, die Weihnachtsgeschichte vorlesen, einen gedanklichen Impuls geben und auf die Art zu einer lockeren und fröhlichen Atmosphäre beitragen.Martin Nägele weiss, wozu er die Menschen einlädt. In den vergangenen sechzehn Jahren verbrachte er den Weihnachtstag an seinem Wirkungsort in Grabs in gleicher Weise. «Viele ältere Menschen mögen abends nicht mehr weggehen oder vertragen ein spätes Mahl nicht», sagt Martin Nägele. Ausserdem verbringe er Heiligabend jedes Jahr mit seiner Frau und den Kindern.Nun lädt er zum ersten Mal im Mittelrheintal ein. «Wir feiern wie eine Familie», sagt Martin Nägele. «Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die einen etwas geben und die anderen nehmen.» Er wünsche sich ein fröhliches Miteinander.Jesus Christus und sein Verständnis von Nächstenliebe dienen Martin Nägele als Vorbild. Jesus predigte, ass mit den Menschen und pflegte die Beziehung zu seinem Vater. Der Diakon ist der tätigen Nächstenliebe verpflichtet. «Lernen die Menschen Liebe zu predigen, lernen sie predigen und nicht lieben», zitiert Martin Nägele einen seiner Ausbilder. «Es ist mir wichtig, mit den Menschen so umzugehen, wie ich es in meinen Predigten fordere.»HinweisWer aus den Kirchgemeinden Berneck-Au-Heerbrugg, Balgach oder Diepoldsau-Widnau-Kriessern am Samstag, 25. Dezember, an der Feier von 11.30 bis 15 Uhr im KGH Diepoldsau teilnehmen möchte (mit Zertifikat), kann sich bis 19. Dezember unter Telefon 071 595 12 10 oder über martin.naegele@refmittelrheintal.ch anmelden.