03.06.2022

«Wir arbeiteten für die Marienkäfer»

Am Freitag stellten sieben Diepoldsauer Schulklassen die Lebenstürme vor, die sie für zahlreiche Tierarten bauten. Federführend bei dem Projekt war die Naturschutzgruppe Alta Rhy, die ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Die 4,5 Meter hohen Türme stehen bei den Schulhäusern des OZ Kleewies und beim Kirchenfeld. Der verdichtete Lebensraum dient zahlreichen Tierarten als Unterschlupf. Gestern Abend stellten die verschiedenen Schulklassen von der Unter- bis zur Oberstufe den Eltern die Etagen vor, die sie ausstatteten und erklärten für welche Tier­arten sie die «Wohnräume» gestalteten. «Wir arbeiteten für die Marienkäfer», sagte etwa eine Erstklässlerin, und natürlich erhielten die Anwesenden jeweils auch zahlreiche Informationen über die zukünftigen «Mieter». Eichhörnchen besichtigte die neuen WohnungenObwohl erst diese Woche endgültig fertiggestellt, wurde schon ein Eichhörnchen gesichtet, dass sich für den Neubau inte­ressierte. «Es ist wichtig, dass die Kinder verstehen, dass in der Natur viele Faktoren zusammenspielen und wenn nur ein Tier fehlt, dies für andere zu ei­nem Problem werden kann», sagte Jürg Sonderegger, Präsident der Naturschutzgruppe Alta Rhy. Deshalb gehörte zum Projekt auch die theoretische Begleitung in den Schulfächern, sowie ein Ausflug ins Bannriet mit Führung oder der Besuch einer Expertin für Insekten. «Mich freute, dass vom Rheinunternehmen über Lehrlinge und Leiter des Hauswartsdienstes bis hin zu den Schulklassen und unseren Mitgliedern viele Beteiligte mithalfen, dass die Türme entstehen konnten», sagt Sonderegger. Auch der Diepoldsauer Schulratspräsident  Patrick Spirig sagte in seiner Rede, dass ihn das Turmprojekt von Anfang an begeistert hätte und er es deshalb auch gerne finanziell unterstützt habe. Damit verschiedene Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern und die Leidenschaft für die Natur zu wecken, sei grossartig. Auch Ge­meindepräsident Roland Wälter lobte die initiative Naturschutzgruppe Alta Rhy und sagte: «Mit dem was wir heute tun, bestimmen wir, wie die Welt von morgen aussieht.»Als Schmetterling über Blumenwiesen flattern In diesem Sinne wünsche er der Naturschutzgruppe, die im Anschluss ihr 30-jähriges Bestehen feiere, auch für die nächsten 30 Jahre nur das Beste.Morgen Samstag, 4. Juni, lädt die Naturschutzgruppe von 9.30 bis 15 Uhr die Öffentlichkeit ein, sich mit der Biodiversität aus­einanderzusetzen. Dabei kann man sich beim Turm beim Schulhaus Kleewies nicht  nur Anregungen für den eigenen Garten holen, sondern sich auch an verschiedenen Posten über aktuelle Themen informieren. Highlight ist eine Weltneuheit, der Insektenfluggenerator Birdly Insects, mit dem man virtuell als Insekt über eine Blumenwiese fliegen kann.[caption_left: Fliegen wie ein Insekt.]Ein Schüler erklärte es am Freitag so: «Das ganze Projekt war cool, aber der Generator war der Hammer.»Gewinner des Prix Benevol 2022Diepoldsau Zu ihrem 30-jährigen Bestehen wurde die Naturschutzgruppe Alta Rhy kürzlich mit dem Prix Benevol in der Kategorie Umwelt ausgezeichnet. Die Prix-Benevol-Jury vergibt diese Auszeichnung in verschiedenen Sparten der Freiwilligenarbeit. Um die kantonale Auszeichnung zu erhalten, hatte sich der Verein zuerst gegen die regionalen Mitbewerber durchgesetzt und wurde danach auch besser bewertet als die Regionensieger. «Wir erhielten den ersten Preis, weil wir sehr breit arbeiten», sagt Präsident Jürg Sonderegger. Als Beispiel gibt er an, dass allein die Gruppe Natur 60+ über 300 Stunden in die Bekämpfung von Neophyten verwendet habe. Dazu wurden Hecken gepflegt, aber auch die Artenvielfalt unterstützt der Verein: Die Balgacherstrasse wird jeweils für Frösche gesperrt, wenn sie ihre Laichplätze aufsuchen. Die Plätze des Bodenbrüters Kiebitz abgesperrt, Fledermaus-Quartiere betreut. «Ebenfalls sind wir politisch in vielen Kommissionen dabei oder unterstützen, wie hier, Schulprojekte», sagt Sonderegger. Dabei würden sie stets auch diverse Kooperationen mit einbeziehen und bei Boden- und Hausbesitzern für Verständnis werben.

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