09.08.2021

Winzer im Wettlauf gegen den Pilz

Auch wenn der Sommer seinem Namen bisher nicht gerecht wurde, sind bei frühen Weinsorten bereits einzelne Beeren mit Farbumschlag zu sehen.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Dass am Buechberg überhaupt gesunde und optisch schöne Trauben an den Stöcken hängen, ist dieses Jahr allerdings alles andere als selbstverständlich und auch etwas dem Glück geschuldet, von Starkregen verschon geblieben zu sein. Während in anderen Schweizer Anbaugebieten aufgrund von Unwettern und Hagelschlag im Herbst wohl nicht mehr viel zu ernten sein wird, sind die hiesigen Winzer mit einem blauen Auge davongekommen – abgesehen von etwas Hagel im Frühling und im Juni.Allerdings war es in den vergangenen Wochen auch am Buechberg viel zu nass, was zu einem hohen Pilzdruck geführt hat. Feuchtigkeit heizt insbesondere den Befall mit Falschem Mehltau an. «Wir hatten den Februar, der zu warm war, dann März und April, die Frost gebracht haben und zu viel Feuchtigkeit im Juni und Juli. So ein Ausnahmejahr haben viele Winzer noch nie erlebt», sagt Roman Rutishauser, vom gleichnamigen Weingut am Steinig Tisch. Er räumt aber ein, dass er den Regen doch lieber im Sommer hat als erst im September oder Oktober, wenn die Ernte ansteht.Enormer Arbeitseinsatz um Pilzschäden zu minimieren«Wir mussten einen enormen Arbeitseffort an den Tag legen, um die Schäden durch Pilzbefall so gering wie möglich zu halten. Wir haben schon sehr früh ausgelaubt und mussten x-mal zwischen den Stöcken das Gras mähen. Ich muss mich auch bei meinem Team bedanken, das tageweise – auch bei schlechtem Wetter – Vollgas gegeben hat», sagt Rutishauser. Durch das Entfernen von Laub an den Rebstöcken und das Kurzhalten des Grases werde ein Klima geschaffen, das Pilze wie der Falsche Mehltau nicht schätzen würden. «Wenn die Sonne schon scheint, soll sie die Trauben auch erreichen und die Stöcke trocknen. Auch wenn wir mit handwerklichen Gegenmassnahmen dem Pilzdruck erfolgreich begegnet sind, der Wein ist noch nicht im Keller», sagt der Fachmann, betont aber, dass er sehr zuversichtlich ist. «Am Schluss wird der Wein in der Flasche zeigen, ob der Winzer sein Handwerk trotz der schwierigen Umstände im Griff gehabt hat. Stand heute gehe ich davon aus, dass wir eine gute Qualität haben werden.»Je nach Sorte habe er mehr oder weniger mit Mehltau zu kämpfen, sagt Tom Kobel vom Ochsentorkel Weinbau in Thal und spricht ebenfalls von einem herausfordernden Jahr. «Die Schönwetterfenster für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln und das gefahrlose Hantieren mit Maschinen im steilen Rebberg seien sehr klein gewesen. Auch Kobel betont, dass die Region am See im Vergleich mit Gegenden in Zürich oder Schaffhausen bisher glimpflich davongekommen ist. «Das nun angesagte heisse Wetter ist ein Segen für die Reben und wird den Pilzdruck reduzieren.»

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