18.07.2021

Windhunde jagen den falschen Hasen

Beim ersten Windhundeanlass im Rheintal trafen sich am Wochenende im Balgacher Riet 99 Hunde zur Ausstellung und 112 zum Coursing.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Ein leichter Wind weht über den Acker, der Himmel ist wolkenverhangen und es riecht nach feuchter Erde. Von weitem hört man Hundegebell. Bei 112 Hunden, die am Coursing teilnehmen, kann man sich die Geräuschkulisse auf dem Hof Tanner gut vorstellen. «Gewünscht ist eine perfekte Kombination aus Muskelkraft und Eleganz», sagt Alexandra Bieri, Präsidentin der Ostschweizer Windhundfreunde (OWF). «Aber man legt sich auch auf etwas fest.» Es gibt Züchter, die sich der Geschwindigkeit verpflichtet sehen und wiederum andere, die mehr dem äusser­lichen Erscheinungsbild zugetan sind. Während Letztere am Samstag ihre Hunde an der Ausstellung präsentierten, liessen Erstere ihre Hunde am Sonntag einem falschen Hasen nachjagen.Für Ruhm und Ehre sprintenNebst Familie Giger aus Au, Esther Eigenmann aus Diepolds­-au und ihrer Tochter Mirjam Schmid Eigenmann aus Walzenhausen, reisten die Hundebe­sitzer aus der ganzen Schweiz und dem grenznahen Ausland an, mit Wohnmobilen, Vans und Campingstühlen. Auch wenn es verschiedene Champion-Titel zu gewinnen gibt, steht nebst dem Ruhm und der Ehre vor allem das Ausleben des Jagdtriebes im Vordergrund. Claudia Forestier aus dem Kanton Baselland hat mit ihren Hunden auch schon Titel gewonnen, aber am wichtigsten ist ihr, dass die Hunde ihren Bestimmungszweck ausleben können. «Freier Auslauf ist nicht einfach zu finden, gerade weil Windhunde Sichtjäger sind und auf Bewegung reagieren», sagt Claudia Forestier. Michael Hunziker aus dem Aargauischen erfreut sich stets an der Lust, die seine Hunde bei der Hetzjagd erleben. Zusammen mit seiner Frau sind sie in ganz Europa unterwegs und nehmen an verschiedenen Veranstaltungen teil. «Hier ist es toll», sagt Michael Hunziker, «es ist gut organisiert und wir wurden herzlich empfangen.»Auf die Jagdgewohnheiten Rücksicht nehmen  Um Unfälle zu vermeiden, muss die Rennstrecke auf die unterschiedlichen Jagdgewohnheiten der Hunderassen abgestimmt sein. So gibt es die einen, die den «Hasen» (eine Attrappe mit farbigen Plastikbändern und einem Stück Hasenfell) in Fächerform jagen, und andere versuchen ihm den Weg abzuschneiden. Ein Hasenzieher kümmert sich darum, dass die Schnur, woran der falsche Hase hängt, richtig gelegt wird. Immer zwei Hunde von gleicher Rasse und gleichem Geschlecht jagen dem «Hasen» hinterher. Erfahrene Tiere wissen recht schnell, wo sie das Tempo rausnehmen müssen und an welcher Stelle sie alles geben können. Dabei kommen beachtliche Geschwindigkeiten zustande.Nachdem der Event im letzten Jahr abgesagt werden musste, zeigte sich Alexandra Bieri erfreut, dass es nun klappte. «Ich bin glücklich, dass es nicht intensiver geregnet hat und wir den Anlass unter fairen Bedingungen für alle durchführen konnten.» Ausserdem sei es toll, dass die Hunde ohne Verletzungen blieben. Es passieren eher wenig Unfälle, aber Brüche der Gliedmassen, Kapselverletzungen an den Pfoten, Muskelfaserrisse oder kleinere Platzwunden können vorkommen. 

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