17.10.2019

«Will nicht mehr leben ohne sie»

In Rheineck tobt ein Streit um zwei Hunde. Die Stadt hat sie beschlagnahmt – den Tieren droht die Einschläferung.

Von Daniel Walt
aktualisiert am 03.11.2022
«Wenn eine Behörde in einem solchen Fall nicht einschreitet, hat sie versagt.» Das sagt Stadtpräsident Hans Pfäffli. Er ist mit Vorwürfen einer Frau konfrontiert, die befürchtet, dass ihre Hunde eingeschläfert werden.Was ist passiert? Wie so oft gehen die Wahrnehmungen auseinander. Fakt ist: Michael und Samuel, die eineinhalbjährigen Bernhardiner der 46-jährigen Daaniel Pauly aus Düsseldorf, dürfen sich nicht mehr in Rheineck und dem Kanton St. Gallen aufhalten. Die Stadt hat im Frühjahr eine entsprechende Verfügung erlassen. Pauly lebte damals zwar schon seit Jahren in Deutschland – angemeldet war sie aber immer noch bei ihrer in Rheineck wohnhaften Mutter.«Als ich im März bei ihr zu Besuch war, entwischten die Hunde», sagt Pauly. Eine Seniorin sprach die Tiere in der Nachbarschaft an – und wurde von Michael unter unklaren Umständen in den Arm gebissen. «Der Hund war wohl irgendwie irritiert», sagt die Halterin.Stadt Rheineckmachte klare VorgabenDann wurden die Tiere erstmals beschlagnahmt und in einem Heim untergebracht. Hans Pfäffli: «Zu jenem Zeitpunkt war bei uns die Mutter als Halterin eingetragen. Wir wollten die Hunde schon damals einem Wesenstest unterziehen.» Dazu kam es nicht. Der Grund: Daaniel Pauly teilte der Stadt mit, die Hunde lebten ohnehin bei ihr in Deutschland, sie melde sich jetzt aus Rheineck ab. Sie erhielt die Bernhardiner zurück – inklusive der Verfügung. Darin steht, dass die Tiere «ohne Aufschub wieder weggenommen bzw. beschlagnahmt» werden, wenn sie wieder in der Schweiz bzw. im Kanton auftauchen.Stadtpräsident Pfäffli: «Wir sagten der Frau klar, dass sie die Hunde auch nicht mitnehmen kann, wenn sie ihre Mutter besuchen möchte.» Trotzdem sei es zu mindestens zwei weiteren Beissvorfällen gekommen, die auch aktenkundig seien. Wobei unklar sei, ob immer derselbe Hund zugebissen habe. Der Kantonspolizei ist der Vorfall vom März bekannt – hier wurde laut Medienchef Hanspeter Krüsi Anzeige erstattet. Zudem sei im September ein Vorfall zwischen einem der Tiere und einem anderen Hund gemeldet worden.Letzte Woche feierten Mutter und Tochter Pauly den Geburtstag von Daaniel Pauly in Tirol. Danach wollte Daaniel Pauly vor der Rückkehr nach Düsseldorf bei ihrer Mutter ein Dokument holen. «Ich war nach der langen Fahrt so müde, dass wir beschlossen, da zu übernachten.» Dabei waren auch die Hunde. Nachbarn hätten die Tiere entdeckt und die Polizei alarmiert. Am Dienstagmorgen beschlagnahmten Beamte Michael und Samuel. Am Abend sei ihr eröffnet worden, dass die Tiere vom Veterinäramt untersucht werden sollten. Wenn sich die Hunde als aggressiv erwiesen, würden sie eingeschläfert, ansonsten blieben sie vorläufig im Tierheim, habe es geheissen.«Was hätte ich denn tun sollen?»«Ich bin am Boden», sagt Daaniel Pauly. Auf die Frage, ob sie sich nicht vorwerfen lassen müsse, die Hunde widerrechtlich nach Rheineck gebracht zu haben, geht sie nicht ein. Sie stellt einzig die Gegenfrage, was sie hätte tun sollen – nach Düsseldorf weiterfahren und übermüdet einen Unfall riskieren? Für Daaniel Pauly steht fest: «Ohne meine Hunde will ich nicht mehr leben.» Sie werde sich mit allen Mitteln für ihre Tiere wehren.Hans Pfäffli sagt, die Stadt habe das Veterinäramt mittlerweile gebeten, die Hunde einem Wesenstest zu unterziehen. Er gehe davon aus, dass das Einschläfern verfügt werde, wenn sie gefährlich seien. «Sollte herauskommen, dass ein Hund ungefährlich ist, wären wir gesetzlich dazu verpflichtet, die Massnahmen für das Tier aufzuheben.» Pfäffli betont, er sei ebenfalls Hundebesitzer und habe sein Tier gern. «Wenn mein Hund aber beisst, lasse ich zumindest abklären, was mit ihm nicht stimmt, und schläfere ihn im schlimmsten Fall ein.»

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