28.07.2021

Wild Heerbrugg als Marke sichern

Wild Heerbrugg ist heute Leica. Nun hat Peter Schöb die Rechte an «Wild Heerbrugg» beantragt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
«Die Marke soll nicht in falsche Hände geraten», sagt der 50-Jährige. Er ist in Rebstein aufgewachsen, hat bei Wild die Lehre zum Elektroniker gemacht und dem dreijährigen Vollzeitstudium am NTB Buchs ein Nachdiplomstudium in Biomedizinaltechnik folgen lassen.Nach der Lehre bei Wild hatte Peter Schöb in der Rekrutenschule nicht nur mit Funk- und Richtstrahltechnik zu tun, sondern ebenso mit dem damals ziemlich neuen Superpuma-Heli. Nach der RS kehrte er für kurze Zeit zur Firma Wild zurück, wo er in der Elektronik-Entwicklung tätig war. Seine Diplomarbeit betraf das Kardansystem, eine bewegliche Plattform zwischen Flugzeugboden und Kamera. Die Plattform gewährleistet scharfe Fotos aus dem Flugzeug und weniger Ausschuss.2019 ein neues Start-up gegründetDer Bruder des Ex-Bobrennfahrers Urs Schöb (der den berühmten Unspunnenstein am drittweitesten warf) begann sich kürzlich einem neuen, eigenen Start-up zu widmen. Bis dahin hatte er viel verschiedenes gemacht. Nach vierjähriger Tätigkeit in einem Ingenieurbüro im Fürstentum Liechtenstein (als Entwicklungsingenieur und Projektleiter) gründete er zusammen mit einem Kollegen eine Firma für Retrofit-Nachrüstung: Entwickelt wurde Elektronik für bestehende Maschinen, für die bestimmte Ersatzteile nicht mehr erhältlich waren. Sodann wandte sich Schöb in Eigenregie mehr der Beratungstätigkeit zu, bis er nun etwas ganz Neues in Angriff nahm. Sein Ziel sei es, einen deutlich höheren Wirkungsgrad von Solarzellen zu erreichen, sagt er.Viele Erinnerungen an Wild HeerbruggMit Wild Heerbrugg, dem 1921 gegründeten Unternehmen, verbinden Peter Schöb viele Erinnerungen. Aus seinem Kinderzimmer unterhalb des einstigen Wild-Firmengebäudes in Rebstein blickte der spätere Ingenieur auf den Firmenschriftzug. Schon in seiner Schulzeit spielte und tüftelte er mit Ausschussware von Wild Heerbrugg, mit Linsen und Prismen. Er baute Mikroskope und ein Fernrohr, mit dem sich um die Ecke sehen liess. Die Faszination für Technik wurde dank der Nähe dieses Unternehmens früh geweckt. Die Ausbildung bei Wild Heerbrugg lag also nahe. Nach der Lehre lernte er die Arbeitsvorbereitung Elektronik kennen – in einer Zeit, als Pläne plötzlich nicht mehr als Mikrofilme aufbewahrt, sondern auf den Server hochgeladen wurden. Sogar zum Bobsport des Bruders entwickelte Wild Heerbrugg vorübergehend eine gewisse Beziehung. Aber der Versuch, besondere Kufen zu entwickeln, wurde wieder aufgegeben.[caption_left: Aus früherer Zeit sind noch viele Messgeräte erhalten, zum Beispiel der kleinste Theodolit von Wild Heerbrugg. Zu sehen ist auch, mit welchem Schriftzug die Geräte angeschrieben waren.]Schmidheinys brauchen die Marke nicht mehrKurzum: Dem Unternehmen Wild Heerbrugg steht Peter Schöb sehr nah. Aus diesem Grund hat er sich nicht nur in die Geschichte des Unternehmens vertieft, sondern ist er auch auf die Idee gekommen, sich die Rechte an der kombinierten Wort-Bild-Marke «Wild Heerbrugg» beim Institut für Geistiges Eigentum zu sichern. Das Verfahren läuft, wobei der Rheintaler an einem erfolgreichen Ausgang keinen Zweifel hegt. Für Peter Schöb bestand eine Grundvoraussetzung im Einverständnis der Schmidheiny-Brüder Stephan und Thomas. Schöb erkundigte sich, ob sie mit der Marke Wild Heerbrugg noch irgendwelche Ambitionen hätten. Dies wurde verneint. Auch andernorts bestand kein Interesse, sondern bekam Peter Schöb zu hören: «Wa söll me mit dem alte Züg?»Marke für die Region sichernNun, Peter Schöb hat da durchaus seine Vorstellungen. Ihm gehe es darum, die Marke für die Region zu sichern, damit ihr nicht am Ende etwas Ähnliches widerfahre wie der stolzen Firma Wild Heerbrugg mit dem späteren «Ausverkauf». Gemeint ist die Aufspaltung in mehrere Einzelfirmen. Peter Schöb hat ein Revival der Marke im Sinn. Es gebe viele Möglichkeiten.Gewiss werde «Wild Heerbrugg» durch das eine oder andere Produkt wieder zum Vorschein gelangen. Ausserdem soll die Marke verfügbar sein, falls irgendwann ein interessantes Projekt im St.Galler Rheintal die Verwendung der einst wichtigen Weltmarke nahelegt. Als ein x-beliebiges, hypothetisches Beispiel nennt Peter Schöb die Gründung eines Wild-Heerbrugg-Museums.In den letzten Jahren hielt sich Peter Schöb selten im Rheintal auf. Er lebt in Zürich, hat eine 24-jährige Tochter und freut sich darauf, in Zukunft frei über die Marke seines ersten Arbeitgebers verfügen zu können. Vielleicht ist Peter Schöb sodann auch wieder öfter im St.Galler Rheintal zu Besuch, wo ausser seinem Bruder auch die Schwester lebt. *** Wichtiger ZweitstandortFünf Jahre nach der Gründung der Firma Wild Heerbrugg im Jahr 1921 wurde in Rebstein ein Fabrikationsgebäude gekauft. Hier wurden alle Optikabteilungen zusammengeführt. Auch die Lehrlingswerkstätte wurde in Rebstein zusammengefasst.Peter Schöb erinnert daran, dass der Standort Rebstein am grossen Erfolg der Wild Heerbrugg AG massgeblich beteiligt war.  Als 1962 der Optikneubau bezogen wurde, diente das oberste Stockwerk der Lehrlingsausbildung. (gb) Wild Heerbrugg bis 1988Die Zeit der Wild Heerbrugg AG endete 1988. Ab 1. 1. 1989 hiess das Unternehmen Wild Leitz AG. Die Markenrechte gingen per Mitte November des gleichen Jahres an Wild Leitz über, wie Peter Schöb recherchiert hat. 1997 seien die Rechte an der Marke Wild Heerbrugg verlängert worden. Die kombinierte Wort-Bild-Marke Wild Heerbrugg wurde im Jahr 2007 ausgetragen und war seither nicht mehr geschützt, bis Peter Schöb wieder den Eintrag und Schutz der Marke beantragt hat.  

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