Gestern Abend kam der mittlerweile in Bern lebende und arbeitende Raumplaner zu Besuch in sein Heimatdorf in die Galerie art dOséra. «Zwölf Jahre danach und was nun?», fragte die Interessengemeinschaft Ortsplanung Rheintal, Igor, die zum Referat einlud. Pfannenfertige Lösungen bot der Heimweh-rheintaler keine, dafür seine Aussenansichten.Die Kür in der SiedlungsentwicklungDamals in seiner Diplomarbeit empfahl Manuel Hutter der Stimmbürgerschaft ein Ja zur Gemeindefusion. «Mittlerweile ist viel passiert», sagt er. In einer zugänglichen Art breitete er seine Standpunkte aus, war kritisch und lieferte Fakten. Die Bevölkerungszahl im Mittelrheintal liegt derzeit bei mehr als 32 000, was einem Anstieg von 17.5 Prozent in den letzten zwölf Jahren entspricht. Beim Bahnhof Heerbrugg fand eine Zentrumsgestaltung statt, in den Gemeinden herrscht rege BautätigkeitProvokant fragte Manuel Hutter, ob denn durch die Verdichtung auch die Lebensqualität stieg. Nein, antwortete er gleich selber. Er sieht keinen Mehrwert und bemängelt, dass nicht vermehrt öffentlicher Raum geschaffen wird. Für ihn ist ein Gemeindezusammenschluss immer noch die Kür in der Siedlungsentwicklung. Oberriet mache es vor, mit fünf Dörfern in einer Gemeinde. Es würde aber auch anders gehen. Dazu brauche es den Willen zu kooperieren. Aktuell beschäftigen sich die Gemeinden mit der Ortsplanungsrevision. «Eine Ortsveränderung geschieht sowieso», sagt Manuel Hutter. Eine Ortsentwicklung hingegen sei der Versuch, die Veränderung positiv zu beeinflussen. Er liess die Besucher spüren, welch privilegierte Aufgabe es ist, die Zukunft einer Gemeinde zu gestalten. «Raumplanung ist eine Daueraufgabe, keine Einmalaktion.»Die Mitarbeit aller ist gefragtUnter den rund 40 Besuchern waren nebst Fachpersonen aus Raumplanung und Architektur auch Interessierte und Behördenvertreter anwesend, was die Organisatoren besonders schätzten. Es brauche Impulse aus der Bevölkerung, war in der Diskussionsrunde zu hören. Der Diepoldsauer Gemeindepräsident Roland Wälter sprach die öffentlichen Mitwirkungsanlässe zur Ortsplanung an, zu denen die Bevölkerung eingeladen ist. Im September ist der nächste Termin. Auch Christian Sepin, Gemeindepräsident Au, verfolgte das Referat und war sich mit Manuel Hutter einig: «Wir wären raumplanerisch besser unterwegs, hätten wir vor zwölf Jahren fusioniert.» Doch das Thema sei emotional behaftet und der Volkswille müsse akzeptiert werden. Manuel Hutter regte an, nicht nur aus der Froschperspektive, sondern auch mit dem Helikopterblick die Ortsplanung zu überblicken.Dieser Vergleich erntete Zustimmung im Publikum. Es brauche nicht unbedingt eine Fusion, aber eine gemeinsame Planung. Bevor ein Leidensdruck entsteht.