Die meisten Ladenbesitzer dürften vom jüngsten Bundesratsentscheid überrascht worden sein. Jedenfalls hat die Altstätter Präsidentin der Interessengemeinschaft Igea, Mirjam Seitz-Popp, die letzten Tage so erlebt: Viele Leute hätten mit der neuerlichen Schliessung von Läden gerechnet, während die Ladeninhaber angesichts der zuletzt rückläufigen Ansteckungszahl eher zuversichtlich gestimmt gewesen seien.Das Coronavirus hält sich an keine Zeitpläne. An einer Igea- Vorstandssitzung am Dienstag war im Hinblick auf die nächste Hauptversammlung eine Umfrage ins Auge gefasst worden. Ihr Zweck: Die Erwartungen der Ladenbesitzer an die Igea zusammentragen.Dank Onlineshop und sozialen Medien überlebtNun ist die Zeit, sich auf die neue Situation mit geschlossenen Läden einzustellen, erneut kurz. Doch hilfreiche Strukturen aus dem ersten Lockdown dürften ab nächster Woche wieder zur Linderung der Umsatzeinbussen beitragen. Zum Beispiel die gestern mit einem Newsletter in Erinnerung gerufene Altstätter Onlineplattform «Wir sind Altstätten».Bruno Thurnherr vom Büro 54 sagt, als die Webseite Ende März aufgeschaltet worden sei, habe man sich über hohe Zugriffszahlen gefreut. Insgesamt seien es am Ende etwa 5000 gewesen. Rund 80 Firmen sind auf der Plattform vertreten. Die teils konkreten Angebote im ersten Lockdown haben zwar in eher bescheidenem Rahmen zum Umsatz beigetragen, aber immerhin. Karin Frei von Mode Stoss erklärt wie Maria Lütolf vom Floranum, dass eine Vielzahl von Bemühungen, vor allem auch der Hauslieferdienst, eine Rolle gespielt hätten. Maria Lütolf sagt, dank eigenem Onlineshop und den Möglichkeiten in den sozialen Medien habe ihr Geschäft überlebt.Der Zeitaufwand während der Lockdowns sei allerdings bedeutend grösser gewesen als sonst. Obschon Blumenläden von der Schliessungspflicht ab nächstem Montag ausgenommen sind, erwägt die Floranum-Inhaberin eine Reduktion der Öffnungszeiten, zumal ab nächster Woche mit deutlich weniger Laufkundschaft zu rechnen sei.Ausgerechnet kleine Firmen eher skeptischBedeutungsvoll war im ersten Lockdown auch die Onlineplattform «Rheintal-Guide», welche die Gemeinden unterstützten und der via rheintal.com unter dem Motto «srhintlstohtzäme» erreichbar ist. Sabina Saggioro, Geschäftsleiterin des Vereins St. Galler Rheintal, sagt, im ersten Lockdown sei es darum gegangen, Firmen ohne Onlineshop eine einfache Lösung zu bieten. Der Balgacher Sascha Sapra-Jenny, der den Rheintal- Guide betreibt, hat allerdings gestaunt, dass ausgerechnet kleinere Firmen, an deren Unterstützung in erster Linie gedacht worden sei, für einen Onlineshop eher schwer zu begeistern seien. Grössere Firmen mit professionellen Strukturen seien da offener. Inzwischen habe allerdings ein gewisses Umdenken stattgefunden. Die Zahl der Unternehmen, die von der Gratisaktion bis Ende 2020 profitierten, beziffert Sascha Sapra mit gut 250.Seit 1. Januar kostet das Mitmachen 730 Franken pro Jahr. Inbegriffen ist eine Broschüre, die im Februar erscheint und die vorübergehend jeweils zu einer täglichen Zugriffszahl bis zu 3000 führe, sagt Sapra. In der letzten Zeit seien pro Tag durchschnittlich gegen 300 Interessierte auf die Plattform gekommen, die demnächst mit weiteren Modulen bzw. Möglichkeiten ergänzt wird.Wie schlimm es um die Gastronomie stehe, hat Sapra in jüngster Zeit vermehrt erfahren. So hätten einige Wirtsleute die Onlineplattform zwar gelobt, aber gemeint, den Jahresbeitrag könnten sie nicht mehr aufbringen.Widnau, Rheineck: Mit Gutscheinen helfenIn Rheineck existiert das Unternehmerforum, das – anders als die Altstätter Igea – nicht als Interessenvertretung organisiert ist. Unterstützung erhalten die Läden von Präsident Daniel Weder daher in Form eines Appells. Die Kundschaft sei ermuntert, das lokale Gewerbe wie schon im ersten Lockdown möglichst weiterhin zu unterstützen – sei es durch die Nutzung von lokalen Onlineangeboten oder mit dem Kauf von Gutscheinen.Ein ausgeklügeltes Gutscheinsystem hat letztes Jahr der Widnauer Handwerker- und Gewerbeverein in Kooperation mit den Behörden aufgebaut. Dank der Mitwirkung von Raiffeisen können die Gutscheine nach der Einlösung in den Geschäften bei der Widnauer Bankfiliale in Geld umgetauscht werden. Auf diese Weise gelangten Gutscheine im Wert von mehreren zehntausend Franken in Umlauf. Vereinspräsident René Bognar sprach von einer klassischen Win-win-Situation: Die Mitglieder des Vereins profitieren ganz konkret von der Mitgliedschaft im HGVW. Das Geld bleibt beim einheimischen Gewerbe im Dorf, die Gutscheinspender haben ein ideales Geschenk; die Beschenkten können frei wählen, was ihnen gefällt.René Bognar sagt, im Moment laufe die Einlösungsphase; erst ein Drittel der Bons, schätzt er, seien bereits in Geld umgewandelt. Bis spätestens Mitte Jahr wolle der Verein ein eigentliches Gutscheinsystem eingeführt und die Sache somit institutionalisiert haben. Nötig sind hierzu fälschungssichere Gutscheine und Vorverkaufsstellen. Auch ein modernes System mit Plastikkarte sei geprüft worden, habe sich aber als viel zu teuer erwiesen.