02.12.2020

Wie man noch zu einem Billett kommt

Die SP kritisiert den mit der Aufhebung der SBB-Drittverkaufsstellen verbundenen Abbau des Service public.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Es gibt immer weniger bediente Verkaufsstellen für Bahnbillette. Seit diesem Sommer kann man auch in Altstätten keine Billette mehr im Bahnhofshop kaufen. Bald wird es wohl so gut wie gar keine Drittverkaufsstellen mehr geben. Das stelle ältere Reisende, die mit den Billettautomaten nicht zugange kommen, vor erhebliche Probleme, hatte sich die SP im September in einer Interpellation an die Regierung über den fortschreitenden Abbau des Service public beschwert. Die Fraktion wollte wissen, wie sichergestellt werden soll, dass auch betagte Zugreisende weiterhin zu einem Billett kommen.Er selbst habe sich vor Jahren noch für den Erhalt der Verkaufsstellen eingesetzt, meinte Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner nun anfangs Session. Die Umsätze aus dem Billettverkauf seien aber dermassen eingebrochen, dass es schlicht keinen Sinn mehr ergebe, die kleinen Verkaufsstellen aufrecht zu erhalten. Komme hinzu, dass sich für die Partner der SBB der Aufwand des Billettverkaufs nicht mehr lohne, weil sie keine Provision mehr dafür bekommen.In ihrer Antwort auf den Vorstoss der SP nennt die Regierung mehrere Alternativen, im Besonderen eben die Billettautomaten. Jenen, die am Automaten verzweifeln, wird über die Telefonnummer 0800 11 44 77 geholfen; die Nummer steht auf jedem Automaten drauf. Über eine andere Nummer, 0848 44 66 88, könne man sich einige Tage vor der Reise auch ein Billett kaufen und portofrei nach Hause schicken lassen.Die Probe aufs Exempel ging danebenDies hat der Sprecher der SP, Guido Etterlin, am Tag vor der Session ausprobieren wollen. Er kenne einige Leute in seinem Umfeld, die froh um diese Möglichkeit sein dürften. Er habe sich also ein Billett für die Fahrt von Rorschach nach St. Gallen bestellen wollen, erzählte er vor dem Rat. Nachdem er mehrere Ziffern habe eingeben müssen und Minuten in der Warteschlaufe festgesteckt sei, habe man ihm schliesslich kein Billett verkaufen und erst recht nicht gratis nach Hause schicken wollen.Regierungsrat Beat Tinner, dem Etterlin davon berichtete, klärte den Vorfall ab. Dass es  nicht geklappt habe, liege nicht daran, dass es das Angebot nicht gebe, hielt Tinner fest. Offenbar sei SBB-intern etwas schief gelaufen.Er wies ausserdem auf die (in der schriftlichen Antwort der Regierung ebenfalls aufgeführten und immer beliebteren) Onlinealternativen für den Billettkauf hin, nämlich die SBB- Homepage und die Billett-Apps fürs Mobiltelefon. Gerade dieses Jahr, als Folge von Corona, habe sich gezeigt, dass vielen der Umstieg auf eine Billett-App eben doch möglich sei, meinte Tinner. Selbst sein Vater habe sich überlegt, mit 83 Jahren noch ein Handy zu kaufen, um etwas mobiler zu werden.Auch der Buschauffeur verkauft einem ein BillettBeat Tinner nannte zudem noch eine weitere Alternative für den Billettkauf, die in der schriftlichen Antwort der Regierung nicht aufgeführt ist: Auch in den Bussen mancher Busbetriebe könne man Billette kaufen.Eine Nachfrage bei RTB Rheintal Bus, die Teil der Bus Ostschweiz AG ist, bestätigt dies. In den RTB-Bussen könne man Billette an fast jede Haltestelle in der Schweiz kaufen, sagt Hans Koller, Leiter Markt bei Bus Ostschweiz.Man propagiere zwar wie die SBB primär die digitalen Verkaufskanäle. Aber im Wissen um die Leute, die mit jenen nicht zurechtkommen, biete man auch den Billettverkauf im Bus an. Für die eigenen Fahrgäste sowieso, aber beispielsweise während Wartezeiten an den Bahnhöfen, sofern der Bus nicht gerade losfahren müsse, auch anderen Reisenden.Nach der Zeit während Corona, als der Billettverkauf im Bus eingestellt war, sei sogar manch ein Chauffeur richtig froh gewesen, wieder Billette verkaufen zu dürfen, sagt Hans Koller. Dieser Kontakt mit den Fahrgästen habe ihnen gefehlt.

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