07.07.2021

Wie gemacht für Roger Federer

Benjamin Amiel, aufgewachsen in Rheineck, entwarf mit Nicolà Borrer eine prämierte Wohnzimmerkollektion.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelIn ihrer Studentenzeit in Zürich haben Benjamin Amiel und Nicolà Borrer aus reiner Notwendigkeit Möbel gestaltet. «Brauchten wir ein Möbelstück für die Wohnung, dann bauten wir es», sagt Amiel. Die beiden jungen Männer haben an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK studiert und mit dem Bachelor of Arts Industrialdesign abgeschlossen. Mittlerweile hat ihr Verständnis für Einrichtungsgegenstände eine nächste Ebene erreicht. «Möbel sind einfach, sie sind verständlich», sind sie sich einig. «Aus diesem Grund benutzen wir Möbel als Medium, um unser Naïv Design zu kommunizieren.»Unter «slightly Studio» arbeiten Amiel und Borrer an einer Kollektion mit Wohnzimmerobjekten, die sie mit einem naiven Blick entwickeln und umsetzen. Da ist zum Beispiel ein Tisch mit Holzplatte, die Form ähnelt einer Mischung aus Oval und Rechteck; an den Beinen des Gestells befinden sich Tennisbälle. Ein Tisch, der prima in Roger Federers Stube passen würde. Benjamin Amiel bestätigt, Roger-Fan zu sein. Die Filzkugeln sind aber aus pragmatischem Grund Teil des Tisches: «Damit keine scharfen Kanten den Boden zerkratzen.»Der Versuch, sich von Regeln zu lösen«Form follows fun» – Form folgt Spass – die Überschrift beschreibt, wie das Designerduo bei seiner Arbeit vorgeht. «Bewusst unbewusst» und möglichst von Designkonventionen befreit. «Wir wollen Objekte gestalten, die ohne gängige Beurteilungskriterien betrachtet werden», sagt Benjamin Amiel. «Intuitiv, humorvoll und slightly (leicht) naiv.»Jedes Jahr zeigen Hersteller und Designer auf Möbelmessen neue Wohntrends. Ob Möbel aus hellem Holz oder Accessoires in Trendfarbe, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen Raum einzurichten. Amiel und Borrer heben sich dadurch ab, dass sie ihre Objekte ohne Ansprüche und Erwartungen entwerfen. «Erwartungen entstehen durch zuvor gelernte Regeln, die sagen sollen, wie etwas zu sein hat», sagt Benjamin Amiel. «Slightly Studio möchte genau dem entgegenwirken.»Der 24-Jährige und der ein Jahr ältere Nicolà Borrer kennen sich seit neun Jahren und haben schon mehrere Projekte zusammen verwirklicht. Unter «slightly Studio» arbeiten sie jedoch erstmals an einem völlig eigenen Projekt. Mit Erfolg.Vom Kanton St. Gallen haben sie einen Werkbeitrag erhalten, mit dem St. Galler Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden. Dieses Jahr stellte der Kanton mehr Geld zur Verfügung, da die Kulturschaffenden durch die Coronapandemie hart getroffen wurden.Kantonaler Werkbeitrag löst finanziellen DruckDie Fachjury gab im Juni die 24 Namen bekannt, die einen Beitrag an ihr Vorhaben erhalten. Der Kanton würdigte die eingereichten Beiträge als äusserst vielfältig, innovativ und qualitativ hochstehend. Die jungen Designer freuen sich: «Der Werkbeitrag ermöglicht uns, experimentell zu designen und als Designerduo zu wachsen, ohne von finanziellem Druck eingeschränkt zu sein.» Die Verleihung des Beitrags erlebten sie als sehr inspirierend. «Womöglich in keiner anderen Branche ist der Unterschied zwischen einzelnen Projekten und Persönlichkeiten grösser.»Benjamin Amiel und Nicolà Borrer sind momentan daran, die Website www.slightlystudio.com aufzubauen. Die Seite soll ihre Arbeit zeigen und das spielerische Wesen von naivem Design widerspiegeln.

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