18.08.2020

Wie ein Umbau gelingt

Manuela Rohner und Harry Kindle bauen in Altstätten ein über 100-jähriges Haus behutsam zu einem Bijou um.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Obwohl es noch eingerüstet ist, spielt das Haus an der Alten Landstrasse mühelos seinen Charme aus. Die spitzen Giebel und die Veranda vor der Haustür haben etwas Verwunschenes. Dazu tragen auch der alte Baumbestand und die Sträucher bei, die das Haus umrahmen. «Früher glich es einem Chalet», beschreibt Bauherrin Manuela Rohner das Holzhaus. Längst ist es isoliert und seit Kurzem mit frischer Farbe gestrichen.Der Umbau im Innern ist so weit fortgeschritten, dass darin wohnen möglich ist. Das Herzstück ist die Küche. «Viel Platz ist das Wichtigste», sagt die 59-Jährige und streicht über die Küchenelemente. Eine Trennwand zum ehemaligen Esszimmer musste weichen, um den Raum zu vergrössern und ein neues Wohngefühl zu schaffen.Der Gegensatz zur früheren AdresseManuela Rohner übernahm das Elternhaus, als ihre Mutter im Februar 2019 ins Altersheim zügelte. Erbaut wurde das Haus von 1913 bis 1919 von Rohners Urgrossvater Wilhelm Hasler. Es befand sich stets im Besitz der Familie. Manuela Rohner, die bereits mit 16 Jahren auszog, hielt es kaum für möglich, wieder einzuziehen.Während 15 Jahren lebten sie und ihr Partner Harry Kindle mit dem gemeinsamen Sohn Errez in einem selbst geplanten und erstellten Haus in Widnau, das das eigene Geschäft des Paares – «wohnhaus» – und die private Wohnung unter einem Dach vereinte. «Unsere frühere Adresse in Widnau war gegensätzlich schön, sehr modern und offen», sagt sie.Erst als die Zukunft des Elternhauses zur Debatte stand, stellte sich Manuela Rohner die Frage: «Warum es nicht selber bewohnen, statt zu vermieten?» Die Innenarchitektin und ihr Partner fanden das Haus in einem alten, renovierungsbedürftigen Zustand vor. Ein feuchter Keller war das Hauptproblem. Aber auch die Terrasse und der Eingangsbereich zeigten Mängel. Der Strom musste neu eingezogen und die sanitären Anlagen ersetzt werden. Die bestehende Heizanlage wurde mit einem Wärmeaustauscher ergänzt. Gemeinsam steckten sie ihre Freizeit der vergangenen Monate in das Haus. Der Innendekorateur Harry Kindle verlegte Böden, tapezierte und leistete viele substanzielle Vorarbeiten für die Handwerker. Manuela Rohner arbeitete mit Spachtel, Pinsel – und nahm sich mit Hilfe einer Freundin der Gartenpflege an. «Zuerst mussten Bäume zurückgeschnitten werden», sagt sie. «Ich fühlte mich wie in der Masoalahalle des Zoos Zürich.»Alte Architektur modern gestaltetZiel war es, möglichst viel der ursprünglichen Architektur zu erhalten, eine Einliegerwohnung zurückzubauen und die persönliche Handschrift einzubringen. Bereits die Mutter von Manuela Rohner bewies gestalterisches Flair. In der Stube blieb eine Wand des Kachelofens mit grün glasierten Kacheln erhalten. Im unteren Bad sind königsblaue Plättli ein Blickfang, die Manuela Rohner mit einer floralen, wasserabweisenden Tapete im Bereich der Badewanne kombiniert.Sie beobachtet gern, wie Farben und Muster sich bei Sonne und Schatten entfalten. Entscheidend sei, dass bei Umbauten die Proportionen stimmen, Winkel passen und möglichst viele natürliche Materialien zur Geltung kommen. In den Details mag sie es in einem alten Haus verspielt und stimmungsvoll. Es muss nicht alles perfekt sein, lautet ihre Devise. «Im Altbau rauben zu viel Perfektion und Starre den Charme und das Einzigartige», sagt Manuela Rohner. «Jedes Objekt ist anders und hat eigene Ansprüche an die Perfektion.»Der Stil im Haus ist angelehnt an die belgische Art des Einrichtens: gemütlich, mit üppigen Vorhängen und Holz. Wichtig sind Manuela Rohner auch Accessoires. An den Wänden hängen Bilder, im Garten hat sie Skulpturen von Künstlern platziert.Wechsel von Wohnort und Geschäft in einemSeit 20 Jahren ist Umbauen und Einrichten die berufliche Welt des Paares. Dass sie nun eines ihrer Umbauprojekte mit ihrem 19-jährigen Sohn, einem Hund und zwei Katzen bewohnen können, darüber ist die Freude gross: «Hier ist nun unser Höckli», heisst es.Das Geschäft «wohnhaus» haben Manuela Rohner und Harry Kindle ebenfalls gezügelt. Es ist neu an der Bahnhofstrasse 23a in Widnau zu finden.

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