10.03.2020

Wie ein dicker, schwerer Mantel

Von acp
aktualisiert am 03.11.2022
Ich bin nicht krank, fühle mich nicht grippig, wurde nicht getestet und muss nicht in Quarantäne leben. Beweisen kann ich es nicht, aber im Moment, wo ich es schreibe, trifft es zu. Ich fühle mich gesund. Und, nebenbei bemerkt, ich kenne niemanden, der am Virus erkrankt ist, in Norditalien festsitzt oder jemals in Wuhan war. Gemeinhin schreiben wir an dieser Stelle über Augenzwinkerndes, Skurriles, Humorig-Leichtes oder beklagen uns im «Seitenblick» über die Tücken des Alltags. Dazu hatte ich ein schönes Thema auf meiner Liste. Es hätte jedoch jemand beim Lesen auf die Idee kommen können, dass mein schönes Thema in pandemischen Zeiten völlig an den tagesaktuellen Herausforderungen vorbeischlittern würde. Unser Alltag ist tückisch geworden. Nichts hat dieser neue Alltag mit salopp umschriebenen alltäglichen Stolpersteinen oder Banalitäten gemein. Die Verhaltensregeln, die man uns allen auferlegt hat, schränken ein, machen vielen Angst und grenzen aus.Das Coronavirus wallt um mich herum. Es fühlt sich an wie ein dicker, viel zu schwerer Mantel, den ich tra­ge, den ich aber am liebsten  abstreifen möchte. Seit etwa einer Woche befreie ich mich täglich aktiv und immer wieder erneut aus der Ummantelung dieses unsichtbaren Virus-Wesens.Ich bin nicht krank, fühle mich nicht grippig, wurde nicht getestet und muss nicht in Quarantäne leben. Ich fühle mich gesund.  Dann erreicht mich (wieder einmal) ein Anruf von Bekannten, die das Testergebnis eines Referenzlabors abwarten müssen.Ich will, dass es Frühling wird und ich den dicken, schweren Mantel abstreifen kann. 

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