Aus christlicher Sicht 24.09.2023

Wie der Kochlöffel, kreisen auch die Gedanken

Pia steht in der Küche und rührt in der Pfanne mit der köchelnden Zwetschgenkonfitüre. Seelenruhig lässt sie den Kochlöffel Runde für Runde drehen. Bei dieser meditativen Arbeit kreisen auch ihre Gedanken.

Von 
Barbara Damaschke-Bösch,
Pfarrerin in Berneck
aktualisiert am 24.09.2023

Während des Rührens denkt Pia über ihr Tun nach. Indem sie Konfitüre kocht, macht sie die Früchte haltbar, bewahrt sie vor dem Verschimmeln und Verfaulen. So kann die Familie auch im Winter den Geschmack der konservierten Früchte geniessen und sich den Alltag versüssen. Mit dem Einkochen ermöglicht Pia Endlichem ein längeres Sein – auf ganz konservative Weise.

Während Pia ruhig dasteht und rührt, wandern ihre Gedanken weiter und sie stellt sich Fragen:

Was in meinem Leben will ich konservieren und aufbewahren? Wo will ich im Fluss sein wie warme Konfitüre und mich verändern lassen?

Sie erinnert sich an den Gottesdienst vom letzten Sonntag, als die Pfarrerin über das Wort aus dem 1. Thessalonicherbrief 5, 21 predigte. Dort steht: «Prüft aber alles und behaltet das Gute.»

Wir sind vor Entscheidungen gestellt

«Genau so ist es doch bei den Vorbereitungen zum Konfitüre kochen», geht es ihr durch den Kopf. «Ich prüfe alle Früchte und lege die geeigneten und guten dann in die Pfanne. Das ist wie im Leben: Wir sind vor Entscheidungen gestellt. Wir müssen Dinge und Sachverhalte prüfen und uns dann für das Gute entscheiden. Das ist oft nicht einfach. Viele Herausforderungen und Fragestellungen sind sehr komplex.»

Ihre Gedanken werden jäh un­terbrochen, als die Marmelade zu heiss wird und fast überkocht. Sie schaltet zwei Stufen runter und rührt intensiv weiter. Langsam verändert sich die Konsistenz der Masse und eine Probe zeigt, dass der Kochvorgang bald abgeschlossen werden kann.

Glauben heisst auch: Hoffnung auf Gutes zu bewahren

Pia wirft einen Blick auf die Gläser, die sie vorher sorgfältig abgewaschen und in heissem Wasser eingelegt hat, um das Konservieren erfolgreich zu ­beenden. Den Gedanken, dass dieses Reinigen an die Taufe ­erinnert, streift sie nur, da sie sich mit dem Abfüllen beeilen muss.

Als sie am nächsten Tag die abgekühlten Gläser beschriftet, denkt sie nochmals darüber nach, ob das Konfi kochen ein gutes Bild für den Glauben sei. Heisst Glauben nicht auch, Hoffnung und Gutes zu bewahren? Und als ob der Radiosprecher mit dem Gedanken zum Tag ihr zugehört hätte, liest er:

In der Bibel steht, dass Jesus sagte: Selig vielmehr, die das Wort Gottes hören und bewahren. (Lukas 11, 28)

Das passt doch, denkt Pia. An Gottes bewahrendes Wort, seine Liebe und Hoffnung, werde ich nun jedes Mal denken, wenn ich mir konservativ Konfitüre aufs Brot schmiere.


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