14.10.2021

Widnau in der Rolle des haushohen Favoriten

Noch selten haben die Vorzeichen bei einem Widnauer Interregio-Heimspiel eine derart deutliche Sprache gesprochen wie vor dem Duell mit den Zürcher Blue Stars.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Widnau ist als Tabellenzweiter ein gefestigtes Spitzenteam, die Zürcher belegen den letzten Rang. Widnau hat nach acht Spielen immer noch nicht verloren, die Blue Stars hingegen haben jedes Spiel verloren. Die Zürcher stellen den schwächsten Sturm und die schwächste Abwehr der Liga – in der es nur zwei bessere Offensivabteilungen sowie eine bessere Abwehr als die des FC Widnau gibt.Der abgedroschene Begriff «Pflichtsieg» ist daher für einmal angebracht, ohne dem Gegner zu nahe treten zu wollen. «Wir haben auf jeden Fall das Zeug dazu, dieses Spiel zu gewinnen», sagt Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger. Er warnt aber auch: «Wer glaubt, in dieser Liga nicht jedes Spiel gleich ernst nehmen zu müssen, wird sich täuschen. Auch gegen den Letzten darf man sich nie zurücklehnen, sonst kommt es nicht gut.» Er mache sich aber keine Sorgen, dass dieser Fall eintritt: Dieser Mannschaft sei es nicht wichtig, ob sie nun gegen den Dritten oder den Letzten spiele. Sie sei fähig, das auszublenden und ihr eigenes Spiel durchzuziehen.Der Konkurrenzkampf ist entfachtWas Daniel Lüchinger besonders positiv stimmt, ist der Einsatz, den die Mannschaft auch in den Trainings vorlebt. «Momentan ist es extrem, wie hart auch in den Trainings gekämpft wird», sagt Lüchinger. Und: «Jeder hängt sich voll rein, jeder will sich zeigen, um einen Platz in der Startformation zu ergattern.» Dass dies nicht so einfach ist, liegt am quantitativ und qualitativ breiten Kader, auf das der FC Widnau in dieser Saison zurückgreifen kann. Der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft lebt – dennoch bleibt der Teamgeist, der die Widnauer seit Jahren auszeichnet, nicht auf der Strecke. So ist es dem FCW schon mehrfach gelungen, auch gewichtige Ausfälle zu kompensieren.Diese Aufgabe erwartet die Widnauer auch am Sonntag gegen die Blue Stars. Mit Regisseur Daniel Lässer, der am letzten Wochenende bei Rorschach-Goldach gelb-rot sah, fehlt den Rheintalern ein wichtiger Akteur. Er bildet im Mittelfeld die Schaltzentrale zwischen Defensive und Offensive, tritt sowohl vor dem gegnerischen Tor in Erscheinung wie auch durch unauffällige Ballgewinne in der Abwehr. «Vielleicht bekommt durch Lässers Ausfall auch mal einer die Chance, der bisher nicht von Anfang an gespielt hat», sagt Daniel Lüchinger. Beispielsweise Zuzug Helmar Andrade, der bisher nicht viele Einsätze hatte, oder Alban Lufi, der stets sehr gut trainiere.«Seine Präsenz im Angriff ist wichtig»Während Lässer gesperrt fehlen wird, kehrt ein anderer aus einer Sperre zurück: Offensivkraft Ceyhun Tüccar. Er hat für den FCW in der laufenden Saison bereits fünf Tore erzielt und ist damit gemeinsam mit Lars Ivanusa Toptorschütze der Mannschaft. Seine Absenz sei im Spiel bei Rorschach-Goldach stark spürbar gewesen, sagt Daniel Lüchinger: «Seine Präsenz im Angriff ist für uns sehr wichtig. Nicht nur wegen der Tore. Er versteht es auch, den Ball zu halten und die Mannschaft aufrücken zu lassen.»Fraglich sind demgegenüber Daniele Lamorte und Noah Massari, die zuletzt krank waren. Unklar ist auch, ob es Samuel Thönig schon am Sonntag zu einem Einsatz reichen wird; er stieg erst am Dienstag wieder ins Training ein. Timo Faleschini fällt wegen einer schweren Verletzung weiterhin aus. Abgesehen davon kann das Trainerduo Lüchinger aus dem Vollen schöpfen.Aufgepasst auf Bonfardin und PuemiWidnaus Spiel am Sonntag wird eine weitere Reifeprüfung für das Team. Das sagt auch Daniel Lüchinger: «In einem solchen Spiel steht man als Favorit von Beginn weg unter Druck, weil man das Spiel machen muss. Aber wir können das, davon bin ich überzeugt.»Über die Blue Stars weiss er indes nicht viel. «Als wir vor drei Jahren mal gegen sie spielten, hatten sie einen Zauberfuss hinter den Spitzen, der ist immer noch dabei», sagt Lüchinger. Die Rede ist von Ivan Bonfardin, der im Zürcher Mittelfeld mit der Nummer 80 die Fäden zieht. Er stammt aus den Junioren des FC Zürich und gehörte sogar einmal der Nachwuchsabteilung des Weltclubs Juventus Turin an. Mit seinen Bällen füttert er gern den Franzosen Armand Puemi. Auch der 25-jährige Stürmer hat einen Hintergrund im Spitzenfussball, spielte er doch einmal im Nachwuchs von Neuchâtel Xamax. Allein die Qualität dieser beiden Akteure sollte für Widnau Warnung genug sein, auch das Spiel gegen das Schlusslicht aus Zürich ernst genug zu nehmen.Auf der Aegeten ist daneben gleich zum zweiten Mal in Folge Oktoberfest: Nach dem FC ist an diesem Wochenende der Supporterverein daran, auf den Herbst anzustossen. Auch er hofft natürlich auf einen Widnauer Sieg.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.