Um die Jahrhundertwende fasste der Fussball in der Ostschweiz Fuss. Der FC Amriswil wurde am 11. August 1910 gegründet. Nach Romanshorn (1904), Kreuzlingen und Arbon (1905) sowie Frauenfeld (1906) ist er der fünftälteste Club des Kantons. Die ersten Jahre spielte Amriswil auf einem mit Steinen übersäten Platz im Tellenfeld – dort, wo heute die moderne Anlage des Vereins steht. Aktuell ist der FC der grösste Sportverein der Region mit knapp 500 Mitgliedern.
Zwischen 1950 und 1994 stand Amriswil 13-mal in der Aufstiegsrunde in die 1. Liga, die damals dritthöchste Liga der Schweiz. Den Aufstieg hat es nur einmal realisiert: 1965. Immerhin hielten sich die Thurgauer dann sieben Jahre lang in dieser Liga. Danach waren die Rot-Weissen meist in der zweiten Liga, kurzzeitig auch in der dritten Liga. Als 2000 die interregionale Zweitliga etabliert wurde, pendelten die Amriswiler zwischen jener und der regionalen Zweitliga hin und her.
Amriswil steigt ab, geschieht nicht noch ein Fussballwunder
Der letzte Aufstieg in die Interregio gelang dem Club mit dem markanten Stern im Wappen in der Saison 2017/18. In der ersten Saison war der Ligaerhalt rasch geschafft; das Team beendete die Saison auf Platz sieben. In den wegen der Pandemie gekürzten Saisons schlugen sich die Thurgauer sehr gut. Die Plätze vier (19/20) und drei (20/21) waren die besten Platzierungen seit Langem. 2021/22 durfte Amriswil mit dem fünften Platz wieder ein sehr gutes Ergebnis bilanzieren, das Hoffnung für die aktuelle Saison mit sich brachte.
Doch diese Saison läuft es gar nicht. Erst im 19. Spiel gab es den eingangs erwähnten 2:1-Sieg gegen Thalwil. Diesen hatten die Amriswiler zu einem grossen Teil dem erst 16-jährigen Mittelstürmer Lian Stäheli, der in der Winterpause vom FC Wil aufs Tellenfeld wechselte, zu verdanken. Dennoch: Geschieht nicht noch ein grosses Fussballwunder, nimmt Amriswil die nächste Saison wieder in der regionalen Zweitliga in Angriff. Der Abstand zum rettenden Ufer ist schon sehr gross.
Der Sieg gegen Thalwil gibt dem Team sicher Auftrieb, Widnau tut gut daran, es nicht zu unterschätzen. Vier Spieler halten bei zwei Saisontoren: Silvan Eggmann (der in der Winterpause zurückgetreten ist), Dario Kessler, Mateo Marinovic und Lian Stäheli. Vor allem auf Letzteren wird man am Sonntag ein Augenmerk richten müssen.
«Man verliert gegen jeden, wenn man nicht bereit ist»
Widnau hatte am verregneten Karsamstag auf dem Gründenmoos wenig zu lachen. Dass es gegen Dardania schwierig würde, war zu erwarten. Das Resultat von 2:5 liess die Lüchinger-Elf mit hängenden Köpfen vom Platz laufen. Allerdings – und da waren sich die meisten Matchbesucherinnen und -besucher einig – fiel die Niederlage zu hoch aus. Bis in die 80. Minute hielt das Team das 2:2, ehe es in den letzten zehn Minuten den Faden verlor. Die Gastgeber haben aus den sich ihnen bietenden Möglichkeiten das Optimum herausgeholt.
«Natürlich haben wir das Spiel nochmals im Training angesprochen. Aber jetzt lassen wir es hinter uns und schauen vorwärts», sagt Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger. 80 Minuten lang hat das Team in St. Gallen vieles richtig gemacht. Dardania-Torhüter Pascal Albrecht war einer der Besten seines Teams. Die Rheintaler kamen zu einigen gefährlichen Abschlüssen, die er hielt. Lüchinger sagt: «Es ist einiges gegen uns gelaufen, aber solche Ausrutscher passieren im Fussball.» Gegen Amriswil ist Widnau auf dem Papier Favorit. Aber man darf nicht ausser Acht lassen, dass die Rheintaler die beiden letzten Spiele gegen die Thurgauer nicht gewinnen konnten.
Widnau hatte beim im Vorrundenspiel im September (1:1) mehr Mühe als erwartet. Lars Ivanusa erzielte den Ausgleich erst 20 Minuten vor Schluss. Fünf Wochen vorher waren die Rheintaler in Amriswil in einem Testspiel zu Gast und verloren 0:2. Zu grosser Vorsicht trotz der Tabellenlage mahnt auch Lüchinger: «Aufpassen und voll konzentrieren! In dieser Liga verliert man gegen jeden Gegner, wenn man nicht hundert Prozent bereit ist.»
Am Sonntag will Widnau auf die Siegerstrasse zurückkehren: «Wir haben uns ein Ziel gesetzt, das wollen wir erreichen.» Die ersten vier Teams in der Tabelle erreichen die Cup-Qualifikationsrunde. Dort will Widnau dabei sein. Gesperrt sind am Sonntag Timo Faleschini und Bledi Shala. Timon Cabezas hat wieder trainiert, ob er am Sonntag aber auflaufen kann, ist fraglich. Ebenfalls fraglich ist Samuel Thönig. Zurück sind dafür Stürmer Ceyhun Tüccar und die beiden Verteidiger Cristian Navarro und Ilija Ivic, die gegen Dardania fehlten.
2. Liga inter, Gruppe 5
Samstag: Wil II – Adliswil, Bazenheid – Rappi-Jona II, Balzers – Dardania, Thalwil – Rorschach-Goldach, Uster – Lachen/Alt. (16.00), Schaffhausen – Frauenfeld (18.00).
Sonntag: Widnau – Amriswil (14.00).
Rangliste: 1. Balzers 18/39, 2. Uster 13/34, 3. Widnau 19/32, 4. Schaffhausen 18/30, 5. Bazenheid 18/29, 6. Dardania 18/29, 7. Wil II 19/29, 8. Rorschach-G. 19/28, 9. Thalwil 18/26, 10. Chur 19/25, 11. Lachen/Alt. 17/23, 12. Adliswil 17/23, 13. Frauenfeld 17/16, 14. Rappi-Jona II 19/16, 15. Amriswil 19/6.