25.11.2021

Widerstand gegen Brenden-Vorlage

Felix Zwicky sähe die Abstimmung über das Seniorenwohnheim in Lutzenberg gern scheitern.

Von Jesko Calderara
aktualisiert am 02.11.2022
Jesko CalderaraAm kommenden Sonntag entscheiden die Stimmberechtigten in Lutzenberg, ob der Standort Brenden weiterhin für altersgerechtes Wohnen und ein Pflegeheim erhalten bleiben soll. Sofern sie sich grundsätzlich dafür aussprechen, muss zudem geklärt werden, ob das Grundstück verkauft oder allenfalls im Baurecht abgegeben wird. Wenige Tage vor dem Entscheid kommt nun Bewegung in den Abstimmungskampf. So haben in den letzten Tagen alle Lutzenberger Haushalte zwei Flugblätter erhalten, in denen Felix Zwicky zu einem Nein aufruft. Zwicky wohnt gleich neben dem Seniorenwohnheim. Im Schreiben wird auf pointierte Art und Weise gegen die Vorlage Stimmung gemacht. So ist von «zu vielem faulen Zauber, den es in Lutzenberg gibt», die Rede. Zudem greift Zwicky den Gemeinderat direkt an und wirft ihm vor, beim Thema Pflegeheim mit Tricks zu arbeiten. Sieben davon werden im Flugblatt aufgelöst.Kritik an der Vorgehensweise Als Begründung für seinen Widerstand nennt Zwicky unter anderem die Abstimmung vom 7. März. Damals wurde der Baurechtsvertrag mit der Fortimo AG abgelehnt. Das St. Galler Unternehmen wollte in Lutzenberg 18 Alterswohnungen sowie ein neues Pflegeheim mit 19 Plätzen bauen und betreiben. Kurz vor dem Verdikt an der Urne reichte Zwicky eine Petition mit 33 Unterschriften ein. Mit dieser forderte er die Schaffung eines Bürgerforums, das über die Zukunft von Brenden diskutieren soll. So weit ist es nie gekommen. «Ich finde es vom Gemeinderat respektlos, das gleiche Projekt nun wieder zur Abstimmung zu bringen», sagt Zwicky. So diene der Sondernutzungsplan erneut als Grundlage für die anstehende Grundsatzabstimmung. Auch die Fortimo sei wohl noch im Rennen, zumal die Gemeinde nicht selbst als Betreiber auftreten will, vermutet der Flugblatt-Verfasser. Diese Vorgehensweise der Behörden bezeichnet er als «Zwängerei». Einverstanden ist Zwicky dagegen, dass das Areal Brenden weiterhin für ältere Menschen genutzt wird. Allerdings hätten die umliegenden Heime in der Coronakrise alle ein Problem mit der Auslastung, gibt er zu bedenken. Dies führe zu hohen Defiziten. Gemäss Zwicky braucht Lutzenberg deshalb kein klassisches Alters- und Pflegeheim mehr. Vielmehr schwebt ihm als Alternative eine Art Alters-WG für aktive Rentner vor. Nach einem Nein zur Grundsatzfrage habe man genügend Zeit, um eine solche Lösung auszuarbeiten, zeigt sich Zwicky überzeugt. Bei einem Nein droht die Schliessung Dies sieht die Gemeinde Lutzenberg anders. Die Betriebsbewilligung für das Seniorenwohnheim Brenden läuft 2025 aus. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig. In den letzten 15 Jahren wurden für Brenden verschiedene Varianten diskutiert und verworfen. Eine ersatzlose Schliessung des Heims müsse unbedingt verhindert werden, heisst es im Abstimmungsedikt. Der Gemeinderat möchte den Standort weiterhin für die Themen Wohnen, Pflege und Betreuung im Alter erhalten. Geplant ist eine Überbauung mit 18 hindernisfreien Wohnungen, die Serviceleistungen im Bereich Betreuung und Hotellerie anbieten. Weiter sollen Tagesstrukturplätze für zehn Personen als Entlastungsangebot für pflegende Angehörige zur Verfügung gestellt werden. Eine Pflegeabteilung mit 19 stationären Plätzen inklusive einer Pflegegruppe für an Demenz erkrankte Menschen komplettiert das Vorhaben. Gemeindepräsident Rudolf Gantenbein möchte nun «Schritt für Schritt» vorgehen, wie er im Oktober gegenüber dieser Zeitung sagte. Die erwähnte Grundsatzfrage sei nie geklärt worden. Zum Flugblatt von Felix Zwicky möchte sich Gantenbein nicht äussern. Nächste Woche wird der Gemeinderat eine Lagebeurteilung vornehmen.

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