«Wir bieten Orientierung für neue Einwohner», sagt Noemi Rohner, Leiterin der Fachstelle Gesellschaft. Seit 2013 haben Zuzügerinnen und Zuzüger aus dem Aus- und Inland die Möglichkeit, in Begrüssungsgesprächen ihren neuen Wohnort besser kennen zu lernen. Rohner war damals Leiterin der Bibliothek und entschloss sich mit dem Einverständnis des Bibliotheksvorstands, Angebote aufzunehmen, die sich an den Bedürfnissen der Einwohnerinnen und Einwohner sowie dem sozialen Bedarf der Gemeinde orientieren.
Als Erstes wurde das vom Kanton gestützte Programm «Information und Begrüssung» vor zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Integration Rheintal im Familien- und Begegnungszentrum BiB – BiB steht für Begegnung, Beratung, Bildung und Beteiligung im Bahnhof – aufgenommen. Das Zentrum ist ein generationenübergreifender Treffpunkt sowie ein Begegnungs- und Wissensort für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde St. Margrethen.
Vierköpfiges Begrüssungsteam
Sonja Camenisch vom Einwohneramt klärt Zuzügerinnen und Zuzüger über die Gespräche auf und meldet sie bei Heidi Künzler an. Künzler ist für die Koordination der Gespräche zuständig und als Einheimische und Ortsbürgerin bestens mit den Gegebenheiten im Dorf vertraut. Zu ihrem Team gehören weiter Sozialpädagogin Sabina Zeric, die in den 90er-Jahren als Kind in die Schweiz gekommen ist, Janine Arquisch (Kinderbetreuung) sowie Granit Keka, Fachspezialist Zoll- und Grenzsicherheit. Bei Bedarf werden Schlüsselpersonen zugezogen, die für die Zuzügerinnen und Zuzüger übersetzen. Im Notfall kann das Team die Sprachen Deutsch, Albanisch, Italienisch, Englisch, Serbo-Kroatisch und Bosnisch abdecken.
Der Ausländeranteil in St. Margrethen ist hoch – er beträgt über 50 Prozent. Der Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinde ist dementsprechend gross. «Die Begrüssungsgespräche sind daher sehr wichtig», sagt Marianne Künzler. Sie war von Beginn an bis Ende 2022 im Team dabei. Die 70-Jährige sagt:
Mit den Jahren sind die Begrüssungsgespräche professioneller geworden. Wir haben eine eigene Mappe und einen detaillierten Leitfaden.
«Sprache ist die Basis für die Integration»
Eines der grössten Probleme ist die Sprache. «Sie ist die Basis für die Integration», sagt sie. Bei Familien sei das Schulwesen ein wichtiges Thema, allgemein interessieren besonders der öffentliche Verkehr, Versicherungen oder die Abfallentsorgung. «In den Gesprächen erhalten die Zuziehenden Tipps, wo und wie sie zu den gewünschten Informationen kommen», sagt Künzler.
Insgesamt führt das Begrüssungsteam pro Jahr 140 bis 160 Gespräche. Ein Gespräch dauert anderthalb bis zwei Stunden. «Die Leute waren grossmehrheitlich grossartig und dankbar», blickt Marianne Künzler zurück. Als Primarlehrerin und Schulleiterin habe sie gesehen, was die Leute brauchen und mit den Gesprächen viel bewirken können. Die Zuziehenden würden nicht nur ihre Rechte, sondern auch ihre Pflichten kennen lernen. «Ich habe mich gefreut, wenn ich helfen konnte», antwortet sie auf die Frage nach der Motivation. Und sie fügt hinzu:
Bei den Gesprächen konnte ich auch selbst viel lernen.
Als besonders schön bleibt ihr die Dankbarkeit der Leute in Erinnerung.
«Das Angebot verändert sich laufend»
Heute sind im BiB unter der Leitung der Fachstelle Gesellschaft zusätzlich Beratungsdienste, non-formale Bildung, Programme aus der Frühen Förderung und die Offene Jugendarbeit zugänglich. «Die räumliche Nähe aller Beteiligten lässt eine optimale Vernetzung der Angebote zu», sagt Leiterin Noemi Rohner. Genutzt würden die Dienstleistungen in einem ausgewogenen Verhältnis von deutschsprachigen und fremdsprachigen Einwohnerinnen und Einwohnern. «Das Angebot verändert sich laufend im Einklang mit dem gesellschaftlichen Wandel und entwickelt sich stetig weiter», so Rohner.
Galerie am Gleis 1: Jugendliche stellen Zeichnungen aus
Die Fachstelle Gesellschaft stellt am Bahnhof, wo auch die Offene Jugendarbeit ihre Büroräumlichkeiten hat, ihre Fenster den Jugendlichen zur Verfügung. Direkt am Perron 1 entsteht so die Galerie am Gleis, wo zukünftig regelmässig Jugendliche ihre Kreativität zeigen und ausstellen können. Damit möchte die Offene Jugendarbeit das positive Engagement der Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen, (Jugend)Kultur vermitteln, aber auch andere Jugendliche dazu animieren, eine eigene Leidenschaft zu entdecken.
Bereits können die ersten Werke von Jugendlichen bestaunt werden: Seit einigen Wochen sind Zeichnungen zum Thema Porträt der Gestaltungsklasse aus der Oberstufe sowie Mangas und Animes von zwei Jugendlichen ausgestellt.
Wer zwischen 13 und 25 Jahre alt ist, aus St.Margrethen oder der Umgebung kommt und seine Kreativität und Leidenschaft anderen Leuten zeigen will, kann sich bei der Offenen Jugendarbeit unter 078 899 12 46 oder jugendarbeit@stmargrethen.ch melden. (mko)